46 - Schokoladentränen

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Schokoladentränen



Helena starrte auf die trockene Erde zu ihren Füssen. Die Blumen im Garten hinter dem Wächterhaus brauchten viel Wasser, da die Hitze das Wasser viel zu schnell wieder aus dem Boden zog. Ihre Gedanken kreisten um Phillips Worte. Gestern war er total ernst im Wächterhaus aufgetaucht und hatte von seiner Unterhaltung mit dem Heiler berichtet. Dabei hatte er deutlich erwähnt, dass diejenige, die das Monster in die Stadt lassen würde, unter ihnen war. Sofort hatte sie sich angesprochen gefühlt und an den Traum denken müssen. Der Dämon konnte auch alleine in die Stadt kommen, ohne dass sie ihm die Tore öffnen musste. Mit seiner menschlichen Gestalt konnte er einfach die Stadttore passieren, ohne dass ihn jemand aufhalten würde.

Plötzlich umfassten zwei Arme ihre Taille und zogen sie nach hinten. Sie spürte Olivers warmer Atem in ihrem Nacken und atmete tief ein. Sie genoss seine Berührungen, doch gleichzeitig hatte sie Angst, dass sie irgendjemand sehen könnte.

„Was macht meine Schönheit so alleine im Garten?" Sein Atem kitzelte sie und sie musste lächeln.

Leicht löste sie sich aus seiner Umarmung und drehte sich zu ihm um. Seine Augen blinzten liebevoll und ein Lächeln lag auf seinen Lippen. „Hast du nicht Angst, dass uns jemand sehen könnte?", fragte sie leise.

Er zog sie wieder an ihren Hüften näher und vergrub sein Gesicht in ihren Haaren. „Mir wäre sogar lieber, wenn uns jemand sehen würde. Dann würden alle Männer sehen, dass du mir gehörst. Hast du deine Haare mit Rosenöl eingerieben?"

Sie schloss die Augen und spürte, wie er ihr einen Kuss auf den Haarabsatz hauchte.

„Wir sind nicht verlobt, man sollte uns nicht so offensichtlich sehen", murmelte sie.

Er schmunzelte. „War das gerade ein Versuch, mich darauf hinzuweisen, dass wir uns verloben sollten?"

Verlegen riss sie die Augen auf und schüttelte den Kopf.

„Um Himmels Willen, nein, Oliver. Das wäre viel zu voreilig", stotterte sie und strich sich eine lose Haarsträhne hinters Ohr.

Er seufzte. „Du hast Recht. Das wäre es wirklich."

Sie lächelte ihm zu und wich etwas zurück, um genug Abstand zwischen sie zu bringen.

„Wieso hast du mich gesucht?", fragte sie und er verzog enttäuscht den Mund.

„Darf ich dich etwa nicht vermissen?"

Etwas überrumpelt von seiner Antwort, murmelte sie: „Doch, natürlich. Ich..."

„Schon gut, Helena", sagte er und lächelte sie wieder an. „Ich hab nicht erwartet, dass du jetzt das gleiche antwortest. Schliesslich weiss ich ja, dass du eher etwas zurückhaltend bist."

Sie zupfte an ihrem Rocksaum und seufzte. „Ich bin nicht zurückhaltend", erwiderte sie trotzig und entlockte ihm damit ein Lachen. „Ich bin halt einfach nicht so unvorsichtig wie du."

„Ach, und wieso sollten wir genau vorsichtig sein?", fragte er und seine Augen funkelten im Sonnenlicht schelmisch.

Helena verdrehte die Augen.

„Das weißt du doch genau", meinte sie und er schüttelte den Kopf. „Die Leute werden reden."

Oliver kam wieder einen Schritt näher und wollte einen Arm um sie legen, doch sie sah ihn zurückweisend an. Er stöhnte und strich sich über das kurze Haar.

„Dann sollten sie doch reden, Helena."

Sie legte den Kopf schräg. „Du solltest weiter denken. Dein Ruf wäre beschmutzt und das käme dir nicht gut."

Black BirdWo Geschichten leben. Entdecke jetzt