Es stimmte, ich hatte zwar furchtbare Angst vor dem Meer, aber Theoriewissen hatte ich zu genüge. Großvater hatte mir oft erklärt wie man ein Boot steuerte und rudern konnte ich auch. ,,Miss ich denke es ist nicht der richtige Zeitpunkt für Scherze.'' Der Offizier schaute mich missmutig an. ,,Ich kann wirklich ein Boot steuern.'' Ich stand auf und wollte zurück auf die Titanic klettern. ,,Ein kleinerer Offizier kam zu dem ersten geeilt. Es handelte sich um Offizier Moody. Er flüsterte dem anderen etwas ins Ohr. Der erste wandte sich wieder zu mir. ,,Sind sie die Enkelin von Smith?'' Ich nickte. Er hielt mir seine Hand hin und half mir zurück aufs Schiff. ,,Dann sollten sie das ja können'', murmelte er während wir zu einem Rettungsboot weiter hinten eilten. ,,Ah sind sie der Offizier?'', rief eine Dame erfreut aus. Er schüttelte den Kopf und deutete auf mich. Die Passagiere in dem Boot fingen an empört durcheinander zu reden. ,,Das ist ein Mädchen.'' ,,Was soll das?'' Ich steige wider aus!'' ,,Beruhigen sie sich'', beschwichtige der Offizier, der schon im Boot war. ,,Ist das nicht die Kleine von Kapitän Smith?'', fragte er den Offizier, der mich begleitet hatte. Der nickte. Als ich über die Reling in das Boot klettern wollte überkam mich einen neue Welle des Schwindels. Ich schloss kurz die Augen und atmete tief durch. Ich hatte jetzt zu funktionieren. Im Boot musterten mich die meisten Leute misstrauisch. ,,Wenn wir in New York sind, werde ich eine Beschwerde an die White Star Line schicken. Das ist unzumutbar und entspricht ganz und gar nicht der Etikette'', keifte eine Dame. ,,Ich kann auch wieder aussteigen und sie werden mit dem Schiff untergehen'', schoss ich scharf zurück. Sie warf mir noch einen empörten Blick zu, aber sagte nichts mehr. Unser Boot wurde abgefiert. Ich bemerkte, dass der Offizier mich prüfend musterte. Als wir auf dem Wasser aufsetzten, half ich ihm das Boot zu lösen. Ich erklärte den Leuten wie man ruderte. Langsam setzten wir uns in Bewegung. ,,Wir müssen möglichst weit weg vom Schiff, sonst werden wir von dem Sog mitgerissen'', erklärte der Offizier. Wir ruderten ein gutes Stück weit weg vom Schiff und blieben stehen. Unser Boot war eins der wenigen, die komplett gefüllt worden waren. Ich fand unter einer Bank ein paar Decken, die ich verteilte. Schließlich setzte ich mich nach vorne zu dem Offizier. Jetzt hieß es warten. Wir sprachen nicht viel und ich hing meinen Gedanken nach. Würden Harold und Großvater überleben? Sie mussten es schaffen. Auf einmal gingen alle Lichter auf dem Schiff aus. Die Titanic fing an sich nach oben zu richten, bevor sie auseinander brach. Ich musste wegschauen. Wie viele Leute wohl noch auf der Titanic waren. Ich blickte mich erst wieder um, als der Kiel nach unten sank. Man hörte die hilflosen Schreie der Menschen, die nun im eiskalten Wasser waren. Ich saß wie gelähmt in dem Boot. ,,Wir müssen ihnen helfen!'', rief ich schließlich. Der Offizier kaute auf seiner Lippe. ,,Sie werden uns hinunter reißen, wenn wir zurück fahren.'' Er hatte Recht, aber wir mussten doch irgendwas tun. ,,Könne wir nicht wenigstens ein Stück zurück rudern?'', mischte sich ein älterer Herr ein. Die anderen Passagiere stimmten ihm leise zu. Der Offizier nickte. ,,Aber wir dürfen nicht mitten in die Menge fahren. Wir müssen so nah dran, dass sie her schwimmen können.'' Und so ruderten wir zurück. Die Schreie der Leute wurden immer lauter und grausamer. Eine Gänsehaut hatte sich auf meinen Armen gebildet. Einige Menschen schwammen mit letzter Kraft zu unserem Boot. ,,Hilfe, Hilfe. Bitte helfen sie mir'', flehte eine panische Stimme neben unserm Boot. Ich beugte mich hinunter und sah eine junge Frau auf der Stelle schwimmen. Ihre Lippen waren blau und sie hatte große Mühe sich über Wasser zu halten. Ich hielt ihr meine Hand hin, wozu ich mich weit aus dem Boot lehnen musste. Sie ergriff sie, aber anstatt sich hochzuziehen zog sie mich hinunter. Ich schrie auf, als ich in das eiskalte Wasser eintauchte.
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Gib niemals auf - Titanic
FanfictionEdda hätte niemals gedacht, dass diese Reise ihr Leben für immer verändern würde, aber irgendwie war eine Katastrophe ja sozusagen vorprogrammiert. Was will man auch tun wenn man zwar die Enkelin des erfolgreichsten Kapitäns der White Star Line ist...