Zu den Sternen

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Schließlich fand ich ihn am Bug. ,,Hey.'' Schüchtern schlug ich die Augen nieder. ,,Geht es dir wieder besser?'', fragte er. ,,Ja, danke nochmal'', erwiderte ich. Langsam kam er auf mich zu. Ein Lächeln stahl sich auf mein Gesicht und die Schmetterlinge in meinem Bauch schlugen Purzelbäume. Seine Hand ergriff meine und ich erwiderte den leichten Druck. Unsere Gesichter waren nur noch Millimeter voneinander entfernt. ,,Ich habe diesen Fehler schon ein mal gemacht, deshalb frage ich diesmal vorher - Darf ich dich küssen?'', wisperte er an mein Ohr. Ich nickte zaghaft. Ganz vorsichtig beugte er sich weiter zu mir hinunter und als seine Lippen meine berührten, drohte ich vor Glück zu platzen. Schließlich löste er sich wieder von mir. ,,Ich liebe dich und das hätte ich dir schon viel früher sagen sollen'', flüsterte ich glücklich. Wir ließen uns auf einer Bank nieder und ich schaute in den Himmel. Die Sterne funkelten über uns. Die See war spiegelblank. Keine Welle schlug, kein Lüftchen regte sich. Ich lehnte meinen Kopf an seine Schulter. Es fühlte sich so an, als ob ich ihn schon ewig kennen würde, dabei wusste ich fast gar nichts über ihn. ,,Was hast du eigentlich vor der Titanic gemacht?'' Ich schaute ihn von der Seite an. Sein Blick hatte sich verfinstert. ,,Dies und Jenes'', antwortete er vage. ,,Ich bin mir 14 Jahren von Zuhause weggegangen und habe mir einen Job als Kohlejunge gesucht und mich so zum Offizier hochgearbeitet und letztes Jahr habe ich die Anstellung bei der White Star Line bekommen.'' Ich merkte, dass er nicht gerne darüber sprach, weshalb ich nicht weiter nachfragte. Gemeinsam schauten wir in die Nacht hinaus. Die Luft wurde kühler. Eine Gänsehaut bildete sich auf meinen Armen und ich begann zu frösteln. ,,Es ist schon spät. Ich begleite dich noch zu deinem Zimmer.'' Hand in Hand schlenderten wir über das Deck. Ich lief extra langsam um den Moment länger hinauszuzögern. ,,Sieh nur die ganzen Sterne''. Ich deutete nach oben. ,,Kannst du Sternbilder erkennen?'' Ich schüttelte mit dem Kopf. ,,Schau mal dort'', er deutete mit der Hand auf ein paar Sterne, die in einer Art Viereck zueinander standen. Er fuhr mit dem Finger die Linien nach. ,,Das ist der große Wagen und sieh mal dort ist ein Adler.'' Fasziniert schaute ich nach oben und versuchte mir die Bilder vorzustellen. Ich hatte mich nie großartig mit so was beschäftigt. Es war magisch, dass Sterne Gegenstände zeigen konnten. Harold schien meine Begeisterung zu bemerken, denn er lächelte und zog mich näher an sich. Ich konnte sein Herz durch die Uniformjacke schlagen hören. So blieben wir eine ganze Weile stehen. Schließlich lösten wir uns voneinander und gingen weiter zu meinem Apartment. Zum Abschied drückte er mir einen sachten Kuss auf die Stirn. Ich schaute ihm nach. Als ich in meinem Apartment war merke ich erst wie müde ich eigentlich war. Erschöpft ließ ich mich aufs Bett sinken. Ich schlüpfte in ein luftiges Nachthemd und öffnete meine Haare. Kämmen konnte ich sie immer noch am nächsten Morgen.

Gib niemals auf - TitanicWo Geschichten leben. Entdecke jetzt