Schweratmed schlage ich meine Augen auf und muss sogleich feststellen, dass ich alt bin. Ein unglaublicher Schmerz zieht sich meinen Rücken entlang und lässt mich meine gestrige Entscheidung büßen. Ich hätte mich, nachdem Armin sich ausgekotzt hat, lieber mit ihm auf die Couch legen sollen und nicht sitzend gegen eine Wand gelehnt bleiben. Auch, wenn ich es wirklich genieße - Armin an mich gedrückt, zwischen meinen Beinen schlafend - sollte ich das nächste Mal lieber meinem Alter entsprechend handeln und mir einen bequemen Schlafplatz suchen. Ich seufze lautlos, bevor ich so ruhig wie möglich aufstehe und meinen Freund dabei vorsichtig auf dem Boden ablege. Er ist ein solches Fliegenewicht und dennoch so stark. Er wohnt schon seit der Beerdigung seines Großvaters bei mir. Ein Paar sind wir jedoch erst geworden, nachdem er versucht hat, ein zweites Mal über mich herzufallen, was ich gekonnt verhindert habe - und das nicht nur, weil ich eigentlich Top bin. Der Überraschungsmoment, mit dem er mich bei unserem ersten Treffen überrumpelt hat, hat nicht mehr funktioniert. Ich weiß bis heute nicht, ob Armin eine Beziehung mit mir eingegangen ist, weil er Sex möchte oder tatsächlich etwas für mich empfindet. Aber grundlegend ist mir das egal - Ich habe mich bei unserem ersten Kuss sofort in ihn verguckt und möchte ihn einfach nicht verlieren. So schnell Gefühle zu entwickeln ist nicht normal, aber auch das ignoriere ich gekonnt.
Ich schaue den schlafenden Jugendlichen an und verlasse die Toilette. Während ich in an der Treppe in das Wohnzimmer marschiere, drehe ich meinen Kopf in alle Richtungen, sodass ein schönes Knacksen zu vernehmen ist. Dabei packe ich mit einer Hand meinen Nacken und knete ihn leicht. Im Designerwohnzimmer angekommen sehe ich durch die beachtlich sauberen Fenster Schneeflocken vom Himmel fallen. Einige Zentimeter Schnee sind bereits liegen geblieben und zaubern mir ein kleines Lächeln ins Gesicht. Kurz starre ich noch in die Ferne, um gleich darauf meine Autoschlüssel zu zücken und mir meine Esatzkleidung aus meinem Fahrzeug zu holen. Für gewöhnlich brauche ich sie nur, wenn ich mal eine Nacht in der Schule verbringe, was glücklicherweise nur ganz selten vorkommt. Halb erfroren klopfe ich die Schuhe ab und schließe gleich danach wieder die Haustür ab. Ich verziehe mich in das Gästebad, das nur ein paar Räume neben Armins jetzigem Schlafplatz ist und nehme eine Dusche. Ich hoffe, er bekommt den Lärm nicht allzu stark mit. Nachdem ich nun wieder ordentlich und frisch bin, schleiche ich mich hoch in Levis Zimmer. Es hat sich seit meinem letzten Besuch wirklich nichts verändert. Die ersten Schuljahre waren für Levi nicht die einfachsten. Man kann von Glück reden, dass er sich jemandem anvertraut hat. In diesem Fall war das ich. Dank der enstandenen Freundschaft zwischen uns, ging meine Pflege über die eines Lehrers hinaus. Dabei kam es schon mal vor, dass ich ihm Gesellschaft geleistet habe, wenn seine Eltern, wie so oft, nicht hier waren. Ich habe sogar noch einen Schlüssel für dieses Gebäude. Wenn ich daran zurück denke, läuft es mir kalt den Rücken hinunter. Schnell schüttle ich mir diese Gedanken aus dem Kopf und fange aus dem Kleiderschrank des Jugendlichen drei bequeme Outfits herraus. Diese klemme ich mir unter meinen Oberarm und schlendere wieder zur Treppe. Dabei erhasche ich einen Blick in die obere Toilette und sehe swohl Levi als auch Eren zusammengekauert am Boden liegen - die Arme fest umeinander geschlungen. Sie sehen wirklich süß zusammen aus. Dabei muss ich an Levis gestriges Liebesgeständis denken, dass wirklich nicht zu überhören war. Das lässt mich leicht Schmunzeln, was mich daran erinnert, dass sich meine große Liebe im Erdgeschoss befindet. Vorsichtig tapse ich nach unten und lege den mitgenommenen Wäschestapel auf einem sauberen Sideboard ab. Anschließend begebe ich mich in die Küche und beginne sauber zu machen, so dass ich anschließend beginnen kann Frühstück zu machen. Die Uhr zeigt mir elf Uhr Vormittags an, was bedeutet, das auch die anderen bald aufwachen werden. Ich beginne Speck anzubraten und Eier aufzuschlagen, um sie zu Rührei verarbeiten zu können. Daneben hole ich noch Aspirin aus dem Medikamentenschrank, der sich im Wäschezimmer des Hauses befindet, und fülle drei saubere Gläser mit Wasser an. Der verführende Geruch von Essen bleibt nicht unbemerkt und die Teenager lassen nicht lange auf sich warten. Zuerst watschelt Armin herein, der sich zuerst an mich klammert, bevor ich ihm das Wasserglas hinstelle und ihm die Tablette in den Mund schiebe. Er wehrt sich nicht großartig und schluckt das Teil ohne Widerworte hinunter. Ich streiche ihm über den Kopf und widme mich anschließend wieder dem Essen, welches in Kürze fertig sein wird. Keine Minute später schlürfen Levi und Eren herein. Sie halten Händchen und im Gegensatz zu Eren scheint es Levi wenig zu wundern, dass ich hier bin. Erens Gesicht war jedoch einsame Spitze - Ich würde mir das am liebsten Einrahmen. Selbst als Lehrer bekommt man solche Blicke nicht oft geschenkt. Mein breites Grinsen wird sofort weniger, als ich die Kleidung der beiden begutachte. Auf den T-Shirts beider Burschen kleben eingetrocknete Kotzereste, welche wirklich widerlich aussehen. Glücklicherweise kommen beide nicht an das Essen heran und ich kann mehr oder weniger beruhigt ausatmen. Den Gestank, der von allen drei Jüngeren ausgeht, beachte ich nicht großartig. "Was machst du eigentlich hier Erwin?", fragt Levi in seiner gewohnten murrenden Stimme, als er das Aspirin einnimmt und gleich ein paar Schluck Wasser hinterher trinkt. Eren ist noch immer sichtlich verwirrt und macht es einfach brav seinem - festen? - Freund nach. Armin hockt sich in der Zwischenzeit zu dem Esstisch und versucht nicht weiter einzunicken. Sein Verhalten überrascht mich reichlich wenig - er ist einfach kein Morgenmensch. Nocch ehe ich dem Schwarzhaarigen antworten kann, winkt er ab und setzt sich mit Eren zu Armin an den Tisch. Während ich die Speisen auf vier Teller verteile, lasse ich sie wissen, dass nicht mit dreckigem Gewand gegessen wird, woraufhin ich zwei oberkörperfreie Jugendliche und einen Armin vorfinde. Keiner möchte so richtig Reden, aber alle freuen sich über den Schnee, der mittlerweile doppelt so hoch ist, als ich ihn heute erblickt habe. Nachdem wir unser Frühstück verputzt haben, deute ich zu der frischen Kleidung, die ich zuvor hinunter getragen habe und befehle allen dreien duschen zu gehen. Dabei lässt sich Armin die Gästedusche zeigen, in der ich mich heute schon gewaschen habe und Levi verschwindet nach oben. Nun sitzt nur Eren da und starrt gedankenverloren auf den weißen Hochglanz-Tisch, den ich eben feucht abwische. Ich halte die Stille nicht ganz aus und versuche ein Gespräch zu beginnen: "Eren?" Angesprochener schrickt auf und antwortet mit einem "Ja, Herr Professor ... ?" Ich muss lachen. "Du brauchst mich nicht zu Siezen. Momentan ist keiner von uns im Dienst." Sichtlich überfordert nickt der Jüngere bloß und fängt an Däumchen zu drehen: "Herr Pro- Ich meine, ... Also ... Wieso ... bist du hier?" Dabei kann mir Eren nicht in die Augen sehen, was ich zugegeben sehr unterhaltsam finde. Normalerweise ist er eher ein sehr aufgeweckter und frecher Junge. "Ich bin ein guter Freund von Levi ..." - "Oh ..." - "... und außerdem ist Armin mein Freund." Der Jugendliche setzt zu einem leichten Kopfnicken an, doch mit einem mal weiten sich seine Augen vor Schreck und sehen mich geschockt an. Seine Kinnlade fällt nach unten und ich musste kurz überlegen, bis ich realisiere, woran er vermutlich denkt. "Hübsche Zunge übrigends.", zwinkere ich ihm amüsiert zu, bevor ich in der Küche verschwinde und dort weiter sauber mache.
Ich muss zugeben, die ganze Texterei am Vorabend war schon unterhaltsam. Aus irgendeinem Grund wusste ich, dass ich Armin vertrauen konnte, aber als ich dieses Bild geschickt bekommen habe, war mir klar, dass ich ihn nun lieber abholen sollte. Ich gab ihm immerhin mein Wort gegeben, auf ihn aufzupassen und er hatte ganz klar mehr als nur ein "bisschen" getrunken, wie er es mir so schön versucht hat einzureden. Überraschenderwesie fand die Party dann bei Levi statt und ich konnte die anderen zwei doch nicht ihnen selbst überlassen - ich bin weder ein schlechter Freund noch lasse ich jemanden im Stich. Auf diesem Umweg konnte ich ja anschließend auch Levis erste aufrichtige und offensichtlich erfolgreiche Liebeserklärung mitverfolgen. Ich bin wirklich stolz auf ihn und wünsche ihm nur das Beste. Er hat nach all diesen falschen Beziehungen eine schöne Zeit verdient. Und auch Eren verdient etwas mehr als Panikattacken und Traumata. Hoffentlich geht es ihm schnell besser, um bald das schöne Leben mit Levi beginnen zu können, was ihm und dem Älteren zusteht.

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Gebraucht (Eren x Levi)
FanfictionEren schafft es tatsächlich ein heißbegehrtes Stipendium seiner Traumschule zu ergattern. Zu Anfang steht für ihn nur der Klettersport im Vordergrund - ein Nebenfach und der Grund seiner Schulwahl. Jedoch birgt das neue Umfeld mehr Veränderungen, al...