Die erste Woche verging wie im Flug.Keine neuen Umstände, mit denen ich umgehen müsste und kein nerviger Erstklässler, der mir am Arsch klebt. Seine ständigen Annäherungsversuche letzte Woche waren lästig. Aber jetzt, da er offenbar genug von mir hat kann ich getrost meinem grauen Schulalltag nachgehen. Ruhig und langweilig. Dasselbe alte Spiel von Lernstoff, Noten und Klassenwechsel. Ich habe mir zwar schon einige Male eine Abwechslung gewunschen, aber das würde am Ende nur Ärger geben und ich fliege aufgrund von schlechter Leistung noch von der Schule, sowie meine Freunde Isabel und Farlan. Ich brauche keinen aufgeweckten, jungen Mann, der nur Blödsinn im Kopf hat und nichts als frech und unverantwortlich ist. Soetwas passt nicht zu meinen Prinzipien und kann ich mit mir nicht vereinbaren. Ein Clown wird in meinem Leben nicht gebraucht.
"Levi - nicht so viel nachdenken. Beeil dich, sonst sind wir die Letzten!", warnt mich Mike und zerrt mich mit sich. Jetzt haben wir die beste Schulstunde der gesamten Woche - Klettern. Ich bin gespannt wie viele sich dieses Jahr angemeldet haben. Normalerweise sind wir immer eine gemütliche Gruppe von zehn bis fünfzehn Personen. Lassen wir uns überraschen. "Wieso so angepisst?", fragt mich Hanji, die urplötzlich hinter mir und Mike aufgetaucht ist. Sie hat bereits ihren Laborkittel übergezogen und ihre Laborbrille aufgesetzt. "Bin ich nicht." - "Niiiiicht? Aber du wirkst sehr demotiviert. Ist das Zusatzfach nicht deine liebste Schulstunde?" Sie zieht sich ihren Pferdeschwanz zurecht, "Du solltest mehr lachen Levi! Sonst haben noch alle Angst von dir." Mit diesen Worten verschwindet sie in einem anderen Gang und Mike ist wieder allein mit mir. Ich verdrehe nur die Augen und verfluche die endlosen vielen Treppen, die jetzt auf uns warten. Ich hoffe wir sind pünktlich. "Du solltest wirklich öfter Lachen.", ratet mir Mike. Er ist eigentlich kein Mann großer Worte - und genau deshalb kann man auf ihn zählen, wenn es auf etwas ankommt. Ich blicke ihn nur an und sage nichts. Sollte ich? Aber ich bleibe doch immer höflich und freundlich, ... nicht?
"Bildet eine Reihe! Ich werde durchzählen und euch Aufrufen!" Sportlehrer Shadis hat sich soeben bei den Neuen vorgestellt und lässt sein lautes Organ auf uns wirken. Seine Stimmbänder müssen echt aus Stahl sein. Er ruft die Gruppenmitglieder von insgesamt zwölf Personen auf und verlangt anschließend, dass wir Paare bilden: "Vergesst nicht - Gewicht muss mit eurem Partner übereinstimmen! Eure Zweiergruppe besteht ab heute ein ganzes Jahr. Wählt weise!" Ich seufze und gehe noch einmal die Namen der Frischlinge durch. Allerdings werde ich von einem großen, grünäugigen Eren unterbrochen. "Schon jemanden gefunden?", grinst er mich an. Ich seufze genervt aus: "Nein. Wieso fragst du? Und mit dir kann ich so und so in kein Team." - "Ich weiß, ich weiß! Ich hab ja schon einen Partner. Wollte mich nur unterhalten. Du bist ja immerhin der Einzige, den ich hier kenne. Ich hoffe auf ein paar Tipps!" Seine gute Laune macht mich leicht wütend, aber noch bevor ich antworte sehe ich die anderen Gruppenmitglieder, die mich eher ängstlich als neugierig mustern. Okay, Levi. Ruhigblut. Mehr Lächeln. "Klar doch.", mit diesen Worten versuche ich einen keckes Lächeln hervorzubringen und sehe zu dem Schönling auf. "Super! Ich freue mich auf eine gute Zusammenarbeit, Kollege!" Eren zwinkert mich an und geht wieder zurück, wo er zuvor gestanden hat. War das gearde sein Ernst? Er hat mich angezwinkert! Es ist definitiv nicht zweideutig auszulegen, aber das war gerade echt ... cool, ... denke ich. Als ich wieder zu ihm hinüber schaue, sehe ich die anderen Teilnehmer, die sich jetzt weniger vor mir fürchten. Bin ich echt so schlimm?
