Luca starrte ihn an. Das tat weh. Er wusste, dass Ferdinand wütend war wegen Milan, aber er hatte nicht damit gerechnet, dass er so weit gehen würde. ,,Ok...dann geh ich lieber..." sagte er leise und richtetet dabei seinen Blick auf den Boden.
Er wollte nicht, dass Ferdinand sah, dass ihn das so sehr verletzte. Luca drehte sich um und ging wieder zurück zum Bus. Da es schon spät war, musste er zwanzig Minuten in der Kälte auf den nächsten Bus warten und das nur, weil er sich Sorgen gemacht hat, um eine Person, die ihm in den letzten Tagen sehr wichtig geworden war.
Ferdinand lief nach Hause. Als Luca sich umgedreht hatte, hatte Ferdinand sofort bereut was er gesagt hatte. Es tat ihm leid, er wollte ihm wirklich nur helfen. Ferdinand war nur so frustriert,weil er Milan nicht helfen konnte.
Milan war immer für ihn da gewesen und Milan konnte Ferdinand immer helfen, egal was war. Und jetzt lag er da im beschissenem Krankenhaus, war hilflos und das schlimmste war, Ferdinand konnte nicht tun. Er konnte nur herum sitzen und warten.
Das Wochenende war furchtbar. Für Ferdinand und Luca. Ferdinand tat es so leid Luca so abgeschoben zu haben und Luca war einfach nur verletzt. Er hatte sich auf Ferdinand eingelassen, obwohl er sich nicht mal im Klarem war, was das überhaupt war.
Am Montag morgen hatte vor allem Ferdinand Angst in die Schule zu gehen, da sie gemeinsam an dem Ethikprojekt weiter arbeiten mussten. Als Ferdinand die Tür zum Klassenzimmer öffnete saß Luca noch nicht auf seinem Platz. Er atmete einerseits erleichtert aus, sog aber auch gleich darauf besorgt Luft ein, da er sich Sorgen machte. Ihm war bewusst, dass er Luca verletzt hatte.
Der Unterricht begann und Luca war noch nicht da. Es klopfte und Luca trat herein. Er war zehn Minuten zu spät. Er sah furchtbar aus. Seine Haare standen in alle Richtungen ab, er hatte tiefe Augenringe und gerötete Augen. Ferdinand überkam wieder das Schuldgefühl. Luca ging zum Lehrertisch und fragte die Ethiklehrerin. ,,Darf ich das Projekt alleine oder mit jemand anderem weiterführen?" seine Stimme war rau, kratzig und vor allem emotionslos.
Die Lehrerin versuchte ihm zu erklären, dass das leider nicht möglich sei, aber Luca weigerte sich vor der gesamten Klasse mit Ferdinand weiter an einem Projekt zu arbeiten, geschweige denn sich neben ihn zu setzen. Ferdinand starrte Luca die ganze Zeit nur an. Er musste sich zusammenreißen nicht hier vor allen los zu heulen. Er konnte das nicht mehr. Das war einfach zu viel.
Luca so zu sehen, ihn so direkt zu sehen, wie er ihn vor allen abschob. Zusätzlich zu Milan, der immer noch im Krankenhaus lag. Luca hatte Ferdinand noch nicht einmal angesehen. Er zog es durch. Die Lehrerin kam nicht gegen Luca an. Am Ende gewann er und durfte am anderen Ende des Raumes alleine an seinem Projekt weiter arbeiten.
Nach dem Unterricht eilte Luca direkt aus dem Klassenraum. Er hatte den ganzen Tag kein Wort geredet, alle Fragen der Lehrer ignoriert, in der Pause nur an seinem Platz hinten in der anderen Ecke gesessen und alle Fragen seiner Kumpels ignoriert.
Ferdinand rannte ihm hinterher. Luca bemerkte, dass Ferdinand ihm folgte. Seine Schritte wurden schneller und verwandelten sich ins rennen. Sie waren mittlerweile aus dem Schulgelände gerannt und es entwickelte sich zu einer Verfolgungsjagd. Luca rannte in Richtung Busstation und Ferdinand rannte ihm hinterher.
Luca wollte nicht reden, auch nicht mit Ferdinand. Er wollte einfach nur zu Hause sich wieder in seinem Zimmer einsperren. Luca war erstaunlich schnell, da er all die Frust und die Wut auf Ferdinand umwandelte in Energie, die er zum Sprint nutzte. Ferdinand musste keuchen, aber er wollte auf gar einen Fall zurückhängen und Luca erneut verlieren. Sie waren an der Bushaltestelle angekommen, aber Luca wollte weiter rennen.
Es fing sogar an ihm Spaß zu machen. Er wusste, dass Ferdinand sich entschuldigen wollte und dass es ihm leid tat. Aber wie so oft liebte er es zu provozieren. Deswegen nutze er seinen Körper aus.Er rannte an der Bushaltestelle vorbei und nahm den Eingang zum Wald. Ungefähr in diese Richtung würde auch der Bus fahren. Er beschloss den Weg nach Hause zu rennen. Das tat gut.
Ferdinand riss sich zusammen und beschloss ihm den ganzen Weg zu folgen. Nach einer viertel Stunde Sprint konnte nun auch Luca nicht mehr. Er blieb stehen und keuchte. Zwei Meter hinter ihm blieb auch Ferdinand stehen und keuchte. Sie waren mitten im Wald, die Vögle zwitscherten und keine Menschenseele war zu sehen. Luca drehte sich um und blickte zum ersten Mal an diesem Tag Ferdinand an.
,,Luca, es tut mir leid, wirklich." versuchte Ferdinand. Luca war zwar verletzt, wusste aber, dass es Ferdinand wirklich leid tat. ,,Gut. Dann ist ja gut. Ich will nur ein was wissen." antwortete Luca. Ferdinand nickte. ,,Fred, was ist das zwischen uns?" fragte Luca. ,,Ich weiß es nicht." sagte er leise. Er wusste es wirklich nicht.
,,Ich weiß nur, dass mir das am Freitag übelst leid tut und ich einfach nur sauer war, wegen Mika und so." Ferdinand setzte sich in Bewegung. Luca auch, sie liefen los, den Waldweg weiter Richtung Leipzig. Nun liefen sie nebeneinander. Sie wussten beide nicht was sie sagen sollten. Unsicherheit. Aber sie genossen die Nähe des anderen, dass sie sich entschuldigt hatten.
Sie genossen die Stille des Waldes. Nach zwanzig Minuten Stille und Fußmarsch kamen sie in Leipzig an. Ihre Wege trennten sich hier. ,,Also dann," sagte Luca. ,,Ich bin froh, dass wir geredet haben." Er lachte, sie hatten nicht wirklich geredet, aber sie hatten Worte gewechselt, den Umständen entsprechend positive Worte.
Ferdinand nickte. ,,Fred, ich will dass du weißt, dass ich für dich da bin. Scheiß auf die anderen, die nicht mit Beziehungen wie unserer klarkommen." beide lachten. Luca zog Fred in eine Umarmung. Das war das, was Ferdinand jetzt brauchte. Er wünschte, diese Umarmung würde ewig anhalten. Lucas Geruch, seine Nähe und seine Worte taten ihm gut, unglaublich gut.
Als Ferdinand zu Hause ankam, war es später als sonst, da er nicht mit dem Bus nach Hause gefahren war. Seine Eltern waren bis Mittwochabend unterwegs, ein kleiner Kurzurlaub, als Erholung. Er fuhr abends noch ins Krankenhaus, um Milan zu besuchen und kam völlig fertig wieder nach Hause.
Ihn so zu sehen war furchtbar. Er erledige ein paar Hausaufgaben, machte sich eine Tiefkühlpizza im Ofen warm und schaute Netflix. Als er abends im Bett lag überkam ihm wieder die Trauer. Er holte sein Handy und starrte auf Lucas Kontakt. Irgendwie musste er ihn anrufen.
Es klingelte drei mal, bis er abhob. ,,Fred?" flüsterte Luca und Ferdinand hörte deutlich die Überraschung, die in seiner Stimme lag. ,,Kannst du herkommen?" war das einzige, was Ferdinand sagte. Stille in der Leitung. Ferdinand hatte Angst, dass das zu viel verlangt war und Luca überfordert war. ,,Bin in 15 Minuten da." sagte Luca und legte auf. Ferdinand war erleichtert. Irgendwie brauchte er das jetzt.
Ungefähr eine viertel Stunde später klingelte es tatsächlich an der Haustür. Es war fast Mitternacht. Ferdinand öffnete die Tür und stand Luca gegenüber. Er hatte seinen Schulranzen auf und hielt in der Hand eine Tasche. ,,Willst du hier einziehen?" lachte Ferdinand zur Begrüßung. ,,Ne, aber ich will hier übernachten und muss morgen leider zur Schule." antwortete Luca und beobachtete Ferdinands Gesichtszüge.
Luca lies seine Tasche fallen und nahm Ferdinands Hand. Diese Nähe... Luca beugte sich vor und setzte zum Kuss an. Ferdinand hatte das nicht erwartet und schreckte deswegen zurück. ,,Alles gut? Wir müssen das wirklich nicht machen.." sagte Luca besorgt.
,,Doch, alles gut, war nur überfordert, bitte küss mich." lachte Ferdinand und zog Luca zu sich hin. Der Kuss hielt lange an. Niemand der sie störte.
Sie standen mitten in Leipzig in einem Mehrfamilienhaus, um Mitternacht, auf der Schwelle von Ferdinands Wohnung, mit offener Tür und küssten sich. Und es war toll, mehr als das. Es war unglaublich. Sie lösten sich, weil das Licht im Flur ausging, da sich lange nichts mehr bewegt hatte.,,Komm rein." grinste Ferdinand und Luca betrat die Wohnung.
DU LIEST GERADE
Just another rainy sunday afternoon
Romance,,Die Wärme, die die Beiden umhüllte war so angenehm, dass es schon wieder gruselig wurde. Der Kuss dauerte nur drei Sekunde, er war weder gefühlvoll, zärtlich noch stürmisch und leidenschaftlich. Er war nichts. Es waren einfach nur drei Sekunden, i...