Kapitel 14: Du bist mir fremd
Celeste POV:
Als ich das Zimmer des Hauptgefreiten verließ, seufzte ich ausgiebig. Es war mir nicht leichtgefallen, darüber zu reden. Noch dazu hatte ich einfach zu weinen angefangen. Aber... was war eigentlich so schlimm daran? Ich hatte noch nie wirklich mit jemanden darüber geredet. Auch Erwin wusste nicht, was in der Trainingszeit vorgefallen war. Und er wusste schließlich...
Nein, nicht jetzt daran denken.
In meinen Gedanken versunken machte ich mich auf den Weg zu meiner Hütte. Es war keine weite Strecke, im Gegenteil es waren nur ein paar Meter.
Doch in diesem Moment fühlten sich diese wenigen Meter wie eine halbe Ewigkeit an. Sein Blick, er hatte sich geändert. Er war nicht eisig, nicht genervt, nicht zornig, nicht gelangweilt. Nichts von all dem.
Doch wie war der dann?
Verstehen konnte ich den Haupftgefreiten zwar nicht wirklich, aber er hatte mir geholfen. Er hatte mich von Beginn an mit seiner Art fasziniert. Nie hatte er mich besonders behandelt. Er hatte mich angeschnauzt, gehauen und zu Boden gebracht.
Und dennoch hatter er mir damit aufgeholfen. Er hatte mir von Anfang an eine Chance gegeben, eine faire Chance.
"Ach, Levi...", flüsterte ich für mich, ehe ich dann in meiner Unterkunft verschwand.Ich zupfte an meinem zottelig geflochtenen Zopf, der sich am nächsten Morgen einfach nicht hatte bändigen lassen, um ihn in einem Dutt zusammenzustecken. Sonst trug ich ihn immer im Dutt, aber dann musste es eben hierbei bleiben. Meine Füße tippelten auf und ab, warum konnte ich mich nur nicht stillhalten? Naja, diese Frage konnte ich mir eigentlich selbst beantworten.
Ich erinnerte mich an das Gespräch mit dem Hauptgefreiten am vorherigen Abend. All diese Gedanken, die mir durch den Kopf schwirrten. Was, wenn ich es nicht schaffen würde? Was, wenn ich- "Nervös?"
"Wah!"
Völlig erschrocken fuhr ich auf, als ich Levis raue Stimme plötzlich neben meinem Ohr vernahm.
Er hatte sich an mich herangeschlichen, weshalb ich ihn nicht sofort bemerkt hatte. Oder lag es vielleicht doch an meiner Aufregung?
"Ich werte das mal als ja."
Seine Pupillen beäugten mich scharf. Ich hatte wie auch schon gestern auf ihn gewartet, um gemeinsam mit ihm zum Trainingsplatz zu gehen.
"Heranschleichen macht es nicht gerade besser."
"Dumm daherreden kannst du noch, also kann es nicht so schlimm sein." Unruhig ballte ich die Hände zusammen, was er allerdings sofort bemerkte.
"Komm schon, lass uns gehen."
"Ah, ja. Klar.."
Als ich ihm schließlich folgte, fiel mein Blick auf seinen Rücken. Ich hielt es konzentriert im Blick: Das Emblem des Aufklärunfstrupps.
Flügel der Freiheit, hm?...
Am Trainingsplatz angekommen, standen bereits die heutigen Rekruten stramm vor uns. Ich hatte sowohl Ethan als auch Nancy sofort ins Auge gefasst. Der reine Anblick bereitete mir heute morgen allerdings sofort Bauchschmerzen. Tief durchatmen, du schaffst das, denk an Levis Worte. Innerlich gab ich mir größte Mühe meine Aufregung in den Griff zu bekommen.
"Zuhören, Rekruten! Zum Aufwärmen werdet ihr ein paar Runden laufen. Danach werden wir ein paar strategische Techniken mit den 3D-Mannöver Apparaten durchgehen und sie anschließend in dem Waldstück hier versuchen auszuführen. Habt ihr das alle verstanden?"
Meine Stimme zitterte etwas, doch ich konnte den Satz ohne Unterbrechung vollenden.
Nachdem ich von allen Soldaten ein lautes "Ja!", vernommen hatte, begannen sie zu laufen.
Levi, er stand mit verschränkten Armen neben mir, begutachtete jeden Schritt eines jeden Rekruten. Sein Ausdruck dabei blieb gelangweilt.
"Die da, richtig?"
Etwas verwundert zog ich die Augenbrauen hoch. Dann folgte ich neugierig seinem Blick, worauf ich sofort wusste, wen er meinte: Nancy. "Ja", entgegnete ich ihm stumpf. "Läuft wie ein Huhn."
Ich zuckte auf, musste mir ein kleines Kichern verkneifen. Dann räusperte ich mich.
"Es wundert mich, dass sie überhaupt läuft. Gestern meinte sie noch, sie würde keine Befehle von mir annehmen."
"Sie ist eine Mitläuferin. Die würde es sich im Traum nicht trauen, sich beim Training aufzuspielen. Tss, erbärmlich."
"Vielleicht traut sie sich auch nicht, weil du hier bist."
Ich stockte, sah zu Levi, der auch mich streng beäugte. Dann schluckte ich. Er wandte den Kopf wieder Richtung Trainingsstrecke, beobachte mich aber noch aus dem Augenwinkel heraus.
"Ich gehe schon nicht, also beruhig' dich mal endlich."
Als hätte er meine Gedanken gelesen! Perplex von seinen Worten, ballte ich meine Hände erneut zusammen. Sofort sah er wieder zu mir, auch ich blickte ihm tief in die Augen. Seine Hand bewegte sich auf mich zu, ich folgte ihr aufmerksam.
"Auf deiner Stirn steht fett geschrieben 'Ich hab Angst' ", ermahnte er mich wobei er mir dann grob mit seinem Zeigefinger dagegen schnippste.
"Au!", beschwerte ich mich sogleich. Doch er hatte natürlich wieder Recht. "Du kannst dich fürchten, das ist völlig normal. Aber du solltest dir nicht in die Hosen scheißen vor Angst."
Schon widmete er seine Aufmerksamkeit wieder den Rekruten. Wie gemein.
"Aufhören! Wir machen weiter!", rief er dann, worauf sofort ein Jeder stehen blieb.
Ich seufzte. Schien wohl so, als hätte er nun hinter meine Fassade gesehen. War ich jetzt wirklich so durchschabar für ihn?...
Während die Rekruten die Strategien mit Mike und Hanji besprachen, hatten wir vorerst kurz Pause. Ich beschloss mir etwas Wasser aus der Küche zu holen, um mich zu erfrischen. Mir entkam ein tiefer Seufzer, nachdem ich ein paar Schlucke zu mir genommen hatte. Ein leises Knarzen, es schien von dem Raum hinter mir zu kommen, ließ mich dann schließlich aufhorchen. "Levi?", fragte ich zögerlich ins Nichts. Plötzlich wurde aus dem Knarzen ein lautes Rumpeln. Dann herrschte auf einmal absolute Stille. Das Ganze kam mir wirklich seltsam vor, also beschloss ich nachzusehen. Gespannt bewegte ich meine Hand auf den Türknauf zu.
"Sei leise!", hörte ich jemanden von der anderen Seite flüsternd schimpfen.
Ich stockte kurz. Moment... Mit einem Wumms riss ich die Holztür vollständig auf - und wurde ungemein überrascht.
Ich sah in vier irritierte Augen, Augen die ich kannte. Wie aus dem Nichts spürte ich Etwas in mir aufsteigen. Nein, war dies dasselbe Gefühl wie damals? Nein..!Levi POV:
Verdammt, wo steckte sie denn schon wieder? Ich war doch nicht ihr Aufpasser!
Wenn man sie nur ein Mal aus den Augen ließ, wie anstrengend.
"Celeste, wo zur Hölle steckst-", doch mein Ruf wurde unterbrochen von einem dumfpen Knall.
Tss, was hatte sie nun schon wieder angestellt? Ich folgte der rumpelnden Geräuschkulisse, sie kam eindeutig aus Richtung Küche. Ja stimmt, sie wollte sich kurz erfrischen.
"Hey, Dummkopf wo bist-," doch während ich in die Hütte trat und gerade losschimpfen wollte, flogen mir zwei Rekruten entgegen.
Ihre Augen sahen mich angsterfüllt an. Ich erkannte beide sofort: Nancy Homes und dieser elende Ethan Bird! "Verdammt was-"
"Ich hab die hier gefunden. Sie haben wohl geschwänzt."
"Tss, schön und gut -", ich strich mir ein paar Strähnen zurück.
"- was willst du jetzt -", ich hob meinen Blick und hielt schockiert Inne.
Ihre Augen, sie hatten einen völlig anderen Ausdruck als sonst...
Und ich kannte diesen Ausdruck zu gut.
Ein Ausdruck, geladen und brutal.
Ein leerer Ausdruck, der nur ein Signal abschickte: Kampf.
Verdammt, so hatte ich sie noch nie gesehen!
Angestrengt verschränkte ich die Arme. Mein Blick fiel wieder gen Boden, wo noch immer die beiden Rekruten hilflos kauerten.
"Und was willst du jetzt mit ihnen machen?"
Schritt für Schritt kam sie auf die beiden zu, die nun noch mehr zitterten.
"Du bist doch nicht normal! Scheiße verdammt!", schrie dieser Ethan. Keine kluge Entscheidung.
"Wenn du hier schon halb nackt am Boden kauerst, könntest du ruhig auch die Fresse halten."
Er sah mich erstaunt an. Und dennoch schrie sein Gesichtsausdruck Mach was gegen sie!
Ich blickte wieder zu Celeste.
Die bretterte gewaltig ihren Fuß zwischen die Übeltäter, worauf beide sofort erschrocken aufzuckten. Hatte sie das von mir? Was war nur in sie gefahren?
Sie benahm sich überhaupt nicht wie die Celeste, die vorhin noch ein völliges Nervenbündel war.
Wie ein anderer Mensch, schoss es mir plötzlich durch den Kopf.
War es etwa das, was sie gemeint hatte? Doch ehe ich länger darüber nachdenken konnte, hatte sie bereits ihre Faust ausgeholt.
Ich verstand ihren Ärger und ich hätte die beiden wahrscheinlich auch mächtig verprügelt, wenn ich sie mitten im Training in flagranti erwischt hätte.
Was für nutzlose Soldaten! Doch hier überwog gerade auch noch ihr emotionaler Schmerz.
"Das Training geht weiter, wir haben keine Zeit. Heb's dir für später auf." Gerade noch rechtzeitig war ich vor sie getreten, hatte ihren Schlag mit meiner Handfläche aufgefangen.
Ihr Blick fixierte mich herausfordernd.
Kein Zweifel, etwas an oder in ihr hatte sich verändert. Was zur Hölle passierte gerade mit ihr?
"Sogar der Hauptgefreite hält dich für gestört!", rief Ethan erneut dazwischen.
Ich kickte ihn darauf in die Seite. "Schnauze, du Mistschwein. Du hast hier nichts zu sagen!"
"Levi, lass mich los."
Ihre hellbrauenen Augen starrten mich eindringlich an.
"Sicher nicht, komm erst mal runter." Mit Nachdruck versuchte sie, meine Hand weiter zu drücken, sodass ihr Schlag vielleicht doch noch treffen könnte.
Doch ich ließ mich sicher nicht von ihr verarschen.
"Ich verstehe deinen Zorn. Aber du sollstest meine Grenzen lieber nicht austesten."
Ich schloss die Finger enger um ihre Faust. Wieso hatte sie sich überhaupt nicht unter Kontrolle?
Ihr Blick fixierte mich noch immer starr wie ein Raubvogel, der nur darauf wartete, dass dich die Beute ergab.
"Levi, lass mich-"
Schlagartig blitzen ihre Augen auf, ihre Lider sanken und.. Moment, was...! Reflexartig schlang ich die Arme um sie. Sie war erneut zusammengebrochen, in meinen Armen.
"Tss, was für ein Scheiß."________________________________
Poochies, ich bin wieder mal richtig motiviert beim schreiben gewesen, wie man merkt xD
Hoffe es gefällt euch, ich wollte es etwas dramatisch haben
⌒°(❛ᴗ❛)°⌒❤️❤️❤️Bildquelle:
https://i.pinimg.com/originals/5b/cd/01/5bcd015992afa05979c8b9b448fb2939.jpg
DU LIEST GERADE
Die weiße Chrysantheme (Levi x OC / AoT FF)
FanfictionLevi x OC/Reader "Wenn man sich verliebt, entwickelt der Körper einen eigenen Willen, das ist nun mal so. Da kann es auch vorkommen, dass man sich total daneben benimmt." __________ „Ich dachte Hanji wäre speziell, aber die Kleine macht ihr defini...