Als ich mich für einen meinen Patner umsehe werde ich an meiner Schulter angetippst. Ich drehe mich um und sehe in zwei große blaue Augen. "Hi. Würdest du mit mir ein Team bilden. Es gibt sonst niemanden der zu meiner Größe passt." Die schulterlangen, blonden Haare sehen wirklich königlich aus. Hinter ihr allerdings steht eine etwas größere Person, mit Sommersprossen auf Wangen und Nase und kurze Haare, zusammengebunden zu einem Zopf. "Christa, richtig?" Die kleine nickt eifrig und wartet gespannt auf eine Antwort. "Ja, können wir gerne.", Nehme ich ihr Angebot an, dabei bemüht zu grinsen, um sie nicht zu verschrecken. Die Größere hinter ihr legt ihren Arm um sie und zischt mir entgegen: "Pass ja auf sie auf, Ackermann!" Mir rutscht nur ein "Tch." heraus bevor ich mich wieder dem Lehrer zuwende. Sein Gebrüll hallt in der Kletterhalle furchtbar gut wieder. Ein Wunder, dass hier niemandem die Ohren abfallen. Nach einer endlosen predigt von Sicherheitsregeln, Gurteinstellungen und weiteren theoretischem Wissen, geht es endlich ans Aufwärmen. Unser Lehrer lässt uns eigenständig machen und sorgt nur für etwas Musik. Ich beginne meine Übungen und sehe nach kurzer Zeit, dass auch Eren sie macht - allerdings grottenschlecht. Mikasa hingegen scheint diese perfekt zu beherrschen. Vermutlich wird sie von ihren Eltern genauso getrillt, wie ich von meinen. Ich mach noch ein paar Bewegungen, bevor ich mir das nicht länger anschauen kann und zu diesem Tollpatsch hinüber gehe. "Du machst die Übungen flasch." Ich verschränke meine Arme und sehe auf ihn hinab. Der bleibt mit hochrotem Kopf auf seiner Matte liegen. "Wirlich? Wie soll ich sie den sonst machen?" Ich nicke zu Mikasa, die noch voll im Training ist und sehe ihn wieder an. Der schnaubt einmal hörbar, blickt angestrengt ins Nichts und versucht die Übung nocheinmal. "Du musst dein Hinterteil weiter runter und den Rücken gerader halten. Hast du noch nie geblanket?!" - "Doch, aber das ist schon lange her - das hat nie zu meinen Einheiten gehört." Er versucht sich in die richtige Stellung zu Bewegen, aber hängt dennoch durch. Ich korriegere ihn abermals: "Das ist nur die verdammte Liegestützstellung auf Ellbögen! Jetzt mach dich doch nicht lächerlich!" Bei meiner Aussage lasse ich mich so mitreißen, dass ich meine flache Hand auf seinen Bauch und die andere auf seinen Rücken lege und diesen Körperteil korrekt stelle. Eren ist ganz warm und sein Bauch ist kein bisschen weich. Er muss ein unglaubliches Sixpack haben. Auch auf seinem Rücken kann ich unglaubliche ausprägungen von Muskeln ertasten. Ich erschrecke und nehme meine Griffl sofort von ihm. "Tut mir leid." -"Passt schon, danke. Ich glaube jetzt bin ich richtig. Du bist echt eine große Hilfe. Danke Levi!"
Fuck! Was war das heute! Meine Hände kribbeln immer noch wie wild. Ich wollte niemaden betatschen. Schon gar nicht diesen Bengel. Was mache ich jetzt? Möglicherweie hat er schon ausgeplaudert, dass ich schwul bin. Vielleicht hat er mitbekommen, wie ich bei der Berührung errötet bin. Oh Gott! Ich bin so tod! ... Okay, stopp! Komm runter Levi. Das wird schon. Niemand hat irgendetwas bemerkt. Alles easy. Während ich dabei bin meine Gedanken zu ordnen und ruhiger zu werden, läuft unser Vertrauenslehrer Erwin Smith an mir vorbei. Er nickt mir zu und ist danach auch gleich wieder auf seinen Weg fokusiert. Ich bleibe stehen, halte nach einer Jungstoilette ausschau und entdecke sogleich eine. "Erwin!", rufe ich, packe Angesrochenen am Handgelenk und ziehe ihn in die Toiletten. Ich lasse den Lehrer los, werfe meine Sachen, mit denen ich bis jetzt noch vollgepackt war, in eine Ecke und beginne auf und abzulaufen. Erwin sieht das ganze Schauspiel seelenruhig mit an und fängt an eine Frage zu stellen: "Was ist los Levi? Gibt es wieder Probleme mit deinen Eltern?" Ich beginne meinen Kopf zu schütteln, "Freunde? Zu viel Stress? Geldprobleme?" Ich verneine alles mit meiner Geste und bleibe vor dem Erwachsenen stehen, Kopf auf den Boden gerichtet.
Wieso habe ich ihn hier her gezerrt? Was genau will ich eigentlich? Verflucht! Mach was Levi, bekomm deine kindischen Probleme in den Griff! Aber ich muss es raus lassen. Ich muss mich abreagieren - das geht am besten durch Sport oder Quatschen.
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Gebraucht (Eren x Levi)
FanfictionEren schafft es tatsächlich ein heißbegehrtes Stipendium seiner Traumschule zu ergattern. Zu Anfang steht für ihn nur der Klettersport im Vordergrund - ein Nebenfach und der Grund seiner Schulwahl. Jedoch birgt das neue Umfeld mehr Veränderungen, al...