Das Dinner

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Als ich erwachte, war es draußen schon dunkel. ,,Miss.'' ,,Miss.'' Irritiert schaute ich in die Richtung, aus der das Geräusch kam. Holly stand vor dem Kleiderschrank, hielt zwei Ballkleider hoch und schien zu entscheiden, welches besser passen würde. Ich sprang auf. ,,Aua.'' Das hätte ich nicht tun sollen, ein stechender Schmerz fuhr in meinen Kopf und pulsierte dort. Holly schien davon nichts mitbekommen zu haben. ,,Ich denke das cremefarbenes Kleid ist eine tolle Wahl.'' Sie hielt ein riesiges, cremefarbenes Ungetüm vor sich. Ich ging zum Schrank. ,,Entschuldige Holly, aber ich würde lieber ein anderes Kleid tragen.'' Ich griff in den Schrank und zog ein nachthimmelblaues Kleid mit einem weiten Rock hervor. Es hatte halblange Ärmel und das Mieder war mit goldenen Blumen bestickt. Holly zog einen Schmollmund, half mir aber ohne Widerrede mein Kleid anzuziehen. Meine Haare flocht sie zu einem dicken Zopf. Ich zuckte zusammen, als sie die Naht berührte. Wenig später klopfte es an der Tür und Großvater trat ein. Sofort verbeugte Holly sich und starrte ihn ehrfürchtig an. ,, Ich sehe, du bist schon fertig. Geht es dir gut? Du musst mich nicht begleiten, wenn du noch Schmerzen hast.'' ,,Nein,das geht schon.'' Ich hakte mich bei ihm unter und wir schlenderten Richtung Speisesaal. Der Raum war hell erleuchtet. Von der Deckte strahlten drei prunkvolle Kronleuchter. An den Wänden hingen rote Stoffbahnen, die glänzten als wären sie aus Seide. Waren sie vielleicht ja auch. Staunend sah ich mich um. Überall saßen Leute in edlen Kleidern und Anzügen. Großvater ging zielstrebig auf einen Tisch zu. Unterwegs wurde er oft angehalten und plauderte kurz mit den Leuten. Auch mir nickten viele Leute freundlich zu. An dem Tisch angekommen, wurden wir anscheinend schon erwartet. Ich erkannte Mr Ismay, Mr Andrews und Rose. Außerdem saß noch eine etwas ältere Frau an diesem Tisch, der Bootsmann mit seiner Frau und zwei Männer. Sie begrüßten uns herzlich. Ich zog meinen Stuhl zurück und setze mich, wofür ich von Großvater einen tadelnden Blick zugeworfen bekam. Ich hätte meinen Stuhl nicht selbst zurückschieben dürfen. Ich wurde rot. Kurze Zeit später war mein kleines Fauxpas zum Glück wieder vergessen. Die Gespräche am Tisch drehten sich um Aktien und wie schlimm dieses und jenes Kleid war. Ich klinkte mich recht schnell aus der Unterhaltung aus und hing meinen Gedanken nach.Das Essen wurde gebracht. ,,... und dir gefällt das Meer sicher auch sehr Edda?'' Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen, als ich meinen Namen hörte. Die ältere Frau, neben Rose schaute mich erwartungsvoll an. ,,Ja, natürlich''. Antwortete ich einer Intuition folgend. Sie nickte leicht. Erleichtert ließ ich mich wieder in meinen Stuhl sinken. Ich versuchte den Gesprächen von nun an aufmerksamer zu folgen, stellte Zwischenfragen, nickte, lächelte und miemte das gut erzogene Mädchen. Nach einer schieren Ewigkeit erhob sich Großvater endlich. ,,Es war mir eine Freude, den Abend mit ihnen zu verbringen, aber die Pflicht ruft. Ich wünsche ihnen noch einen schönen Abend.'' Ich erhob mich ebenfalls, hakte mich bei ihm unter und gemeinsam verließen wir den Speisesaal. Großvater ging auf direktem Weg zur Brücke. Ich begab mich auf die Suche nach Offizier Lowe.

Gib niemals auf - TitanicWo Geschichten leben. Entdecke jetzt