7. Akten und Fakten

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Kapitel 7: Akten und Fakten

Celeste POV:

Der Ritt in die Stadt am nächsten Morgen verlief problemlos, jedoch ein wenig.. seltsam. Levi hatte die ganze Zeit über kein Wort gesagt, nicht einmal eine einzige Beleidigung kam von ihm. Auch nicht vor dem Antritt der Reise. Ich hatte es allerdings nach gestern Nacht auch nicht unbedingt auf ein Gespräch angesehen, schließlich hatte ich das Gefühl, er war immer noch sauer auf mich. Oder lag das nur an seinem gewohnt genervten Blick?
"Wir sind da", informierte er mich, als wir schließlich innerhalb der innersten Mauer Sina endlich zum Halten kamen. Warum hatte mich Levi genau hierher gebracht? "Hauptgefreiter, wenn ich fragen darf-"
"Darfst du nicht. Halt die Schnauze und folge mir jetzt einfach."
So viel zum Thema keine Beleidigungen.
"Jawohl, Levi", antwortete ich mehr oder weniger motiviert und ulief ihm dann hinterher. Als uns der Weg in die Verwaltingszentrale führte, wurde ich langsam skeptisch und konnte mir einen Kommentar nicht verkneifen. "Was machen wir hier?"
Sofort ertönte ein genervtes Zischen von meinem Vorgesetzten.
"Hatte ich nicht eben gesagt du sollst verdammt nochmal die Klappe halten? Oder hörst du wirklich schon schlecht?"
"Ich will doch nur wissen warum wir-", doch weiter kam ich nicht, denn Levis funkelnde Augen, als er sich zu mir umdrehte reichten aus, um mich zum Schweigen zu bringen. Um ehrlich zu sein bekam ich mittlerweile ein mulmiges Gefühl im Magen. Unseren Weg kreuzten ein paar Militärpolizisten, was mich innerlich erzittern ließ.
"Bitte nicht ihn", flüsterte ich für mich, doch Levi schien es anscheinend gehört zu haben.
"Wen meinst du?"
"Nichts, schon gut". Er zog die Augenbraue skeptisch hoch, hakte dann aber zum Glück nicht mehr weiter nach.

Levi POV:

Sie konnte wirklich einfach nicht ihre Klappe halten. Was verstand sie unter "sei still" denn nicht? Tss, ganz schön anstrengend. Aber ich brauchte Antworten und die würde ich nur von ihr bekommen. Von ihr und ihrer Akte. Und wenn ich diese erst einmal hatte, könnte ich vielleicht auch ein paar Details von ihr persönlich erfahren. Zwingen konnte ich sie nur bedingt, sonst würde Erwin auch dazwischen schreiten, aber ich wollte auch, dass sie von selbst damit rausrückte. Ich warf einen kurzen Blick über die Schulter zu ihr hinter mir. Irgendwie schien sie unruhig zu sein, als ob sie sich hier überhaupt nicht wohl fühlte.
"Hier rein", erklärte ich ihr und öffnete eine breite Tür, die in einen weiteren Gang verlief. Am Ende des Ganges standen zwei Militärpolizisten wie Zinnsoldaten vor einer weiteren, noch größeren Tür.
"Haupftgefreiter Levi", salutierten sie beide gleichzeitig.
"Was brauchen Sie?", fragte dann einer der beiden sofort. Ich warf erneut einen Blick über die Schulter. Celeste schien sie beide zu ignorieren. "Eine Akte, von ihr hier."
"Von mir?", fuhr sie dann schließlich auf. Klasse, jetzt konnte es erst mal richtig nervtötend für mich werden.

Celeste POV:

"Wieso meine Akte?", flüsterte ich ihm ungläubig zu. Doch er ignorierte mich.
"Name und Vorname, bitte", forderte dann einer der beiden Militärpolizisten von mir.
"Ehh-"
"Weiß, Celeste", antwortete Levi für mich. Moment, was sollte das denn jetzt eigentlich werden?
"Alles klar, wir lassen sie umgehend heraussuchen", erklärte einer der Soldaten weiter und verschwand dann hinter der riesigen Tür.
"Levi, kannst du mir das mal erklären?"
"Schnauze jetzt."
Enttäuscht stieß ich einen Seufzer von mir. Na toll, was wollte er denn nur mit meiner Akte? Nach einer Weile, die sich für mich wie eine halbe Ewigkeit angefühlt hatte, kam der Militärpolizist schließlich samt einem braunen Umschlag wieder zurück. "Hier bitteschön. Ihre Rückgabefrist beträgt zwei Tage. Sollte diese über-" "Jaja, schon gut, ich weiß Bescheid. Ihr könnt jetzt wieder weiterhin nichts tun", meinte Levi während er sich bereits zum Gegen undrehte. Bei dem irritierten Blick der beiden Soldaten musste ich schon etwas schmunzeln.
Als wir das Gebäude schliesslich verlassen hatten, musste ich nochmals nachhaken.
"Hauptgefreiter Levi, was hast du mit meiner Akte vor?"
Ich konnte ein genervtes Schnauben von ihm vernehmen. Dann blieb er stehen, kreuzte die Arme vor der Brust und sah mich eisigen Blickes an. "Durchlesen oder was dachtest du würde ich damit tun?"
"Aber-"
"Warum? Ganz einfach: Du erzählst mir von selbst nichts. Bevor ich dir jedes Wort aus der Nase ziehen muss, lese ich es ganz einfach nach." Ich schluckte.
"Warum musste ich dann mitkommen?", fragte ich und ballte die Fäuste leicht zusammen. Ich wusste, dass ihm diese Frage nicht passte, aber das war mir jetzt gerade egal. Levi kam einen Schritt näher, doch ich wich nicht zurück. Dann hielt er mir den Umschlag vors Gesicht.
"Das hier kann ich nicht mitnehmen, dafür müsste ich extra scheiß Papierkram ausfüllen. Wenn ich Fragen habe, kann ich sie dir hier stellen. Darum habe ich dich mitgenommen." Er wandte sich um und schritt weiter, worauf ich ihm nach kurzen Zögern stumm folgte.

Levi POV:

Gott, was hatte sie heute nur wieder? Sie benahm sich wie ein Kind, ein Stures noch zu meinem Leid dazu. Nachdem ich endlich die Akte hatte, machte ich mich mit ihr auf den Weg zu der Unterkunft, in der wir erst einmal bleiben würden. Wie sollte ich das nur aushalten, wenn sie sich so benahm? Was zur Hölle war der Auslöser für dieses seltsame Verhalten, das sie seit sie die ersten Militärpolizisten gesehen hatte, an den Tag legte?
"Bitte nicht ihn", hatte sie gesagt. Was hatte sie damit nur gemeint?
"Wir sind hier", informierte ich sie, bevor wir in die Stube traten.
"Bleiben wir hier?"
"Ja, die nächsten zwei Tage."
"Wir bleiben so lange?"
"Hanji hat mich noch um ein paar Erledigungen gebeten. Du kannst in der Zeit machen, was du willst, das interessiert mich nicht. " Sie sah mich etwas schief an. Wieso verstand ich den Ausdruck in ihrem Gesicht nur nicht?


Celeste POV:

