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"Mikasa!" Ich winke die Schwarzhaarige zu mir. "Ich habe dir einen Platz frei gehalten:", erkläre ich, während ich mein Jacket von ihrem Stuhl nehme und es in meine Schultasche stopfe. Meine Sitnachbarin bedankt sich und setzt sich. "Schade, dass Armin nicht hier sein kann.", murmmelt sie. Ich gehe darauf nicht ein und wische das Thema mit einer Handbewegung zur Seite. Als wir ihn vor einer Woche besucht haben, ist unsere Begeisterung ganz schnell gesunken, als uns der Blonde die Tür aufgemacht hat. Er macht aus einer Fliege gerne mal einen Elefanten, jedoch war an diesem Tag klar, dass etwas Ernstes vorgefallen sein muss. Nachdem er uns hineingebeten hat und uns einen Tee zubereitet hat, dämmerte es Mikasa und mir bereits. Sein Großvater war nicht hier. Die erste Zeit wurde nichts gesprochen. Es war so still, dass wir die Uhr, die ober den Topfpflanzen am Regal hängt, ticken gehört haben. Normalerweise war es bei Armin nie leise. Ist uns dreien der Gesprächsstoff ausgegangen, hatte Armins älterer Herr immer eine Gechichte oder einen Witz parat und kurbelte so unser Zusammensein wieder an. Nur an diesem Nachmittag nicht. Man konnte trotz geschlossenem Fenster die Raben schreien hören und den pfeifenden Herbstwind, der an die Scheiben geklopft hat. Es war ein wirkliches trauriges Bild, in das Armin mit seinen rot-geschwollenen Augen und dem hängenden Kopf gepasst hat. Er konnte nicht viel geschlafen haben, das sah man ihm deutlich an. Ich wollte zu einer Frage ansetzten, aber noch ehe ich dazu Luft geholt habe, fing Armin an zu weinen und erzählte uns von seinem Verlust. Sein Großvater hatte schon seit einigen Tagen an Fieber gelitten und gestern habe er nur mehr schwach geatmet. Armin war nur kurz weg, um einzukaufen und als er wieder zuhause war, war sein älterer Herr tod. Er war so aufgelöst, dass er bis jetzt nicht die Zeit gefunden hatte mich und Mikasa zu kontaktieren. Er habe zuerst alles Rechtliche regeln wollen und war danach zu geschaft, um noch etwas anderes zu erledigen. Ich und Mikasa nahmen Armin ganz fest in den Arm und versuchten ihn zu beruhigen, doch das schien nicht zu helfen und die Geschichte nahm kein Ende. Da Armin noch nicht volljährig ist und keine weiteren Verwandten in unserer Gegend wohnen, muss er nun zu irgendwelchen Familienmitgliedern ins Ausland. Der Flug ist bereits gebucht und seine Sachen seien gepackt. Direkt nach der Beerdigung wird er uns verlassen. Als ich das gehört habe, konnte auch ich nicht mehr an mich halten und habe begonnen zu weinen. Auch unsere Freundin stimmte mit ein und wir konnten erst nach gefühlten Stunden wieder aufhören. An diesem Tag haben wir mit Armin bis in die Nacht hinein getratscht und sich an unseren schönsten und gemeinsamen Momente erinnert. Der tatsächliche Abschied wird morgen stattfinden. Wenn ich daran denke wird mir ganz flau im Magen.

"Eren Yeager!" Ich reiße mich von den Tagträumen los und blicke nach vorne an die Tafel. Die Anwesenheit wird kontrolliert. Ich mache einen Schluck bevor ich mich laut und deutlich melde. Der Lehrer, der sich als Vertretung unseres Vorstandes vorgestellt hat ist ein Herr um die 40 herum. Seine Augenbrauen sind für normale Verhältnisse viel zu buschig und groß. Die blonden und dichten Haare sind streng zu den Seiten gekemmt und seine stechend blauen augen sind bemerkenswert. Diese Beschreibung würde beinahe auf Armin passen. Er hätte sich gut mit diesem Lehrer verstanden - die Art ist identisch. "Nun, da ich alle Schüler notiert habe, möcchte ich  wissen, welche Wahl ihr bezüglich Wahlpflichtfächer getroffen habt. Zur Auswahl stehen Kochen, Klettern, Schwimmen, Philosophie und die zusätzlichen Laborstunden Biologie, Chemie oder Physik. Ich gebe die Namensliste durch und bitte euch gewünschte Fächer selbst einzutragen. Danke." Die Liste wird den Personen in den ersten Reihen überreicht und der Lärmpegel steigt leicht an, als alle beginnen zu tuscheln. Ich verschränke die Arme auf meinem Pult und lege meinen Kopf ab. Mein Blick schweift zu Misaka: "Für welches Fach hast du dich entschieden?" - "Ich überlege noch ... Du nimmst Klettern, richtig?" Ich nicke wie wild. "Hundertprozentig! Dafür habe ich die ganzen Ferien gepaukt und habe mich sportlich so hoochgearbeitet. Ich kann es kaum erwarten die erste Bergwand hinauf zu klettern. Stell dir  vor, welche Aussicht dort oben auf uns wartet!" Während ich von meinen Zukunftsplänen schwärme, nimmt jemand links von mir Platz. Dieser Platz hätte eigentlich Armin  gegolten, denn der ist leer geblieben. Ich blicke auf und sehe den großen Lehrer. "Wie ihr zuvor erfahren habt, bin ich eigentlich Vertrauenslehrer. Als dieser muss ich mich um die Abwesenheit der Schüler kümmern. Jedoch ist es bei eurem Kollegen ein Ausnahmefall, wie ich gehört habe. Wäre es möglich, mir seine Adresse zu geben, um ihn bei seiner Situation unter die Arme zu greifen? Er ist noch offiziel als Schüler an unserer Schule gemeldet, weshalb ich auch hier meine Hilfe anbieten möchte." Zuerst sehe ich zu Mikasa, die genause ihre Stirn runzelt, wie ich. Danach sehe ich wieder in die unnatürlich blauen Augen. "Wieso kommen Sie damit zu uns? Sie kennen doch die Adresse und wir sind keine Erziehungsberechtigten." - "Seid ihr durchaus nicht, aber ihr seid nunmal die letzten Personen, zu denen Armin eine nähere Beziehung aufgebaut hat. Ihr wisst, ob Armin eine fremde, helfende Hand gebrauchen könnte oder man ihm doch lieber sich selbst überlassen sollte." Ich denke kurz über die Worte des Vertrauenslehrers nach und warte auf ein OK von Mikasa. Auch ich stimme dafür und hole einen Postit heraus. Darauf notiere ich Armins Adresse und reiche sie dem Älteren: "Sie haben aber nur mehr heute Zeit. Morgen ist die Beerdigung und ab da ist Armin fort." Er steht auf, nimmt mir die kleine Notitz aus der Hand und macht ein bedenkliches Gesicht: "Ich verstehe. Ich werde noch heute nach ihm sehen. Herzlichen Dank." Er macht seine ersten Schritte nach vorne, doch dreht sich noch einmal zu uns, "Und ihr könnt mich getrost mit meinem Namen ansprechen. Erwin reicht völlig." Mit einem breiten Grinsen verabschiedet sich Erwin von unserer Klasse und wünscht uns einen schönen ersten Schultag bevor er aus dem Raum verschwindet. Ich wende mich Richtung Mikasa, die rechts von mir sitzt und sehe sie fraglich an: "War das eine gute Idee? Das war ein komischer Lehrer." Sie stimmt mir zu, aber hat sonst nichts hinzuzufügen.  Ich schnaube und lenke meine Aufmerksamkeit auf den freien Platz links von mir. Armin, was sollen wir nur ohne dich tun? Wieso kannst du nicht bleiben?

Ich werde unsere Freundschaft mit allen Mitteln aufrecht erhalten! Armin darf nicht aus meinem Leben verschwinden. Wir werden auch in Zukunft genauso lachen und weinen, wie wir es bis jetzt immer getan haben!

Gebraucht (Eren x Levi)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt