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Erwin verschwindet mit Eren aus der Küche. Was macht der hier? Ich blicke zu Armin, der ein dämliches Grinsen aufgelegt hat und eine rhetorische Frage stellt: "Ist er nicht süß?" Ich, in meinem unmöglichen, betrunkenen Zustand rutsche von der Arbeitsplatte und stelle das Glas mit einer gefährlichen Kraft ab. Es hätte locker zerspringen können. Ich nähere mich Armin bis auf einige Zentimeter und sehe ihn angepisst in seine, vor Angst geweiteten, Augen. "Ewen gehört mia! ... Schreib dir das *hicks* hinter deihe Ohr-n!", dabei hebe ich meinen ausgestreckten Zeigefinger und versuche ihn ruhig auf seine Nase gerichtet zu lassen. Ich lass mir doch meinen zukünftigen Freund nicht von diesem Blondie wegnehmen! Ich verspüre den Drang ihn wegzustoßen, aber ich beherrsche mich und trete einen Schritt zurück. Jedoch falle ich dabei auf meinen Hintern und muss mich erstmals auf meine "neue" Umgebung gewöhnen. Wow ... Kleine Kinder sehen ja gar nichts. Als ich aufsehe blicke ich in Erwins Augen und sehe wie ihm das andere Bürschchen um den Hals fällt. Der Nüchterne packt diesen am Hintern und möchte ihn so wegtragen, doch bevor er wegtretet befiehlt er mir sitzen zu bleiben. Er würde gleich wieder hier sein. Armin ruft noch etwas, bevor er aus meiner Hörweite verschwindet: "Und dahs is'meinaaaaa!" Mein Kopf schmerzt und es dauert etwas bis ich Eins und Eins zusammenzählen kann. Oh man! Und ich habe ihm noch wegen Eren gedroht. Hoffentlich vergisst er das - Ist ja peinlich. Wobei ... sowas wie ein Schamgefühl verspüre ich so und so momentan nicht. Außerdem habe ich Erens Aussage schon fast wieder vergessen ... Er ist nicht schwul? Aber das ist unfair! Ich will ihn jetzt Küssen! Außerdem ... Außerdem: I have never seen TWO PRETTY BEST FRIENDS! Er muss schwul sein ... und wenn es nur heute ist! Mit einem wirklich beängstigenden Motivationsschub schaffe ich es auf und eile in meinem bedenklich schlechten Zustand in den ersten Stock, wo ich Eren vermute. Denn Erwin und Armin habe ich in der unteren Toilette gesehen. Dabei falle ich mehr oder weniger gegen die angelehnte Tür und verursache einen Heidenlärm. Dabei reißt Eren seinen Kopf hoch, der in die Schüssel gehängt ist. Ich nehme meinen Mut zusammen und versuche ihm zu sagen, dass ich ihn liebe. Seine Antwort ist nur ein einfaches Kopfnicken, was mich wütend werden lässt. Ich vergesse beinahe das Gleichgewicht zu halten und wäre fast nach hinten geflogen, habe mich allerdings noch rechtzeitig retten können. "Ich liebe dich! Eren!", brülle ich dieses Mal aus vollem Hals. Sein Hirn scheint das noch zu verarbeiten, denn er bewegt sich keinen Millimeter, als ich einen Schritt auf ihn zu mache. Dabei versuche ich vorsichtig auf die Knie zu gehen, mache das aber sehr ungeschickt und stoße dabei Eren um, so dass er nun irgendwie gegen die Wand gelehnt ist. Unsere Gesichter sind uns relativ nahe. Seinen widerlichen Mundgeruch kann ich gekonnt ignorieren und verliere mich in den glasigen, grünen Augen, die noch immer seine Verwirrtheit widerspiegeln. Plötzlich regt es ihn und er kotz sich voll. Dabei bewegt er sich nicht vom Fleck und würdigt sein nun kaputtes T-Shirt keines Blickes, schaut nur mich entschuldigend an und scheint diese Situation noch immer verstehen zu wollen. Obwohl ich irgendwo in meinem Hinterkopf eine Stimme schreien höre, "Tu es nicht! Tu es nicht! Tu es nicht!", gebe ich meinem Verlangen sofort nach und hebe meine Hand, die ich im Ärmel versteckt habe. Mit dem Stoff an meinem Handrücken wische ich den überflüssigen Speichel weg. Alles, was ich so nicht wegbekomme wische ich mit meinen nackten Fingern weg, bevor ich mich näher an ihn lehne und einen Kuss auf seine Lippen drücke. Sein Körper versteift sich unter meinem und ich spüre wie er versucht auszuweichen, aber mein Hirn schaltet nicht, sondern bringt mich dazu seinen Lippen weiter zu folgen und mich diesem widerlichen Geschmack weiter auszusetzten. Plötzlich spüre ich, wie etwas meine Speiseröhre hochkriecht, weshalb ich mich in Windeseile an der weißen porzellanenen Schüssel festhalte und in die Mitte ziele. Gerade noch rechtzeitig. Meine Augen fangen an zu tränen und meine Sicht verschwimmt. Schweratmend lasse ich meinen Kopf hängen und lasse eine kleine Krokodilsträne meine Wangen hinunterlaufen. Doch zu meiner Überraschung greifen zwei kalte Hände nach meinem Gesicht und drücken es in Richtung des Besitzers. Eren starrt mich verträumt an, bevor er mich wieder loslassen muss, weil ich mich erneut übergeben muss. Wieso. Habe. Ich. Mich. So. Angetrunken?! Sachte wird mir über den Rücken gestreichelt, was mich etwas beruhigt. Plötzlich schneit Erwin herein und unterbricht somit Erens Tun. Verschwinde Erwin! Du zerstörst den perfekten Mo- ... und noch einmal würge ich Mageninneres hoch. Der Blonde im Türrahmen verschwindet kurz und kommt anschließend wieder mit zwei Fließdecken, wobei er eine mir umlegt und die andere Eren reicht, der sich diese selbst irgendwie um seine Schultern zieht. Er sieht wirklich schon um einiges besser aus als zuvor. "Falls ihr etwas braucht - ruft einfach, ich bin bei Armin im Erdgeschoss.", teilt uns der Erwachsene noch mit, bevor er uns verlässt. Ich muss mich noch einige Male übergeben und auch Eren bleibt nicht verschont, jedoch waren wir bereits so müde, dass wir einfach eingepennt sind. Ich habe mich zusammengekauert und an Eren gedrückt, der das ganze nur willkommen geheißen und mich dabei umarmt hat. Dass ich in meinem Leben die Löffelchenstellung mit diesen Umständen - am Fußboden meines WCs, in Kotze getränkt, mit einem Jungen - haben werde, wäre mir so nie in den Sinn gekommen. Ich merke langsam, wie dieses Leben den Bach runter geht. Ich wusste es wird nur Probleme geben, mich auf meine Homosexualität einzulassen ... Aber fürs Erste ist es okay - Ich wusste nicht, dass man sich in einer Umarmung so wohl fühlen kann. Noch nicht einmal Erwin hat mich so fühlen lassen, als er meine Rettung in Not war. Leicht schmunzelnd beginne ich in die tiefen der Träume zu treiben, während ich Erens hebend und senkenden Bauch an meinem Rücken spüre.

Wie kann der wohl schönste Moment meines Lebens auch der schmerzhafteste sein? Die letzten Wochen habe ich mit meinen Gefühlen gekämpft , wollte sie nicht zulassen. Nun erfahre ich, dass mein Schwarm gar nicht auf Männer steht. Dennoch lässt er sich von mir berühren und küssen. Er nimmt mich in den Arm und schenkt mir Geborgenheit ... Aber das liegt nicht an mir. Das liegt nur an dem Alkohol. Ich werde das ausnutzen solange es mir möglich ist. Bitte lass Eren niemals mehr zur Vernunft kommen!

Gebraucht (Eren x Levi)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt