Happy End?

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Unruhig tigerte ich in meinem Zimmer hin und her. Grundsätzlich war Großvater immer auf meiner Seite gewesen und hatte mich unterstützt, aber was hier von halten würde, konnte ich mir nicht vorstellen. Eigentlich hatten wir seid unserer Abfahrt in South Hampton sämtliche Regeln gebrochen. Es war Offizieren strengstens verboten, sich mit Passagieren einzulassen. Andererseits war ich ja eigentlich kein normaler Passagier, sondern die Enkelin der Kapitäns, aber ob das die Sache so viel besser machen würde, wusste ich nicht. Aber ich wusste, dass für Harold ziemlich viel auf dem Spiel stand, er könnte zum Beispiel suspendiert werden. Bei dem Gedanken an die Konsequenzen krampfte sich mein Magen schmerzlich zusammen. Ich wollte nicht, dass er wegen mir seine Zukunft zerstörte, aber wir mussten mit offenen Karten spielen, wenn es sowieso schon die meisten Offiziere wussten. Es klopfte an der Tür und ich zuckte zusammen. Okay, tief durchatmen. Ein Stein fiel mir vom Herzen, als ich die Tür öffnete und nicht Großvater sondern Harold davor stand. ,,Du bist kreidebleich, geht es dir gut?'', fragte er besorgt. ,,Ja, alles gut. Ich bin nur etwas nervös'', antwortete ich mit zitternder Stimme. Harold lächelte mich warm an. ,,Alles wird gut, da bin ich mir sicher.'' Ich nickte. Eigentlich hätte ich ihm Mut machen sollen, für ihn stand so viel mehr auf dem Spiel als für mich. ,,Wollen wir?'', fragte Harold und auch in seiner Stimme konnte ich ein leichtes Zittern hören. Ich hakte mich bei ihm unter und gemeinsam gingen wir Richtung Steuerraum. Ich hatte mit Großvater abgemacht, ihn vor dem Dinner dort zu treffen. Je näher wir dem Steuerraum kamen, desto langsamer wurden unsere Schritte. Mein Herz raste und mir war übel. Harold drückte fest meine Hand und ich erwiderte den Druck. Zusammen würden wir das schaffen! Entschlossen drückte ich die Klinke zum Steuerraum hinunter. Das kalte Metall schien meine Haut zu verbrennen. Wir traten ein. Großvater stand mit dem Rücken zu uns und blickte auf die spiegelglatte See hinaus. Er drehte sich wie in Zeitlupe zu uns um. Verwundert musterte er erst mich, dann Harold und schließlich unsere Hände, an denen wir uns immer noch festhielten. Fragend blickte er mich an. Ich senkte den Blick und holte tief Luft. ,,Großvater, wenn wir wieder in Southhampton sind will ich mit Mr. Lowe von Bord gehen'', sagte ich mit leiser Stimme. Vorsichtig hob ich den Blick wieder und schaute ihm direkt in die Augen. ,,Ich liebe ihn'', fügte ich noch hinzu. Großvaters Gesicht sah wie versteinert aus. ,,Sie wissen, dass eine Beziehung zu einem Passagier verboten ist?'' , wand er sich schließlich an Harold. ,,Ja Sir.'' ,,Sie wissen, dass ich sie dafür suspendieren könnte?'' ,,Ja Sir.'' ,,Du weißt auch, dass ich dich dafür bestrafen könnte?'', fragte er mich schließlich. Ich nickte und versuchte irgendeine Mimik in seinem Gesicht zu erkennen, aber es war immer noch wie versteinert. ,,Wie lange schon?'' ,,Seit dem ersten Tag an Bord, Großvater.'' ,,Und sie meinen es wirklich ernst?'' Sein Blick schien Harold zu durchbohren. ,,Ja, sonst würde ich nicht hier stehen'', antwortete Harold mit fester Stimme. Großvater schien zu überlegen. Zu aller erst werde ich dieses Verhalten bestrafen müssen.'' ,,Bitte suspendiere Harold nicht'', fiel ich ihm ins Wort, ,,bestrafe mich, aber nicht Harold bitte. Es ist alles meine Schuld.'' ,,Nein, ich werde jegliche Konsequenzen tragen'', unterbrach mich Harold aufgebracht. Mit einem Handzeichen gab Großvater uns zu verstehen still zu sein. ,,Ich werde niemanden suspendieren.'' Ein Stein fiel mir vom Herzen. Ich hätte es nicht ertragen, wenn wegen mir Harolds Kariere zerstört werden würde. Ich wusste wie viel Freude ihm sein Job bereitete und das es sein großer Traum war, irgendwann selbst Kapitän zu sein. ,,Edda, ich weiß, dass du ein vernünftiges Mädchen bist und Mr Lowe, sie sind ein ausgesprochen pflichtbewusste und aufrichtiger Offizier. Ich bin mir sicher, dass sie gut für Edda sorgen und auf sie aufpassen werden.'' Mein Herz klopfte bei seinen Worten immer schneller. ,,Meinen Segen habt ihr.'' Ein warmes Lächeln breitete sich auf Großvaters Gesicht aus. Vor lauter Freude und Erleichterung traten mir die Tränen in die Augen und ich fiel ihm um den Hals. Als ich mich wieder von Großvater löste, sah ich, dass sich auch Harold einige Freudentränen aus den Augenwinkeln wischte. Ich strahlte ihn an. ,,Aber'', ertönte Großvaters Stimme hinter mir, ,,ich will, dass ihr es bis wir wieder in Southhampton geheim haltet und euch unauffällig verhaltet. Wenn das jemand mitbekommt, bringt ihr mich in teufels Küche.'' ,,Natürlich Sir'', erwiderte Harold und ich nickte bekräftigend. ,,Gut und nun zu eurer Strafe, denn ganz ungestraft kann ich diesen Verstoß, auf dem eigentlich eine Suspendierung folgen würde nicht lassen. Ich möchte, dass ihr beiden die nächsten zwei Tage fürs Abendessen Kartoffeln schält und wenn jemand fragt warum, sind sie Mr Lowe zu spät zum Dienst erschienen und du hast dich beim Essen nicht an die Etikette gehalten.'' Er sah auf seine Taschenuhr. ,,Apropos Dinner, wir müssen los, wir sind schon spät dran. Ich warf Harold noch ein schnelles Lächeln zu, bevor ich hinter Großvater den Raum verließ. ,,Danke.'' Großvater legte einen Arm um meine Schulter. ,,Lowe ist ein guter Mann und ich habe dich selten so glücklich gesehen, wie in den letzten Tagen.''

Gib niemals auf - TitanicWo Geschichten leben. Entdecke jetzt