Die nächsten zwei Tage mit Levi allein? Na da konnte ich mich ja auf etwas gefasst machen. Er schien jetzt schon ziemlich genervt von mir, obwohl ich das heute auch ein wenig zurückgeben konnte. Levi saß sich an den Tisch, öffnete die Akte und begann diese zu lesen. Mich machte das ganze etwas nervös, also suchte ich nach einer Beschäftigung. Mein Blick fiel auf die Küchenzeile.
"Willst du Tee?", fragte ich Levi und begann in den Schränken nach Tassen zu suchen.
"Wenn du schon dabei bist." "Schwarz?"
"Ja."
Mit leicht schwitzigen Händen versuchte ich dann den Tee einzugießen.
"Hey, Celeste, komm mal her." Bei diesen Worten verschüttete ich mich beinahe.
"Ja sofort." Ich nahm beide Tassen, stellte sie am Tisch ab und saß mich dann gegenüber von Levi.
"Eltern, Mutter: unbekannt, Vater: Edmund Wallace."
Bei dem Namen wurde es mir sofort flau im Magen, als ob ich mich übergeben müsste. Ich räusperte mich, um meinen Ekel zu unterdrücken.
"Ja, stimmt." Levi sah mich durchdringend an.
"Er ist bei der Militärpolizei angestellt, sogar ein ziemlich hohes Tier mal gewesen." Ja, das musste er auch jedme zeigen.
"Irgendwelche Ergänzungen?", erkundigte sich Levi. Sein fordernder Blick sagte mir, er wusste, dass meine Reaktion noch mehr erahnen ließ. Mit zittrigen Händen nahm ich einen Schluck von meinem Tee. Das S
Herunterschlucken fiel mir schwer, meine Brust fühlte sich zugeschnürt an und atmen konnte ich nur stockend.
"Was ist?", sah mich Levi etwas überrascht an.
"Die Kräuter..", begann ich, dann senkte ich den Blick in meine Tasse. "Die Kräuter in dem Tee, den Hanji mir geben wollte. Sie wirken beruhigend."
Levi verengte die Augen.
"Das weiß ich, das musste sie schließlich extra betonen."
"Die Kräuter gibt es nicht nur als Tee, es...", ich musste kurz Inne halten. Dann drückte ich die Teetasse leicht in meinen Händen zusammen, nur so stark, dass sie gerade nicht zerbrechen konnte.
"Es... gibt sie auch als Injektion." Dann sah ich in Levis graue Augen.
"Mein Vater, Edmund Wallace, er hat sie mir als Kind verabreicht, wenn ich 'brav' sein sollte."
Erneut verengten sich Levis Augen. Dann betrachtete er das Foto von mir in meiner Akte. Es wurde aufgenommen, als ich noch Rekrut gewesen war.
"Bist du deshalb nicht der Militärpolizei beigetreten? Du warst die Beste in deinem Jahrgang."
Seine Pupillen hatten mich wieder im Visier. Plötzlich klang seine Stimme auch nicht mehr so genervt wie davor.
"Ja."
Kurz hielt ich Inne und nahm die Hände wieder von der Tasse. Stattdessen legte ich sie auf meinen Oberschenkeln ab und sah zur Seite. "Die Welt innerhalb der Mauern, die alle immer als so sicher betrachteten.. für mich war sie das nicht. Für mich war sie Tag für Tag eine Qual. Deshalb habe ich den Aufklärungstrupp gewählt. Ich wollte frei sein, die Welt außerhalb der Mauern sehen. Ich wäre lieber dort draußen gestorben, als innerhalb dieser Mauern weiterhin gelebt zu haben."
Dann sah ich wieder zu ihm.
"Wenn man es überhaupt Leben hätte nennen können."
"Sag soetwas nicht. Du solltest es wertschätzen, jetzt noch am Leben zu sein. Du bist stark, sehr sogar. Also nutze diese Kraft auch."
Dann erhob Levi sich, klappte die Akte zu und marschierte samt leerer Teetasse zur Spüle.
"Ich hätte die Wahl gehabt." Verwundert starrte ich zu ihm.
"Was für eine Wahl?"
"Dich zurückzuschicken. Erwin überließ es mir, ob ich dich weiter trainiere oder nicht."
Ich war entsetzt.
"Hauptgefreiter, soll das heißen-" "Dass du mir unbeschreiblich auf die Nerven gehst? Ja."
Dann wandte er sich zu mir um.
"Aber dein Potential ist riesig. Das zu ignorieren wäre dir gegenüber nicht gerecht."
Und bei diesen Worten kamen mir die Tränen in den Augen.


Und, was haltet ihr von der ganzen Sache? Wollt ihr jetzt mehr wissen? 👀

Bildquelle:
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Die weiße Chrysantheme (Levi x OC / AoT FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt