Vorsichtig öffne ich meine Augen, die ein kaum eingerichtetes Krankenzimmer erblicken. Mein Kopf dröhnt und ich bin total benommen. Es dauert einige Zeit bis ich realisiere, weswegen ich mich hier aufhalte. Ein leichter Duft von Seife steigt mir in die Nase und lässt mich wacher werden. Als ich versuche meinen Kopf zu heben, um mich aufzusetzen beginnt er zu schmerzen, was mich dazu bewegt, liegen zu bleiben. Ich blicke neben mich und entdecke auf einem Nachttisch ein kleines Zettelchen liegen. Angestrengt greife ich nach der weißen Notitz, darauf bedacht, nichts außer meinen Arm zu bewegen. In schönster Handschrift steht geshrieben: "Ruf an, sobald du kannst. Hoffentlich geht es dir gut. -Levi" Mal ehrlich - was kann der Typ nicht? Diese wundershön geschwungenen Linien hypnotiesieren mich irgendwie. Ich lasse das Papier einfach auf meinen zugedeckten Bauch fallen und taste anschließend meine Hosentaschen von außen ab. Nichts. Wo habe ich noch gleich mein Handy gelassen? Mir schießt ein Bild mit Levi durch den Kopf. Er ist gerade dabei die Kletterhalle zu verlassen. Aja ... richtig. Wir waren klettern und dann? Bin ich hinaus gelaufen ... Oder? Nein. Ich habe es gar nicht hinaus geschafft. Es war so laut und dann ... war Levi hier und anschließend ... was passierte anschließend? Bin ich weggetreten? Ich denke. Ich kneife meine Augen zusammen, als die Kopfschmerzen kurz schlimmer werden. Allerdings nehmen sie einen Augenblick später wieder ab und ich schaffe es irgendwie mich etwas höher zu positionieren, sodass ich einen besseren Überblick bekomme. Erst jetzt bemerke ich, dass meine Sachen durch Spitalkleidung ersetzt wurde. Als mir klar wird, das mich dafür jemand umziehen musste, starre ich vor mich. Ich würde mich gerne darüber aufregen und mir ist es eigentlich super peinlich, aber dafür habe ich momentan nicht die Kraft und Energie. Mein Bick schweift erneut zu dem Nachtkästchen und ich entdecke mein Handy. Mühevoll nehme ich es an mich und wähle sogleich Levis Nummer. Erledigt lege ich mich zurück in den federweichen Polster, und lausche dem Piepsen. "Ackermann." Ich muss leise lachen, als Levi so abhebt. "Was ist so lustig ... Eren? Wie geht es dir?" - "Mir geht es gut. Dir auch?" - "Jap." Ich warte kurz bevor ich anfange ihn mit Fragen zu löchern: "Wieso bin ich im Krankenhaus? Was ist passiert?" Ich höre ihn tief Luft holen: "Ich weiß es nicht. Wir waren klettern. Ich bin hinaus um zu telefonieren und als ich hinein gegangen bin bist du total aufgelöst am Boden gesäßen und hast gebrüllt. Was war los mit dir?" Ich versuche das Geschehene noch einmal abzuspielen. "Ich kann mich nicht daran erinnern. Ich habe auf dich gewartet und dann ... " Bilder ploppen vor meinem inneren Auge auf, "Ich wollte zu dir hinaus! Aber ... plötzlich war alles so laut. Hast du dieses Klingeln auch gehört?" -"Eren? Welches Klingeln?" - " Es war furchtbar! Ich habe es nicht mehr ausgehalten und dann ... dann warst plötzlich du da und ... schwarz. keine Ahnung wie ich hier her gekommen bin." Auf der anderen Leitung ist es kurz still. "Du hast dir deinen Kopf gestoßen und eine Platzwunde kassiert. Ich habe Hilfe geholt." Ich seufze: "Tut mir leid für die Umstände. Ist blöd gelaufen." - "Keine Entschuldigung nötig. Das ... Das könnte doch jedem mal passieren." Ich schließe meine Augen und schmunzle. "Okay. ... Ist es in Ordnung, wenn ich auflege? Ich bin hundemüde." Levi antwortet in einem ungewohnt sanften Ton: "Ist gut. Ruh dich ein wenig aus. Wenn du etwas brauchst melde dich einfach. Auch wenn dir nur nach reden ist, okay?" Sein Angebot lässt mich wundern, aber genauso freut es mich. Das heißt wohl ich bin offiziel als Freund akzeptiert. Ich kann mich wirklich glücklich schätzen einen so fürsorglichen Menschen zu meinem Freundeskreis hinzuzählen zu können. Selbst in schwierigen Situationen bleibt Levi cool und regelt alles - offensichtlich. Ich grinse leicht und flüstere erschöpft: "Okay." Als ich mein Handy vom Ohr nehme und den Anruf wegklicke höre ich ihn noch etwas sagen. War das eben ein "Träum schön."? Meine Wangen werden leicht rot. Es ist wirklich schön Freunde zu haben, die sich um einen kümmern. Dabei nehme ich das Papier nocheinmal in meine Hand und fahre die Linien mit meinem Blick ab, bevor ich die Notitz zur Seite lege. Ich schaue auf mein Display, das mir in großen Zahlen die Zeit verrät. Es ist kurz vor neun. ... Also spät. Ich sehe mich im Raum um und beschließe doch lieber nach hause zu fahren. Die Betreuer werden sich sicher schon Sorgen machen. Mit einem Schwung befreie ich mich von der Decke und setze mich auf. Die stechenden Schmerzen und meinen Schwindel ignoriere ich soweit es geht und hänge meine Füße aus dem Bett. Kurz schließe ich meine Augen, um mein Gleichgewicht zurückzugewinnen und mich gleich darauf auf meine Beine zu stellen. Ich erblicke meine Trainingstasche, auf denen meine Sachen liegen und greife danach. Wirklich vom Bett fortbewegen kann ich mich nicht, da ich mich mit einer Hand anhalten muss. Gerade als ich meine Boxer angezogen habe und dabei bin meine Joggingshose über die Knie zu ziehen, kracht eine Krankenschwester herein. Sobald sie realisiert hat, was mein Plan ist, rügt sie mich und zwingt mich dazu, mich wieder umzuziehen und ins Bett zu begeben. Ihre Befehle dulden keinen Widerspruch und so liege ich wieder in einer schweren, weißen Decke eingepackt. Ich lasse das Geschwafle über mich ergehen und blicke dabei aus dem Fenster. Eigentlich sieht man nichts, aber es wäre cool, wenn man den Mond sehen könnte. Als die unfreundliche Alte fertig geschimpft hat mache ich sie darauf aufmerksam, dass ich meiner "Familie" noch nicht bescheid gegeben habe und ich nach hause muss. "Darüber hat sich schon ein älterer Herr gekümmert.", mit diesen Worten dreht sie das Licht ab und verschwindet. Mit der Unfreundlichkeit überfordert starre ich die geschlossene Tür an. Was ist den mit der verkehrt? Mit einem Mal kommt in mir das Bedürfnis auf mich mit jemanden über sie lustig zu machen - aber ich bin alleine. Ich hasse es alleine zu sein. Selbst im Heim habe ich einen Zimmergenossen mit dem ich Spätabends noch Witze reiße. Betrübt schaue ich nocheinmal aus dem Fenster, in der Hoffnung doch einen Stern oder den Mond sehen zu können, aber es ist leider bewölkt. So bleibe ich also alleine im dunklen Krankenzimmer zurück und versuche mich mit meinem Mobiltelefon abzulenken. Ich öffne einer meiner Social-Media-Apps und beginne mir Kommentare und Bilder anzusehen. Das grelle Licht des Gerätes schmerzt etwas in den Augen, aber das ignoriere ich. Irgendwann, vermutlich Stunden später, lege ich das Handy weg und schlafe sofort ein.
Es ist so dunkel hier. Und einsam. Will mich jemand besuchen kommen? Ob Armin oder Mikasa sich jetzt noch auf den Weg zu yu mir machen würden? Oder soll ich Levi noch einmal kontaktieren? Jetzt seine Stimme yu hören würde mich sicher beruhigen ... Ob ich dieselbe Wirkung auf ihn habe? Empfindet er meine Pr'sens als genauso sch;n wie ich seine? Was denkt er wohl von mir?
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Gebraucht (Eren x Levi)
FanfictionEren schafft es tatsächlich ein heißbegehrtes Stipendium seiner Traumschule zu ergattern. Zu Anfang steht für ihn nur der Klettersport im Vordergrund - ein Nebenfach und der Grund seiner Schulwahl. Jedoch birgt das neue Umfeld mehr Veränderungen, al...
