Der gestellte Alarm läuft ab und reißt mich aus meinen Träumen. Mit meiner Hand taste ich mich zu meinem Handy, das neben meinem Kopfpolster liegt, in den ich mein Gesicht vergrabe. Ich wische mit meinem Finger über das Display und stelle diesen grausigen Ton ab. Noch bevor ich einnicke setzte ich mich auf und klettere aus meinem Stockbett. "Dein Ernst, Mann?", gibt Connie mürrisch von sich. Mein gleichaltriger Zimmergenosse dreht sich weg vom Fenster, als ich die Vorhänge zur Seite schiebe. Eine Straßenlaterne leuchtet direkt in unser kleines Zimmer, welches mit einem Schreibtisch, einem etwas größerem Schrank und einem Waschbecken bestückt ist, weshalb ich kein Licht aufzudrehen brauche. "Sry.", entschuldige ich mich leise und bin darauf bedacht keinen Lärm zu machen. Heute möchte ich extra pünktlich von hier weg kommen. Meine Schmerzmittel sind schnell genommen und auch die Schulkleidung sitzt sofort an ihrem Platz. Bevor ich das Zimmer verlasse, ziehe ich die Vorhänge wieder zu und wünsche Connie noch einen schönen freien Tag, was er nur mit einem weiteren Murren kommentiert. So früh geweckt zu werden, wenn man seit langem mal nicht arbeitet, muss echt doof sein.
Mit einem strahlenden Gesicht gehe ich aus dem großen Gebäude hinaus und sauge die frische Morgenluft ein. Es tut nicht nur meinen Lungen gut, sondern veringert auch etwas die Kopfschmerzen. Ich hatte das Glück gleich am Tag nach meines Zuziehens der Verletzung entlassen werden zu können. Offenbar war ich stabil genug und den Platz hat das Krankenhaus bereits für andere Personen benötigt. Als ich das erfahren habe, habe ich sofort einige meiner Freunde kontaktiert, dazu zählt nun auch Levi. Der Ältere hat mich daraufhin gefragt, ob ich mit ihm in die Schule fahren möchte. Das freut mich wirklich sehr, deshalb versuche ich auch über pünktlich zu sein.
Bei unserem Treffpunkt angekommen stelle ich meine Sachen am Boden ab und hole mein Handy herraus. Ich schicke Levi eine Nachricht, dass ich bereits angekommen bin und warte. Dabei fällt mir sein Profilbild ins Auge, welches ich antippse, um es besser betrachten zu können. Er sitzt in irgendeinem Restaurant, hat seinen Kopf abgestützt und starrt gelangweilt in die Kamera. Er ist wirklich fotogen, obwohl er sich noch nicht einmal Mühe gibt. In dem Bild sieht er genau so zerbrechlich aus, wie in real. Die Haut wirkt weich und zart und seine Haltung abweisend. Er ist irgendwie süß. Bei diesem Gedanken muss ich grinsen und stoße dabei Luft aus meiner Nase aus, die man in kleinen Wolken aufsteigen sieht. Die Mädchen finden das sicher genauso süß. Levi muss ein wirklicher Frauenschwarm sein. Da werde ich fast schon neidisch - Ich möchte auch viele Mädchen um mich haben, die sich um mich sorgen ... Davon würde ich zwar keinen Gebrauch machen, aber es wäre mega cool. Ich werde rot und schüttle mir dieses sinnlose Thema wieder aus dem Kopf. Ich möchte doch nicht mit einem Freund konkurieren! Gerade in diesem Moment begrüßt mich Levi und ich stecke mein Handy weg. Nachdem er mich gefragt hat, wie es mir geht, schweigen wir. Irgendwann spreche ich meine Entdeckung an: "Hübsches Profilbild." - "Danke." Aus irgendeinem Grund hat dieser Kommentar die Stille nur verschlimmert. Levi ist es zwar vollkommen egal, aber ich empfinde es nun als extrem peinlich. Mir fällt eben auf, dass wir uns im Grunde gar nicht kennen. Über was kann man denn noch