Die Wärme, die die Beiden umhüllte war so angenehm, dass es schon wieder gruselig wurde. Der Kuss dauerte nur drei Sekunde, er war weder gefühlvoll, zärtlich noch stürmisch und leidenschaftlich. Er war nichts. Es warne einfach nur drei Sekunden, in denen die Lippen aufeinander lagen, in denen ein Wärmeaustausch stattfand, wie ihn noch nie jemand der Beiden gespürt hatte. Nichts weiter.
Ruckartig lösten sich Luca und Ferdinand gleichzeitig voneinander und starrten sich entsetzt an. Niemand beachtete die beiden. Die Musik war viel zu laut, um sich normal unterhalten zu können. Alle tanzten, tranken Alkohol und knutschten. Etwas anderes hatten Luca und Ferdinand doch auch nicht getan. Luca drehte sich um und ging ohne sich nochmal umzudrehen. Ferdinand fühlte sich hilflos.
Das letzte Mal, dass er einen Jungen geküsst hatte, war vor sechs Monaten. Das war aber was anderes. In seinem Freundeskreis war die Hälfte der Leute schwul, lesbisch, bi oder was auch immer. Das war normal. Damals hatte er zwei Monate lang eine Beziehung mit Arthur geführt. Sie haben sich nicht geliebt, aber es hatte Spaß gemacht intim miteinander zu werden. Dann hatte sich Arthur verliebt, in ein Mädchen und dann war es vorbei. Das war kein großes Ding, niemand hatte seitdem wieder darüber geredet.
Er wusste nicht was er machen sollte. Er konnte definitiv nicht weiter rumstehen und unbeabsichtigt Luca suchen. Also schnappte er sich seine Jacke und wollte sich von Oscar verabschieden. Als er bei der Gruppe an Leuten ankam, in der Oscar war, sah er dass auch Luca unter ihnen war. Ihm lief ein Schauer über den Rücken. ,,Ich wollt mich verabschieden, war echt nice Leute." sagte Ferdinand. ,,Ja klar, cool dass du da warst." lallte Oscar und grinste ihn an. Ansonsten schenkte ihm keiner Beachtung, alle außer Luca.
Er war wieder am Starren. Starrte ihn an und merkte dabei nicht mal wie auffällig das war. Ferdinand nickte Luca zu und verschwand. Luca musste heftig schlucken. Er stellte sein Getränk ab und wollte ihm folgen, als er jedoch von hinten am Ärmel gepackt wurde und Joel ihn zurück zog. ,,Junge wo willst du hin? Wir wollten gerade Wahrheit oder Pflicht spielen. Luca drehte sich um und kehrte zu den anderen zurück. ,,Was wolltest du denn?" fragte Karl. ,,Nichts" murmelte Luca. ,,Ich weiß genau was abgeht, ich hab dich doch vorhin gesehen mit Ferdinand." zischte Karl Luca ins Ohr. ,,Du und dein Loverboy, ihr..." zischte er weiter, aber weiter kam er nicht, da Luca Karl eine Ohrfeige gab.
Entsetzt schaute die ganze Runde die beiden an. ,,Du weißt ich kann es allen erzählen und dann bist du am Arsch." drohte Karl weiter. Luca verpasste ihm erneut eine Ohrfeige. Dass war zu viel für Karl. Er schubste Luca gegen die Wand. Eine Faust landete in Karls Gesicht. Karl schlug zurück. Die beiden fielen auf den Boden und prügelte aufeinander ein. Alle Leute auf dieser Party starrten Luca und Karl an.
Die beliebtesten Jungs der Schule. Jeder wusste, dass die beiden beste Freunde waren, aber niemand wusste, dass sie gerade zerstritten waren, weswegen jedem die Situation äußerst komisch vorkam. Warum zur Hölle prügelten sich die beiden? Jeder wollte es wisse, egal welcher Grund es war. Luca ließ an Karl all die Frustration, all die Wut, all die Verwirrtheit aus.
Die Prügelei endete damit, dass Joel und Oscar die beiden auseinander zerrten. Sie sorgten dafür, dass jeder die Party verließ und das Haus leer wurde. Luca und Karl saßen während dessen auf dem Boden und starrten ihn an.
Als das Haus wie leergefegt war, setzten sich Oscar und Joel zu den beiden auf den Bode, sodass sie zu viert im Kreis saßen. ,,Es tut mir leid." sagte Luca und schaute Karl an. Es herrschte Stille. Oscar erhob sich und sagte: ,,Der Typ hatte heute Nachmittag schon ein Aggressionsproblem, gewöhnt euch dran, Leute." Joel musste grinsen und erhob sich ebenfalls. Beide gingen aus dem Raum und fingen an das Haus aufzuräumen.
,,Du hättest mir was sagen sollen." sagte Karl leise und schaute immer noch auf den Boden. ,,Was denn? Da war überhaupt nichts, keine Ahnung was Ferdinand von mir wollte, er war wahrscheinlich betrunken oder so." stotterte er. Karl blickte ihn skeptisch an. Als Luca Ferdinands Namen aussprach zog sich sein Herz seltsamerweise zusammen. Er hatte die Schuld auf ihn geschoben, obwohl er es war, der ihn geküsst hatte. Er hatte hin geküsst.
Er verabschiedete sich schnell von allen und machte sich auf den Weg nach Hause. Zu hause angekommen, fiel er ins Bett und hatte Bauchschmerzen. Ihm tat es weh sich wegen diesem Scheiß mit Karl geprügelt zu haben, es tat ihm aber auch weh, dass er Ferdinand vor Karl verleugnet hat. Er zieht ihn da in so eine verfickte Scheiße rein. Er hätte ihn nicht küssen sollen, was hat er sich nur dabei gedacht? Warum eigentlich? Ja, er sieht verdammt gut aus und das hatte er ihm auch gesagt, aber das ist noch lange kein Grund... Zum Glück war jetzt erst mal Wochenende und er konnte all seine Probleme beziehungsweise sein Problem namens Ferdinand ignorieren.
Ferdinand saß vor seiner Haustür. Er war noch nicht bereit die Wohnung zu betreten. Es war erst halb elf und seine Eltern würden Fragen stellen. Er wollte nicht darüber reden, nicht mal daran denken. Aber das war so verdammt schwer. Er konnte nicht aufhören an Luca zu denken. Was hatte er mit ihm nur in den letzten Tagen gemacht? Die Blicke, die Worte und der Kuss. Luca hat ihn geküsst. Verdammt, er hat mich geküsst, dachte er. Scheiße, es war nur ein Kuss. Nur ein verdammter Kuss. Leute küssen sich ständig, dachte er. Aber doch nicht so. So kommentarlos, so unerwartet. Nicht Luca, Luca küsst keine Jungen. Nicht mich.
Letztendlich erhob sich Ferdinand doch, schloss die Tür auf und trat ins innere der Wohnung. Er ging in sein Zimmer und legte sich ins Bett. Er kramte sein Handy heraus und rief Milan an. ,,Hallo?" flüsterte Ferdinand in den Lautsprecher. ,,Hey" kam es am Ende der Leitung von Milan. ,,Alles gut bei dir?" ,,Ja eigentlich schon, ne keine ahnung, weiß nicht, können wir reden?" fragte Ferdinand Milan. ,,Ja klar, soll ich rüber kommen?" antwortete Milan. ,,Das wäre cool, danke." schloss Ferdinand ab und legte auf.
Er stand auf und ging zur Haustür, öffnete und lies Milan herein. Sie gingen in Ferdinands Zimmer, Ferdinand legte sich wieder in sein Bett und Milan setzte beziehungsweise legte sich halb auf die Couch. Es war stockdunkel und beide starrten an die Decke. ,,Was ist los?" fragte Milan und durchbrach die Stille. ,,Luca hat mich geküsst." antwortete Ferdinand.
,,Wer?" ,,Luc der aus meiner Klasse." ,,Achso, der Krasse oder? Der, der damals mit Karl zusammen das Chemie Zimmer in Brand gesteckt hat oder?" ,,Ja genau der." lachte Ferdinand und musste bei dieser Erinnerung grinsen.
Frau Bauer, die Chemielehrerin, die Luca und Karl sowieso schon gehasst hat, hat damals fast ihren Job gekündigt, als bei einem Experiment im Unterricht Luca und Karl der Bunsenbrenner umgefallen ist und der Schrank hinter ihnen Feuer gefangen hatte. Karl hatte versucht das Feuer zu löschen, indem er die Chemikalien, die auf seinem Tisch standen darauf kippte. Jedoch hatte er nicht bedacht, dass die das Feuer nicht löschen, sonder alles explodieren lassen. Luca brüllte Karl damals durchgehend an, dass er es lassen soll, aber Karl fand das Alles super lustig und kippte fröhlich weiter Chemikalien auf das Feuer.
,,Warum hat er dich geküsst?" hakte Milan nach. ,,Ich weiß es nicht. Er hat mich gestern zu dieser Party eingeladen." ,,Aha. Als ob. Was denkst du jetzt?" ,,Milan, ich weiß es nicht. Der Idiot hat sich dann einfach verpisst. Wahrscheinlich war es eh ne Wahrheit oder Pflicht Aufgabe?" ,,Keine Ahnung, kann ich nicht einschätzen." Ferdinand musste schlucken, er hatte Zuspruch von Miklan erwartet. Warum eigentlich? Er wollte doch nichts von Luca. ,,Luca ist ein Arschloch." sagte Ferdinand.
Nach mehreren Minuten, in denen Mika Ferdinand zustimmte, dass Luca ein Arschloch sei und dann ewig lang, beschissene Lieder vor sich her summte, schliefen beide ein.
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Just another rainy sunday afternoon
Romance,,Die Wärme, die die Beiden umhüllte war so angenehm, dass es schon wieder gruselig wurde. Der Kuss dauerte nur drei Sekunde, er war weder gefühlvoll, zärtlich noch stürmisch und leidenschaftlich. Er war nichts. Es waren einfach nur drei Sekunden, i...