Panisch schlug ich mit den Armen, um nicht unterzugehen. Das eiskalte Wasser schmerzte wie 1000 Nadelstiche auf meiner Haut. Auf einmal waren viel mehr Leute um mich herum, die schrien und strampelten. Mit aufgerissen Augen musste ich zusehen, wie sich das Boot zurück bewegte. ,,Warten sie'', rief ich mit schriller Stimme, aber meine Rufe gingen in den Schreien unter. Ich spürte wie das Wasser langsam von meinem Körper Besitzt ergriff. Wenn ich hier länger treiben würde, würde ich erfrieren. Ich schaute mich um. Überall Menschen und Körper, aber was war das – ein Stück von mir entfernt schwamm ein großes Holzbrett. Ich nahm all meine Kraft zusammen schwamm hinüber. Zum Glück hatte ich die Schwimmweste angezogen. Ohne sie wäre ich sicher schon längst untergegangen. Der Weg zum Holzbrett erschien mir meilenweit. Nur noch ein paar Meter. Ich konnte nicht mehr. Ich würde hier erfrieren. Auf einmal hörte ich Harolds Stimme in meinem Kopf. ,,Versprich mir das du überlebst, egal was passiert.'' Ich holte einmal tief Luft, nahm meine letzte Kraft zusammen und schwamm weiter. Ich zog mich auf die Tür. Angekommen blieb ich reglos liegen. Ich konnte nicht mehr. Meine Augenlider klappten zu und ich spürte nur noch die eisige Kälte in meinem Körper. Wo Großvater wohl grade war? Vielleicht noch auf dem Schiff. Ich konnte mir nicht vorstellen, was wohl in seine Kopf vorgehen musste. Er war für alle 2200 Passagiere verantwortlich. Aber gab ich ihm die Schuld? Mein Kopf klappte zu Seite und knallte unsanft auf das steinharte Brett. Die Welt um mich herum schien still zu stehen. Die Schreie um mich herum nahm ich nur noch gedämpft war und ich hatte jegliches Zeitgefühl verloren. Wie lange ich hier wohl schon lag?,,Ist hier noch irgendjemand?'' Wie durch Watte drang die Stimme in meinen Kopf. Ich öffnete meine Augen ein Stück. Ein milchiges Licht schien durch die Nacht. ,,Kann mich irgendwer hören?'' Ich drehte meinen Kopf in die Richtung, aus der ich die Stimme vermutete. Ich erkannte den Umriss von einem kleinen Boot, das über das Meer glitt. ,,Ich bin hier'', wollte ich rufen, aber meine Stimme versagte und es kam nur ein heiseres Krächzen heraus. ,,Ich bin hier'', krächzte ich erneut, aber das Boot kam nicht näher. Mir war eisig kalt und ich spürte meinen Körper nicht mehr. Mit Schrecken musste ich zusehen, wie sich das Boot langsam immer weiter entfernte. Was sollte ich nur tun? Wenn ich nichts tat würden sie weiterfahren und ich würde hier erfrieren. Das war meine letzte Hoffnung. Ich musst alles auf eine Karte setzten. Entweder ich würde sterben oder gerettet werden. Langsam rollte ich mich von der Tür und klatschte auf das eisige Wasser. Ein kleiner Schrei entwich meiner Kehle. Wild ruderte ich mit den Armen und versuchte auf mich aufmerksam zu machen. Mein Herz schlug höher, als sich der Lichtstrahl langsam wieder in meine Richtung bewegte. Das Boot kam näher. ,,Hier bin ich, hier bin ich'', rief ich immer wieder. Zwei kräftige Arme streckten sich nach mir aus und zogen mich ins trockene. Eine Deckte wurde mir übergelegt und dann verschwamm alles vor meinen Augen. Jemand rüttelte an meiner Schulter. ,,Edda, Edda!" Ich stöhnte. Ich spürte meinen Körper nicht mehr und wollte nur noch schlafen. Meine Lider waren so schwer, aber als das rütteln nicht aufhörte, öffnete ich sie mühsam und sah in das geschockte Gesicht von Offizier Lowe. Er nahm mich fest in seine Arme. Ich vergrub mein Gesicht in seiner Uniform. Zum ersten mal an diesem Abend fühlte ich mich sicher. Ich wusste, dass er ab jetzt auf mich aufpassen und mich beschützen würde. Ich merkte erst, dass mir Tränen über die Wangen liefen, als Harold sie vorsichtig wegwischte. ,,Ich dachte, du wärst in einem Rettungsboot'', flüsterte er mit erstickter Stimme in mein Haar. Ich antwortete nicht. Ich war viel zu erschöpft. Sachte lege er mich auf ein paar Decken. Ich zitterte immer noch am ganzen Körper, aber unter den vielen Decken wurde mir langsam wieder etwas wärmer und ich begann, meine Arme wieder zu spüren. Harold suchte weiter nach Überlebenden, warf mir aber immer wieder besorgte Blicke zu. Ich starrte an den Nachthimmel. Die Sterne funkelten dort oben. Wie viele neue wohl dazu gekommen waren. Ich hatte mal eine Geschichte gehört, dass für jeden gestorbenen Menschen ein Stern am Himmel aufgeht. Ich wusste, dass in dieser Nacht viele ihr Leben hatten gehen lassen. Ob Großvater es wohl geschafft hatte? Bei dem Gedanken, dass er es nicht geschafft haben könnte, zog sich mein Herz schmerzlich zusammen. Ich wusste nicht , wie viel Zeit vergangen war, als neben unserem Boot ein riesiges Schiff auftauchte. Außer mir waren noch zwei andere Leute aus dem Wasser gerettet worden. Rose, die die ganze Zeit über weinte und ein ausländisch aussehender Mann. Eine Leiter wurde heruntergelassen und die Offiziere kletterten nach einander hoch, dann wurde Rose hoch geholfen, dem Mann und zum Schluss mir. Es war so anstrengend die Leiter hochzuklettern. Jede Sprosse fühlte sich an wie eine Ewigkeit. Ich rutschte oft ab, aber Harold war direkt hinter mir und stützte mich, damit ich nicht hinunter segelte. Oben angekommen wurde ich von einem anderen Offizier über die Reling gehoben. Ich stolperte einen Schritt nach vorne, bevor meine Beine unter mir nachgaben. Das letzte was ich mitbekam, war wie ein Offizier mich auffing, dann wurde alles schwarz.
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Gib niemals auf - Titanic
FanfictionEdda hätte niemals gedacht, dass diese Reise ihr Leben für immer verändern würde, aber irgendwie war eine Katastrophe ja sozusagen vorprogrammiert. Was will man auch tun wenn man zwar die Enkelin des erfolgreichsten Kapitäns der White Star Line ist...