Kapitel 21

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Ferdinand starrte ihn einfach nur an. Ihm überkam das schlimmste Schuldgefühl, dass er jemals in seinem Leben hatte. Wie er da lag, mit geschlossenen Augen, vereinzelte Verbände in diesem
verfickten Krankenhausbett. Fast das gleiche Bett wie Mika, das machte ihn fertig. Karl stand nebenFerdinand.

,,Junge, der sieht ja schlimmer aus, als ich dachte." sagte Karl leise, um Luca nicht
aufzuwecken. Ferdinand nickte und schluckte. ,,Alter..." sagte Karl und ging auf Luca zu. Er
betrachtete ihn mit etwas Abstand. Es herrschte Stille im Raum. Karl betrachtete erst Luca, dann
das Krankenhausbett, den Tisch, den Fernseher, letztendlich das gesamte Zimmer. Er fand dies aus irgendeinem Grund alles unglaublich faszinierend.

Auf einmal ging die Tür auf. Ein Arzt kam herein. ,,So. Hallo. Ich bin Doktor Schmidt. Schön Sie kennen zu lernen." begrüßte er die beiden freundlich und schüttelte dabei die Hand des den verwirrt aussehenden Ferdinand.

Ferdinand stand die letzten fünf Minuten nur in dem Zimmer rum und starrte Luca an, nach ein paar Sekunden hatte sich sein Blickfeld verschwommen und er war in tiefe Gedanken über Luca gefallen. Er hatte Karl gar nicht mehr wahrgenommen.

,,Also, der junge Mann wurde gestern Nacht hier eingeliefert. Seine Eltern sind informiert und waren vorhin bereit hier. Ich nehme an Sie sind beide gute Freunde von Luca?" fragte der Arzt. Ferdinand nickte leicht.

Karl kam einen Schritt auf Herr Schmidt zu und schüttelte nun auch seine Hand. Er lächelte. ,,Ja, das sind wir. Dürfen wir fragen wie es ihm geht?" fragte Karl. ,,Ja natürlich." lachte der Arzt, Karl grinste höflich. Ferdinand starrte auf den Boden, ihm war überhaupt nicht zum Lachen zumute, im Gegenteil.

Er wollte einfach nur weinen. ,,Sagen mir mal so. Er hats ganz gut überstanden. In ein paar Tagen müsst er wieder fit sein. Ein bisschen ausruhen, was essen und die Wunden zu wachsen lassen, dann wird das wieder."

beschrieb der Arzt Lucas Lage. Karl nickte. ,,Nun, das freut uns doch zu hören, oder Ferdinand?"
Nun nickte Ferdinand, den Blick immer noch auf den Boden gerichtet. Bloß niemanden in die
Augen schauen, sonst fängst du hier direkt an zu heulen, dachte er sich. Der Arzt verabschiedete
sich und verließ den Raum. ,,Ferdinand ich geh uns mal einen Kaffee holen. Mit oder ohne Milch?" bot er an. ,,Mit." sagte Ferdinand leise. Karl verließ den Raum.

Eigentlich tat er das nur, dass Ferdinand sich kurz ausruhen konnte. Er konnte sich vorstellen, wie beschissen seine Lage gerade ist. Ferdinand atmete erleichtert aus, als Karl den Raum verlassen hatte. Er mochte ihn. Er war mitfühlend, wusste immer das Richtige zu sagen und hatte einen Sinn für Humor.

Zum ersten Mal seit gefühlten Stunden sah er Luca richtig an. Luca schlief immer noch. Jetzt, wo niemand mehr im Raum war, konnte er es nicht mehr zurück halten. Er fing an zu weinen, setzte sich auf den Stuhlneben dem Bett und sah Luca an. Er starrte und starrte und machte sich unendlich viele Vorwürfe.

,,Kannst du bitte aufhören zu weinen?" flüsterte Luca. Er war aufgewacht und drehte
seinen Kopf nach hinten, um Ferdinand sehen zu können. Ferdinand schluckte. ,,Sorry..ich...ähm, ja alles gut. Wie gehts dir?" fragte er leise. ,,Beschissen. Richtig beschissen." Ferdinand nickte. ,,Fred,das soll jetzt nicht hirnlos klingen oder so. Aber das einzige an das ich mich von gestern abend erinnern kann ist, dass wir zusammen unterwegs waren. Oscars Party oder?" Ferdinand nickte wieder.

,,Fred. Kannst du bitte ein bisschen fröhlicher sein? Eigentlich gehts mir doch ganz gut. Ich hasse das dich da so sitzen zu sehen. Das hilft mir nicht wirklich weiter." Luca lachte leicht.
Ferdinand nickte schon wieder. ,,Ich...ich mach mir nur Vorwürfe. Ich hätte dich noch irgendwie da weg bekommen können." versuchte er zu erklären.

,,Ach halts Maul. Komm mal her." forderte Luca Ferdinand auf. Ferdinand erhob sich und kam näher. ,,Beug dich mal runter." wies Luca ihn an. Ferdinand beugte sich ein Stück zu Luca. ,,Näher.." zischte Luca. Ferdinand kam näher.

,,Jetztmach doch mal ein bisschen mit. Komm einfach ran und küss mich." Luca wurde ungeduldig, Ferdinand lachte. Und sie küssten sich. Wieder. Gefühlt nach Jahren wieder. Eigentlich waren es nicht mal vierundzwanzig Stunden.

Die Tür ging auf, Karl kam herein. ,,Ach scheiße. Ich hätte noch ein bisschen länger vor der Tür warten sollen." sagte Karl und klang dabei sogar ein bisschen verärgert über sich selbst. Luca musste lachten. ,,Digger, schön dass du da bist." ,,Hier dein Kaffe, Ferdinand." sagte Karl und reichte Ferdinand einen Pappbecher.

Ferdinand bedankte sich und setztesich wieder auf den Stuhl. ,,Hast du mir auch einen mitgebracht?" fragte Luca. ,,Ne sorry, aber ich kann noch einen holen wenn du magst." bot Karl an und zwinkerte den beiden dabei zu. ,,Ja bitte." sagte Luca und sah dabei Ferdinand an. ,,Ne eigentlich nicht. Ich geh nicht nochmal. Wollte nur nett rüberkommen, weißt du?" Luca lachte. ,,Arschloch." ,,Jungs ich lass euch mal alleine und gehmal gucken, was Milan so macht. Bin in ner viertel Stunde oder so wieder da. ok?" sagte Ferdinand und erhob sich.

,,Neiiin, bitte verlass mich nicht wieder." stöhnte Luca und hielt Ferdinand am Arm fest. Ferdinand musste lachen. Er gab Luca einen Kuss, Karl konnte sich ein Pfeifen nicht
unterdrücken und wollte den Raum verlassen. ,,Äh Ferdinand?" sagte Karl noch schnell, ehe er den Raum verlassen hatte. ,,Kann sein, dass ich dann schon weg bin, weil ich mich nachher noch mit meiner Mutter treffe."

Karl sah Luca an. Luca nickte. ,,Hoffe das ist kein Problem." Ferdinand und Luca nickte. Luca wusste, dass Karls Mutter schwierig war, weswegen er ihm abslot nicht böse war oder so. ,,Ja klar. Bis dann" verabschiedete Ferdinand sich, verließ den Raum und machte sich auf den Weg zu Milan.

Just another rainy sunday afternoonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt