51 - Gefangen und ausgeliefert

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Gefangen und ausgeliefert

Anita kehrte nicht zum Schloss zurück. Phillip schmuggelte sie so unauffällig wie möglich in das Wächterhaus. Oben in seinem Zimmer herrschte erdrückende Stille. Die Sonne stand schon tief am Himmel und man erkannte leicht den Mond am blauen Himmel, der sich langsam verfärbte. Sie war müde und hatte beschlossen etwas zu schlafen, doch ihre Träume waren unruhig und machten ihr angst, so dass sie nur wenige Zeit später keuchend aufwachte. Als sie aufwachte, war Phillip nicht mehr im Zimmer, doch er kam wenig später wieder zurück. Er war unruhig und nervös.

„Phillip", murmelte sie, als sie sein Hin- und Hergehen nicht mehr aushielt. Er stoppte und liess sich stöhnend auf dem Bett seines Mitbewohners sinken.

„Es macht mich wahnsinnig, Anita", sagte er gequält. „Ich habe sie überall gesucht, aber ich habe sie nirgends gefunden. Es quält mich, der Gedanken, dass sie ein Monster ist."

Anita streckte die Hand nach ihm aus. „Sie ist kein Monster", widersprach sie ihm, doch er lachte nur bitter auf.

„Ach, Anita, lüg mich doch nicht an. Sie hat dir gedroht. Sag mir nicht, dass du sie, nachdem sie dein Tod gefordert hat, nicht für ein Monster hältst", spuckte er grob aus und raufte sich das Haar. „Ich dachte wirklich, ich hätte sie gekannt, aber anscheinend war das nur ihre liebliche Fassade."

„Phillip, hör auf dich wahnsinnig zu machen", schnauzte sie ihn nun etwas lauter an. „Du machst mich ganz nervös."

Er seufzte und setzte sich schliesslich gerade hin. „Es tut mir leid, ich mach mir einfach gerade unglaubliche Sorgen um dich. Ich weiss nicht, was ich denken soll."

Anita stand auf und setzte sich neben ihn. Beruhigend legte sie ihm einen Arm um die Schulter.

„Dann denk einfach nicht. Konzentrier dich doch einfach auf die schönen Dinge", meinte sie und lächelte ihm zu.

Er schüttelte den Kopf. „Du darfst gar nicht mitreden", erwiderte er und schluckte. „Du ziehst es in Erwägung dich umzubringen." Er lachte bei seinen Worten bitter auf. „Mein Gott, das ist doch nur noch krank."

„Was meinst du jetzt?", fragte Anita etwas verärgert.

„Das alles."

„Tut mir leid, dass ich anderen helfen will." Anita wich von ihm zurück und verschränkte wütend die Arme.

Er schüttelte den Kopf. „Gott, du beschützt alle, ausser dich selbst. Das kann es doch nicht sein. Es muss doch irgendeine andere Lösung geben."

„Es gibt aber keine! Also find dich einfach damit ab."

„Versteh mich doch, Anita. Ich will dich nicht verlieren", versuchte er ihr klar zu machen, doch Anita blickte ihn bloss distanziert an. Sie konnte ihn verstehen, doch er würde sie nur noch dazu bringen, dass sie zögerte.

„Du verstehst es nicht", gab sie zurück und stand auf. „Ich will das tun und wenn ich das tun will, werde ich es auch machen. Also hör auf, mich davon abhalten zu wollen."

„Anita!" Er war nun ebenfalls aufgestanden und hatte sie am Arm gepackt. Sein Blick war traurig und voller Schmerz. „Ich lieb dich! Ich will dich nicht verlieren und ich werde alles tun, damit dir nichts passiert."

Die Worte trafen sie wie ein Blitz. Sie musste schlucken und Tränen sammelten sich in ihren Augenwinkeln, die sie wütend wegblinzelte. Sie konnte jetzt nicht weich werden. Nicht jetzt. Sie riss sich los.

„Hör auf damit", presste sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor und trat einen Schritt zurück. „Hör auf, es mir so schwer zu machen. Akzeptier es einfach. Du wirst irgendwann jemand finden, den du verdient hast."

Black BirdWo Geschichten leben. Entdecke jetzt