sprechen?! Glücklicherweise ergreift Levi das Wort: "An was denkst du gerade?" Ich zucke die Schultern und erblicke just in diesem Moment eine Weihnachtswerbung: "An nicht viel. Mir ist soeben eingefallen, dass Weihnachten vor der Tür steht. War gestern nicht der erste Adventsonntag?" Ich blicke zu Levi, froh darüber ein Gesprächsthema gefunden zu haben, aber er sieht wenig begeistert aus. "Ich glaube schon. Ich nehme das nicht so genau. Eigentlich mag ich Weihnachten nicht. Auch der ganze Dekokram kann mir gestohlen bleiben." - "Was? Wie kannst du sowas sagen? Das ist doch die schönste Zeit des Jahres! Miteinander Zeit zu verbringen und diese zu genießen ... das ist doch wunderschön. Es geht hier doch nicht nur um die Dekoration!", erinnere ich ihn. Ich liebe es, wenn im Heim alle gemeinsam um den Kranz herum sitzen und singen. Es riecht nach Kerze und Tanne, sowie Kinderpunsch, denn die älteren Kinder - zu denen ich zähle - machen. Diese Momente gehören zu den schönsten des gesamten Jahres. Leider habe ich das gestern versäumt, aber umso schöner wird der nächste Sonntag! "Ich gehe meinen Eltern eher aus dem Weg und zu Weihnachten würde ich am liebsten meine Familie nicht sehen." Diese kaltherzige Antwort überrascht mich so sehr, dass mein Mund offen stehen bleibt. Hat er eben gesagt, er bleibt zu Weihnachten lieber alleine, anstatt bei seiner Familie zu sein?! "Wieso das denn? Sind sie gemein zu dir oder dergleichen?" - "Nein. Ich verstehe mich mit ihnen einfach nicht so gut. Die Geschenke sind ganz cool ... aber auf die kann ich eigentlich auch verzichten. Weihnachten ist für mich einfach nur viel zu anstrengend. Millionen Weihnachtsfeiern, bei denen man so tun muss, als würden sie Spaß machen und so viele alte Menschen, die man gar nicht kennt. ... Ich hasse Weihnachten." - "Wenn Weihnachten aus Parties besteht, dann möchte ich das auch nicht haben. Du müsstest mal bei mir vorbei kommen! Wir bekommen zwar keine super teuren Geschenke und auch das Essen ist nicht so exquisit, aber dafür haben wir eine Menge Spaß! Wir spielen viele Spiele zusammen und mixen unsere eigenen Weihnachtsmarktgetränke. Daraus machen wir immer einen Wettkampf und der beste Mix gewinnt!" Ich muss lachen und bemerke gar nicht, wie sehr ich ins Schwärmen gerate. Als ich zu Levi blicke, sehe ich, dass er mich anstarrt und leicht schmunzelt. Ich grinse zurück: "Was ist?" Er nimmt den Blick von mir: "Nichts. ... Sieht so aus, als müsste ich tatsächlich mal vorbei kommen." Dabei lacht er leise, was mich verstummen lässt. Verwundert glotze ich ihn an und spüre, wie meine Wangen heiß werden. Hat Levi gerade gelacht? Ist er tatsächlich dazu fähig? Und vorallem - Wie habe ich ihn gerade zum lachen gebracht?! Es war ein so freundliches, herzerwärmendes Lachen - die Mädchen müssen wirklich auf ihn fliegen! Es lässt ja sogar mich sprachlos! ...
Levi Ackermann - Du bist ein gutaussehnder, vertrauenswürdiger und begehrenswerter Junge und ich bin hochoffiziel neidisch, nicht in deiner Liga mitspielen zu können! Anders kann ich mir dieses Herzklopfen nicht erklären.
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Gebraucht (Eren x Levi)
FanfictionEren schafft es tatsächlich ein heißbegehrtes Stipendium seiner Traumschule zu ergattern. Zu Anfang steht für ihn nur der Klettersport im Vordergrund - ein Nebenfach und der Grund seiner Schulwahl. Jedoch birgt das neue Umfeld mehr Veränderungen, al...