Langsam lasse ich mich auf die Knie fallen und klappe den Toilettensitz hoch. Danach platziere ich einen Arm so darauf, dass ich meinen Kopf darauf ablegen kann und mein Gesicht in Richtung der Schüssel gerichtet ist. Das ist jedoch nicht so einfach, denn alles dreht sich und die Gliedmaßen lassen sich nur sehr schwer heben. Das und die Tatsache, dass ich mehr oder weniger ein WC umarme, bringen mich zum kichern. Ich habe den anderen versichert, mir wäre nicht schlecht und dennoch haben sie mich hierher verbannt. Eigentlich ... eigentlich ja nur Erwin ... Gerade, als unerklärliche Wut in mir aufkommt, schießt ein Schwall von Flüssigkeit aus meinem Mund. Ich lasse ihn offen stehen und bekomme das eher nur so nebenbei mit. Es fühlt sich ganz anders an, als ich dachte. Das der Magen etwas hoch geschickt hat, habe ich erst bemerkt, als es schon in der Toilettenschüssel gelandet ist und auch das stechende Nachbrennen, dass man normalerweise erwartet, ist nicht eingetreten. Leicht seufze ich, bevor ein weiterer Fluss von Alkohol, den mein Körper nicht mehr aufnehmen kann,einen Weg nach draußen findet. Mich stört es wesentlich wenig und so versuche ich mich im Raum umzusehen. Der kleine Raum ist mit elbenbeinfarbenen, großen Fließen versehen, was ihn sehr teuer wirken lässt - passend zu diesem ganzen Haus. Levis Elternhaus gleicht mehr einem Wohnhaus aus einem Luxuskatalog als einem Einfamilienhaus. Möglichst alles ist in weiß, blau und schwarz gehalten. Ich dachte, solche Gebäude würden nicht in meiner unmittelbaren Nähe existieren, und nun befinde ich mich in einem. Zwar betrunken und kotzend über einer Toilette hängend, aber ich bin meinem baldigen Reichtum einen Schritt näher gekommen ... oder so. Und nocheinmal übergebe ich mich, bevor ich meine Augen schließe und versuche meine sinnlosen Gedankengänge unter Kontrolle zu bringen.
Dass Heilig Abend so ausartet, hätten wir alle nicht gedacht. Um genau zu sein, war es meine Idee eine kleine Party zu schmeißen, nachdem ich erfahren habe, dass Levi dieses Weihnachten alleine zu hause sein wird. Dank meinen Überredungskünsten hat er sogar schneller eingeknickt, als erwartet und schlussendlich mit einem Murren zugestimmt. Geeinigt haben wir uns auf eine kleiner Feier mit unseren engsten Freunden. Da dies aber so kurzfristig beschlossen wurde, hat nur Armin zugesagt. Noch nicht einmal Mikasa ist ihren familären Pflichten ausgekommen, obwohl sie oft sehr überzeugende Argumente liefern kann, wenn sie etwas haben möchte. So kam es, das nur Armin, Levi und ich auf der viel zu harten Couch mit einem Glas Rotwein gesäßen sind und die hübsche Weihnachtsbeleutung im Garten durch die endlos hohen Panoramafenster begutachtet haben. Die Komplimente dazu hat Levi nur mit einem stummen Nicken zur Kenntnis genommen, um gleich daraufhin wieder an seinem Glas zu nippen. Nach einiger Zeit - das teure Getränk hat bereits unsere Zungen gelockert - ist unser Gespräch über Levis Eltern, die momentan auf Urlaub sind, zu weiteren Genussgetränken gewandert. Dabei hat vor allem Levi einige Cocktails empfohlen. Keine zehn Minuten später haben wir uns an dem Vorratskeller dieses Hauses zu schaffen gemacht und uns ein paar Flaschen Alkohol mit hoch genommen, die wir für einen guten Cocktail benötiget haben. Ich wollte unbedingt selbst einen mixen! Levi hat dabei die Anweisungen gegeben, jedoch besteht die Chance, dass Armin und ich etwas zu viel vom Alkohol erwischt haben. Aus Prinzip wurden die wenigen Gläser dennoch getrunken - die Getränke schmecken dadurch nicht schlechter - und so kommt es, dass wir tatsächlich etwas beschwipst geworden sind. Dabei sind noch absurdere Gesprächsthemen aufgekommen, die unter anderem von Armins neuem Freund gehandelt haben und Levis besten Freund, der nicht kommen konnte, weil er auf seinen Partner aufpassen musste. Ich bin zu diesem Zeitpunkt wirklich froh gewesen, ihm nicht zu begegnen. Ich habe das Gefühl gehabt, ihn mit Sicherheit nicht leiden zu können, obwohl Levi nur wenig erzählt hat ... Er hat dabei sogar geschmunzelt! Wie auch immer - Ich kann diesen Freund zu 100 Prozent nicht leiden. Davon bin ich sofort überzeugt gewesen. Kurz vor Mitternacht sind wir auf die glorreiche Idee gekommen Shots zu trinken, nach dem Motto: Jetzt ist es auch schon egal! Und so haben wir uns immer weiter abgefüllt, bis Armin seinen Partner kontaktiert hat. Ich habe das extrem amüsant gefunden und habe mit meinem blonden Freund anzügliche Nachrichten ausgearbeitet, auf die Kontaktierter zu unser vollsten Zufriedenheit reagiert hat. Levi hat es zu Anfang dämlich gefunden, aber nach einiger Zeit auch ein paar Worte fallen lassen. Nach unserer fünften Runde von Shots - ein Wunder, dass noch niemand gekotzt hat - hat Armin angefangen wie ein kleines Mädchen zu kichern. Das hat auch Levi und mich zu lachen gebracht und unsere Interesse geweckt. "Mir ist etwas eingefallen! Passt auf, ... Passt. Auf." Armin hat kurz Luft holen und die Augen schließen müssen, um im aufrechten Sitz mit dem Schwanken zu stoppen. Er hat von einer wirklich höchst perversen Story erzählt, die er seinem Freund schicken wollte: "Und damit er uns das abkauft schicken wir ihm ein Bild! Und zwar eines, an dem wir unsere Zungenspitzen berühren!" Überfordert mit seinem gespenstischen Genie habe ich begeistert zu lachen begonnen, während Levi nur die Stirn gerunzelt hat. Nachdem ich mich wieder beruhigt habe, habe ich jedoch meine Bedenken ausgesprochen: "Aber ... nur du bist schwul?" Armin hat kurz überlegt bis er eine Flasche geschnappt und hochgehalten hat. "Dann lecken wir eben alle den Flaschenhals ab. Das sieht sogar noch perverser aus!" Mit dem hat mich der Blonde gehabt und ich habe ihm das Gefäß abgenommen, damit er sein Handy in die richtige Position bringen kann. "Komm schon, Levi!", habe ich versucht den Ältersten zu motivieren, der mich zuerst entrüstet angestarrt hat, aber dann einen kräftigen Schluck direkt von einer Flasche genommen und seine Zunge zu unseren an die Flasche gelegt hat. Wir drei haben im wichtigsten Moment zu kichern begonnen und haben, nach einem Foto mit schrecklicher Qualität, nicht mehr aufhören können. Kaum ist das Bild abgeschickt gewesen, wurde Armin angerufen und er hat Levis Adresse mitteilen müssen. "Was - will dein Freund jetzt mitsaufen?", habe ich angefangen zu spekulieren und habe meine plötzliche Veränderung in meiner Wahrnehmung bemerkt. Jedoch ist meine Vernunft bereits seit den ersten Shots nicht mehr vorhanden gewesen und so habe ich auf Levis Vorschlag - "Saufen! Machen wir ihm auch ein paar Cocktails!" - mit einem lauten Jubbeln eingestimmt. Wieso habe ich mich eigentlich noch nie früher die Kante gegeben? Das ist der Wahnsinn! Sogar Levi hat dieses unglaubliche Feeling bekommen ... Er hat ja auch definitv mehr als wir intus gehabt. Armin hat Levis Vorschlag auch für gut befunden und sogleich auf den Weg in die Küche gemacht, die noch von unseren Mixexpirementen vollgesaut war. Levi und ich sind ihm sofort gefolgt ... gefühlt waren wir wirklich sehr schnell in dem anderen Raum, jedoch waren wir mit Sicherheit drei Witzfiguren, die erst nach einer Ewigkeit am Türrahmen angekommen sind, an dem sie sich anhalten mussten um nicht umzufallen. In der Küche angekommen hat Armin nun vier Gläser mit irgendeinem Alk gefüllt - ein jedes Kind hätte erkannt, dass diese nicht gerecht gefüllt waren - um anschließend ein bisschen Fruchtsaft und Soda hinzuzufügen. Was auch immer das gewesen ist, ... es ist von Armin als Cocktail präsentiert worden. Levi, der neben Armin auf der Arbeitsfläche gesäßen ist, hat zu diesem Zeitpunkt echt geile Songs auf seinem Handy aufgedreht gehabt, welche mich, hinter Armin an der anderen Arbeitsfläche angelehnt, in weitere Feierstimmung gebracht haben. Jeder hat sein Glas genommen, zusammengestoßen und einen Schluck gemacht. Keiner von uns hat sich selbst noch so richtig koordinieren können und es ist eine wirkliche Arbeit gewesen nicht einfach aus dem Nichts umzufallen, aber das hat niemanden vom Trinken abgehalten. Als ein extrem guter Song zu vernehmen war, habe ich meine Arme hoch gerissen und dabei mit meinen Zeigefingern zur Decke gezeigt und versucht mich im Takt dazu zu bewegen. Dabei habe ich vermutlich mehr als die Hälfte des sogenannten Cocktails über mich geleert, aber dies ist mir zur Gänze egal gewesen. Die anderen hat diese Begeisterung sichtlich amüsiert, denn Levi und Armin haben darüber gelacht. Mein Blick ist an Levi haften geblieben - Sein Gesicht hat so eine schöne Form. Man kann es sicher angenehm mit seinen Händen umfassen. - was ein süffisantes Grinsen auf meine Lippen gezaubert hat. Plötzlich habe ich eine weitere Person im Türrahmen stehen sehen, was dank meiner langsamen Reaktion keinen Schrecken ausgelöst hat. Professor Erwin hat zuerst zu Levi und Armin gesehen, welche verstummt sind, und anschließend zu mir: "Eren ... stell das Glas ab." Seine Stimmung hat sich nicht einordnen lassen. Ich habe jedoch nicht mit meiner Tätigkeit aufgehört: "Ach, Herr Professooooor ... werden Sie etwas lockerer~." Dabei habe ich einen weiteren Schluck des Alkohols getrunken. Unerwartet ist mir mein Glas aus der Hand genommen worden und ich bin an der Hand gepackt und durch das Gebäude geführt worden. Dabei habe ich Fragen gestellt, die mir jedoch nicht beantwortet geworden sind. Erwin hat mir befohlen bei dieser Toilette zu bleiben, zu der er mich gebracht hat und nun sitzt ich da und versuche zu pennen.
Wieso müssen Erwachsene alles verderben? Was macht Erwin eigentlich hier? Egal. Ich werde einfach aufstehen und noch mehr feiern. Ich wohne in einem freien Land. Niemand kann mich aufhalten Spaß zu haben! ... Ich werde nur ein kurzes Nickerchen halten, bevor ich weiter tanze. Plötzlich knallt es hinter mir. Ich sehe auf und erkenne wie Levi gegen die offene Tür angelehnt ist und versucht aufrecht zu bleiben. Sein Kopf dreht sich und sein Blick versucht mich wohl zu fixieren. "... lie-he, DISCH!", bringt Levi hervor. Dabei bricht er fast zusammen, kann sich aber noch rechtzeitig am Türrahmen und der Türschnalle festklammern. Ich verstehe nicht ganz, was er mir vermitteln will und nicke bloß mit dem Kopf. Doch sein zweiter Versuch glückt ihm dann doch und ich kann ihn "klar und deutlich" verstehen: "ICH. Li-BE ... DICH! EREeEn..."
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Gebraucht (Eren x Levi)
Fiksi PenggemarEren schafft es tatsächlich ein heißbegehrtes Stipendium seiner Traumschule zu ergattern. Zu Anfang steht für ihn nur der Klettersport im Vordergrund - ein Nebenfach und der Grund seiner Schulwahl. Jedoch birgt das neue Umfeld mehr Veränderungen, al...