Mein Blick bleibt auf den Boden gerichtet, als ich beginne zu erzählen. Erwin horcht mir zu und bewegt sich nicht weg. Er ist gegen die gefließte Wand gelehnt und scheint es nicht als nötig zu empfinden mich zu hetzen zu wollen, obwohl es schon früher Abend ist und er bereits Feierabend hat. Sein Büro für die Schüler, die mit einem Vertrauenslehrer sprechen möchten, ist bereits geschlossen und er wäre nicht mehr dazu verpflichtet, mir zuzuhören. Vermutlich ist es nur ein Freundschaftsdienst. Ich war vor geraumer Zeit regelmäßig bei ihm und habe meine Probleme besprochen und mich ausgeheult. Irgendwann sind wir uns ein Stück näher gekommen und es wurde eine gute Freundschaft daraus. Das weiß selbstverständlich niemand, ansonsten würde Erwin von der Schule fliegen und ich noch mit dazu. Er war es auch, der mir geholfen hat zu verstehen, dass ich schwul bin. Ich habe das bis dahin nicht getraut auszusprechen. Es tat wirklich gut, aus dem nichts sich und seine Neigungen und so weiter zu verstehen. Bei diesem Gespräch habe ich zusätzlich erfahren, dass Erwin auch homosexuell ist, was mich mehr als beruhigt hat. Ich habe mich bei ihm wirklich geborgen und verstanden gefühlt. Auch heute plauschen wir bei Gelegenheiten und vertreiben uns die Zeit. Nur war es die letzten Male nie so ernst wie jetzt. Ich atme einmal tief durch.
"Erwin, ... ich glaube ich hab ein Problem." Seine Haltung ändert sich nicht, "Also eigentlich habe ich kein Problem, aber irgendwie schon. Keine Ahnung. Ich habe dir doch letztens von diesem Bengel erzählt, richtig? Und naja, der geht auch in meinen Kurs und ich habe ihn berührt und ich glaube, dass er etwas gemerkt haben könnte und das er womöglich alles herum erzählt und ich jetzt nicht mehr hierher kom- " Ich rede so schnell, dennoch geht der Blonde auf die wohl wichtigste Information ein: "Berührt?" Ich halte inne, wackle ganz langsam mit meinem Kopf auf und ab, hebe vorsichtig meine rechte Hand und bewege sie in Zeitlupe zu Erwins Bauch. Bevor ich meine Handfläche dort hindrücke, wo sie auch bei Eren war zögere ich noch kurz. "Ich habe seine Haltung ausgebessert und habe ihn hier-" Ich presse nun meine Hand auf den Bauch des Lehrers, direkt über seiner Hose, die von einem Gürtel gehalten wird. Ich stütze mich leicht ab, aufgeblickt habe ich noch immer nicht. "-und auf dem Rücken. Ich habe ihn nur zurecht gerückt, aber er war so warm und ich konnte seine Muskeln durch die Kleidung spüren. Er hat sie angespannt und als er eingeatmet hat, habe ich die Bewegung seines Bauches gefühlt." Ich schlucke kurz, kneife meine Augen zusammen und erinnere mich wieder an die vorherige Situation. Mein Herz beginnt zu pochen - ich fühle es in meiner gesamten Brust. "Meine Hände haben plötzlich gekribbelt und pulsiert, sowie jetzt, nur stärker und-", ich muss kurz ein- und ausatmen, "- ich war ... kurz hypnotisiert ..." Ich starre auf Erwins Schritt. Er meinte, er würde mir aushelfen, wenn ich mal Hilfe benötige. Möglicherweise ist das so ein Fall. Jedoch stellt sich der Erwachsene aufrecht hin, schiebt meine Hand mit einer vorsichtigen Handbewegung weg und streicht mir einmal über den Kopf. Er scheint meinen Blick bemerkt zu haben. "Alles klar, Junge. Ich habe dir damals gesagt, du kannst deine Sexualität nicht leugnen und enthaltsam leben. Es war klar, dass sich das irgendwann mal ergibt, nur kann ich dir leider nicht raus helfen, tut mir leid. Wenn er dir so gut gefällt, versuch ihn doch für dich zu gewinnen." -"Nein! Ich brauch das nicht! Außerdem würde er sich nur über mich lustig machen." - "Was möchtest du denn sonst von mir hören Levi? Mehr, als das kann ich dir leider nicht sagen. Wenn es tatsächlich nicht Begierde ist, was du führ ihn empfindest, dann ist es vermutlich Sympathie oder mehr." - "Ach, vergiss es! Ich hätte dich nicht einweihen sollen." Mit diesen Worten packe ich meine Ledertasche, die viel zu große Mappe und mein Jacket und lasse Erwin zurück, obwohl er mich dazu bringen möchte, weiter mit ihm zu sprechen. Ich hege doch keine Gefühle für diesen Depp! Ich bin doch nicht im Kindergarten! Das brauche ich mir nicht anzuhören ... Und Begierde?! Mit was kommt den der alte Sack bei mir an? Sicher nicht! Schwul bedeutet doch nicht, dass ich automatisch Sex mit Männern haben möchte ... nur das ich eben ... Gefühle entwickeln ... KANN! Dieser blöde, zwinkernde, gutaussehende Idiot! Den spreche ich nie wieder an! Und auch umgekehrt wird das nicht noch einmal passieren, sonst kann der was erleben!
Ich brauche keinen verfluchten Clown in meinem Leben! Und auch keine alten Säcke! Verflucht noch eins! Wann kann ich endlich in ruhe Geld verdienen und von hier abhauen?!

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Gebraucht (Eren x Levi)
FanfictionEren schafft es tatsächlich ein heißbegehrtes Stipendium seiner Traumschule zu ergattern. Zu Anfang steht für ihn nur der Klettersport im Vordergrund - ein Nebenfach und der Grund seiner Schulwahl. Jedoch birgt das neue Umfeld mehr Veränderungen, al...