42 - Ein unangenehmes Gespräch

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Ein unangenehmes Gespräch


„Ich wünsche Euch einen angenehmen Nachmittag, Eure Hoheit", sagte er.

Sie konnte gerade noch einen Blick auf Incon haschen, der mit gerunzelter Stirne vor der Tür stand und Phillip einen tadelnden Blick zuwarf. Dieser hob seine Mütze und senkte den Kopf.

„Guten Tag, Sir."

Incon musterte ihn kurz und nickte ihm zu. Dann schritt er an ihm vorbei in ihr Zimmer. Hinter sich schloss er die Türe und schüttelte den Kopf.

„Guten Nachmittag, Eure Hoheit. Was hat denn der Junge bei Euch gewollt?", fragte er und trat zum offenen Fenster.

Er trug einen weissen Anzug und seine Haut hatte etwas mehr Farbe bekommen als sonst. Anita wandte den Blick von der Türe ab und stand auf.

„Hamel, schön Euch zu sehen. Er hatte das Gefühl, ein Geräusch zu hören und hat nach meinem Befinden gesehen", sagte sie mit sanfter Stimme.

Incon nahm ihre Worte nickend zu Kenntnis und ging auf den Balkon. Er stützte sich mit beiden Händen an der Brüstung und blickte über den See hinweg in die Ferne. Er machte einen besorgten Eindruck. Anita stellte sich neben ihn, vermied jedoch einen Blick auf den See zu werfen, sondern sah auf die dürren Zitronenbäume unter ihr.

„Was hat Euch denn zu mir geführt, Hamel?", fragte sie.

Incon drehte sich etwas zu ihr und musterte sie schwermütig. „Ich bin hier im Auftrag Eures Vaters", sagte er.

Sie zog erstaunt die Augenbrauen zusammen. Die Hitze war stark, doch die Brise machte es erträglich im Freien zustehen. Eine einzige helle Wolke zog sich in dünnen Streifen über den Himmel, ansonsten war der Himmel in ein makelloses Blau getaucht.

„Mein Vater? Was möchte er denn?"

Incon seufzte und murmelte irgendetwas vor sich hin, bevor er seinen Blick wieder über den See schweifen liess und seine Augen sich verdunkelten.

„Er möchte Euch in seinem Thronsaal sprechen. Doch ich sollte Euch in seinem Namen vorwarnen."

Alles in ihr zog sich zusammen. Was kam jetzt? Sie umklammerte das Gelende mit einer Hand und versuchte an Hand Incons Gesichtsausdruck herauszufinden, was ihr Vater mit ihr besprechen wollte. In ihrem Kopf schwirrten tausend Möglichkeiten, die alle gleich schlimm waren.

Incon verzog säuerlich sein Gesicht.

„Ich bitte Euch, Eure Wut nicht all zu offen zur Schau zu tragen."


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„Du willst was?"

Ihre Stimme hallte im ganzen Thronsaal wieder. Sie stand mit hochrotem Kopf vor dem Thron ihres Vaters und bebte vor Wut. Ihre Hände ballten sich zu Fäusten und sie war kurz davor hochzugehen. In einer gewissn Art war sie das schon, doch sie zwang sich, sich zurückzuhalten.

Ihr Vater blickte sie mit einem entschuldigenden Ausdruck in den Augen an und erhob sich von seinem Thron. Sein Gewand aus Seide zog sich einige Meter hinter ihm her, als er die zwei Stufen zu ihr hinunterstieg. In seinem Gesicht sah sie jedoch keinerlei Hinweise, die darauf hindeuteten, dass er seine Meinung ändern würde.

„Es ist schon entschieden, Tochter", sagte er mit bestimmtem Nachdruck in seiner Stimme.

Anita schluckte und beim Gedanken, an das, was ihr bevorstand, wurde ihr schlecht. Am liebsten hätte sie ihrem Vater vor die Füsse gekotzt, doch sie war nicht einmal mehr in der Lage zu sprechen. Die Wut schnürte ihr die Kehle zu und schnitt ihr die Luft ab. Es kam ihr wie ein lächerlicher Spass vor. Das konnte er doch nicht ernst meinen?

Black BirdWo Geschichten leben. Entdecke jetzt