8. Unschöne Begegnung

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Kapitel 8: Unschöne Begegnung

Celeste POV:

"Dein Potential ist riesig. Das zu ignorieren wäre dir gegenüber nicht gerecht."
Das hatte der Hauptgefreite zu mir gesagt. Bei seinen Worten wurde mir warm in der Brust. Gerecht? Wann war in meinem Leben irgendetwas gerecht gewesen? Ich drehte mich in meinem Bett auf die andere Seite. Levi, er befand sich in dem Raum gegenüber, wo noch Licht brannte. Vorhin bereits hatte ich Schritte vernommen, hatte Erwins Stimme gehört. Was die beiden so spät wohl nich zu besprechen hatten? Ging es um mich? Wahrscheinlich. Nachdenklich zog ich mir die Decke ein wenig mehr über die Schulter, meine Finger krallte ich in den Stoff. "Levi", flüsterte ich leise.
Er hatte sich dafür entschieden, für meine Weiterbildung in seiner Spezialeinheit. Wieder wurde mir innerlich warm. Also sah auch er etwas besonderes in mir? Was hatte Erwin damals nur gemeint, als er gesagt hatte
"Ich weiß, dass er dir helfen kann".
Ich wusste, dass er damit nicht nur auf meine Fortschritte im Aufklärungstrupp angespielt hatte. Ich gähnte aus Anstrengung weiter zu dieser Stunde darüber nachzudenken. Allmählich fielen mir die Augenlider wieder zu. "Levi.."

Levi POV:

"Sie hat dir also davon erzählt. Was ihr Vater ihr als Kind angetan hatte?" "Ja hat sie. Ich kann nicht glauben, dass dieder Bastard von Wallace immer noch angestellt ist."
Ich kreuzte die Arme übereinander. Erwin, er saß mir gegenüber, schien weiter zu grübeln.
"So einfach ist das nicht."
Ja, das wusste ich selbst auch. Es würde Aussage gegen Aussage stehen, natürlich würde das Gericht eher einem langjährig tätigen Militärpolizisten Glauben schenken, als einer jungen Frau des Aufklärungstrupps. Noch dazu, da sie uns sowieso für unnötig empfanden. "Tss, dreckige Schweine."
Dann nahm ich einen Schluck von meinem Tee.
"Da steckt noch mehr dahinter, richtig?"
Für einen kurzen Moment schloss Erwin die Augen, schien nachzudenken, bevor er mich dann wieder ansah.
"Ja, das tut es."
Ich kannte seine Antwort schon. "Allerdings sollte sie dir den Rest auch persönlich erzählen. Es ist besser so", meinte er und erhob sich dann. "Dachte ich mir."
Ich begleitete ihn noch zur Tür. Gerade, als er die Klinke nach unten gedrückt hatte, hielt er Inne, wandte sich dann noch einmal zu mir um. "Ihr gebt ein gutes Team ab. Es war die richtige Entscheidung, sie dir anzuvertrauen."
Dann verschwand er. Tss, gutes Team, hm? Es lag wohl wirklich an mir, alles aus ihr rauszuholen.

Celeste POV:

Als ich am nächsten Morgen in die Küche trat, war von Levi bereits keine Spur mehr. Ich streckte mich ausgiebig und als ich mir Tee zubereitet hatte und mich gerade an den Tisch setzten wollte, fiel mir dort ein Zettel ins Auge. Er war schneeweiß, darauf war klar und deutlich mit Tusche geschrieben "Ich bin unterwegs. Mach was du willst, aber sieh zu, dass geputzt wurde bis ich wiederkomme." Eh? Nicht sein Ernst! Wie konnte Levi bei all dem nun auch noch ans Putzen denken? Es stimmte also, was immer erzählt wurde, er hatte tatsächlich einen Putzfimmel! Doch um ehrlich zu sein, hatte ich gerade noch gar keine Lust dazu. Sollte ich erst mal ein wenig an die frische Luft gehen? Doch... was wenn.. Ich schluckte. Was wenn ich meinem Vater begegnen würde? Wir waren innerhalb der Mauer Sina im Bezirk Stohess, es war mehr als nur gut möglich, ihn hier irgendwo anzutreffen. Auch, wenn er nicht im Außendienst arbeitete, soweit diese Information noch stimmte. Ich hielt Inne. Genauso wenig wollte ich mich hier einsperren und verbarrikadieren, dann wäre ich genauso weit, wie ich damals als Kind war. Ich wollte mir meine Freiheit, die ich mir durch den Aufklärungstrupp so hart erkämpft hatte, nicht einfach so aufgeben. Sollte ich also an einen Ort, wo sich keine Militärpolizei aufhielt? Naja, das waren auch nur die Slums, viel blieb da nicht gerade übrig. Und dort würde ich mich nur verlaufen. Also entschied ich mich kurzerhand dafür, die Hütte mit dem Umhang samt aufgezogener Kapuze zu verlassen. So würde ich sicher vorerst unbemerkt bleiben.
Ich musste zugeben, als die Tür hinter mir ins Schloss fiel, klopfte mein Herz wie wild. Ich war nervös und aufgeregt, aber ich wollte mich nicht absolut verstecken. Ich hatte nur die nötigen Vorkehrungen getroffen, die mich mit einem sichereren Gefühl losgehen ließen. Zumindest dachte ich das.
Als ich nach einer Weile durch die prunkvollen Straßen marschiert war, bildete ich mir ein, eine bekannte Stimme zu vernehmen. Konnte es sein? Ich blickte etwas umher während ich weiterlief.
"Oh, verzeihen Sie bitte!", ich war aus Versehen in einen Passanten gestoßen.
"Alles gut, nichts passiert."
Moment, diese Stimme hatte ich gemeint!
Etwas verwundert hob ich meinen Kopf.

"Ah.. Ethan?"
Verdutzt blickte ich in die blau-grünen Augen, denen ich früher so verfallen gewesen war.
"Nein, kann es sein?"
Er lächelte etwas gezwungen. "Celeste, bist du das? Was machst du denn hier?"
Leicht durcheinander gebracht von der Situation zögerte ich kurz.
"Eh, Ja, ich bins. Ich bin hier mit dem Haupftgefreiten, er.. muss ein paar Dinge erledigen." Eine bessere Erklärung fiel mir auf die Schnelle nicht ein.
An seinem Gesichtsausdruck konnte ich erkennen wie er seine Zähne zusammenknirschte.
"Ach ja stimmt, du bist ja jetzt Teil der Spezialeinheit."
Kurz musste ich schmunzeln. "Stimmt. Es ist wirklich-"
"Und? Ist der Hauptgefreite Levi wirklich so angsteinflößend wie erzählt wird?", unterbrach Ethan mich. Gott, er wirkte wirklich angespannt.
"Naja, es geht. Er ist eigentlich ganz..." Ich suchte nach den richtigen Worten. ".. unterhaltsam?"
"Ha, interessant! Ich bin nur hier um jemanden zu besuchen. Erinnerst du dich noch an Nils Berg? Er war Zweitbester und ist ja schließlich zur Militärpolizei gegangen."
Der spöttische Unterton in seiner Stimme war nicht zu überhören. Auch wenn ich die Beste des Jahrgangs gewesen war, die Entscheidung zum Aufklärungstrupp zu gehen war für mich am Tag meines Eintritts als Rekrut klar gewesen.
Nichts und niemand hätte mich davon abhalten können.
"Ja, ich erinnere mich", antwortete ich trocken ohne weiter darüber nachzudenken.
"Naja, ich muss dann mal, wir sehen uns ja bald wieder."
"Huh? Wie meinst du?"
Etwas verwundert legte ich den Kopf schief.
"Die Trainingseinheit, die bald ansteht. Kommandant Erwin hat sie doch angeordnet."
Achja, das hatte ich bei dem ganzen Wirrwarr schon beinahe wieder vergessen.
"Doch ja, jetzt wo du es sagst."
"Also, viel Spaß noch mit dem Hauptgefreiten!"

Diesen Satz konnte er sich doch wohl wirklich sparen, ich hatte schon verstanden, dass er mir immer noch böse gestimmt war. Er hatte mich damals abgeschossen, nicht andersrum. Natürlich musste ich auch genau hier und jetzt in ihn rennen! Angestrengt atmete ich aus. Einfach nicht weiter darüber nachdenken, das war es nicht wert.

Levi POV:

Als ich spät am Abend wieder zurückkehrte, sah ich bereits von außen, dass noch Licht brannte.
"Was machte sie jetzt nur wieder um diese Uhrzeit?", dachte ich mir, während ich allmählich die Tür öffnete. Als ich eintrat, durfte ich überrascht feststellen, dass sie am Küchentisch eingeschlafen war. Ihr Kopf vergrub sich in ihren Armen, die auf der Holzplatte des Tisches abgelegt waren. Ich sah mich um. Vorsichtig begann ich den ganzen Raum zu inspizieren, schließlich hatte ich sie darum gebeten, zu putzen. "Tss, hätte sauberer sein können", musste ich leider feststellen. Ich hatte ihr doch genug Zeit gegeben oder etwa nicht?
"Hey, aufwachen!", doch sie schien mich gar nicht wahrzunehmen. Mit verschränkten Armen stellte ich mich also zu ihr.
"Wird's bald?"
Wieder keine Reaktion. Ich seufzte genervt. Musste das jetzt wirklich sein? Wie anstrengend. Langsam schob ich den Stuhl, auf dem sie saß, ein wenig nach hinten. Ich bückte mich etwas, brachte ihre Arme samt Kopf in die Höhe und hob sie dann mit einem Satz über meine Schulter. Schwer war sie nicht, dafür aber immer noch am schlafen. Wie zur Hölle konnte sie dabei nicht wach werden? Als ich sie schließlich in ihr Zimmer brachte und ins Bett legte, fing sie an irgendetwas zu brabbeln. "Ich bin endlich Teil des Aufklärungstrupps."
Sie schien wieder zu träumen. Im Gegensatz zu letztens, als sie das Bewusstsein verloren hatte, schien es dieses Mal allerdings keinen Alptraum zu sein.
Ihr Atem war ruhig und gleichmäßig, sie zog sie sofort die Decke über den Kopf und drehte sich auf die andere Seite. Sie wollte ernsthaft einfach in ihrer Uniform schlafen? Ekelhaft. "Tss, du machst mir ganz schöne Um-" "Levi..." Moment, hatte sie gerade meinen Namen im Schlaf gesagt? Träumte sie von mir? Ich hielt mich komplett still.
"Hoffentlich kann ich irgendwann so stark sein wie der Hauptgefreite." Dann war es absolut ruhig. Von was genau hatte sie eben geträumt? Seufzend schlich ich mich aus dem Zimmer und spazierte sofort in das Meinige gegenüber.
Schließlich wartete noch ihre Akte auf mich, die morgen bereits wieder abgeben werden musste.
Etwas nachdenklich über die Situation eben, blätterte ich durch die Seiten. Hm.. Ihre Leistungen waren alle anfangs durchschnittlich gewesen, bis zu einem Puntk, an dem sie plötzlich enorme Verbesserungen zeigte und als Jahrgangsbeste abschloss. 
Wie es dazu wohl gekommen war? Die nächsten Seiten überflog ich nur grob.
Dann, eine rote Markierung fiel mir ins Auge.
"Anmerkungen", las ich für mich laut vor.
Hmm? Was hatte sie wohl angestellt? "Physikalische Auseinandersetzung mit Rekrut Bird, Ethan. Genannter Rekrut Bird, Ethan erlitt dabei Nasenbeinfraktur."
Bei dieser Vorstellung musste ich etwas schmunzeln. Wie interessant.


Uuund hier nochmal ein etwas längeres Kapitel.
Ich hoffe es hat euch gefallen! :3❤️

Bildquelle: https://pbs.twimg.com/media/EIv1tZNUcAAZBQ4.jpg

Die weiße Chrysantheme (Levi x OC / AoT FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt