Als sie sich wieder voneinander lösten, sog Ferdinand heftig Luft ein. Luca tat es ihm gleich. Beide zischten die Luft wieder aus. Luca stand auf und kickte einen Stein weg. Ferdinand lehnte sich an die Hauswand und beobachtete ihn dabei. Ein zweiter Stein, ein dritter. Nun lief Luca nervös im Kreis herum. Ferdinand glühte noch. Er war ganz ruhig und starrte Luca an.
,,Was machst du da?" fragte Ferdinand. ,,Den Stein umher kicken." antwortete Luca. Ferdinand konnte seinen Ton nicht deuten. Es machte ihn unsicher. ,,Das sehe ich." sagte Ferdinand. ,,Ich...ich" fing Luca an.,,Was?" hakte Ferdinand nach. ,,Ich hätte nicht gedacht, dass dieser Kuss, diese Nähe... mit einem Jungen, ach keine Ahnung... das mir das so sehr gefallen würde." vollendete Luca seinen Satz. Ferdinand starrte ihn an.
,,Ich auch nicht. Also ich habe schon Jungen vor dir geküsst, aber es war noch nie so gut." ,,Du hast schon Jungen vor mir geküsst?" fragte Luca und Ferdinand glaubte eine Spur Eifersucht in seiner Stimme zu hören. ,,Ja hab ich, aber Arthur ist nicht der Rede wert." ,,Arthur?" ,,Ja, aber..." ,,Arthur?" hakte Luca ein zweites mal nach. Ferdinand nickte. ,,Können wir bitte nicht über ihn reden?" bat Ferdinand. Luca nickte. ,,Es ist nur, es kommt überraschen für mich, also das alles. Wir haben so richtig was miteinander zu tun seit fucking fünf Tagen und dann kommst du und küsst mich. Und verdammt es hat mir gefallen." erklärte Luca.
,,Dar ich dich ganz kurz daran erinnern, dass du mich jedes verdammte mal geküsst hast?" lachte Ferdinand. ,,Es war drei mal und es warst drei mal du." ,,Dann küss mich doch auch." antwortete Luca ernst. ,,Wollte ich doch, aber du warst zu schnell." rechtfertigte sich Ferdinand. ,,Nein, ich meine jetzt." druckste Luca herum. Ferdinand lachte wieder: ,,Ähm okay...also darf ich?" Luca rollte mit den Augen.
,,Fred mach doch einfach ich hau sonst gleich ab, weil ich das nicht mehr aushalte." Ferdinand beugte sich vor und legte seine Lippen auf Lucas. Er spürte Lucas Grinsen und merkte wie Luca den Abstand zwischen ihnen verringerte. Auf einmal fing es an zu regnen. Es war schon Herbst und die Blätter waren schon bunt, weswegen es durch denn Regen kalt wurde.
Die beiden lösten sich voneinander und schauten nach oben. Luca zog Ferdinand am Ärmel und machte Anstalten zu gehen. Ferdinand folgte ihm. Der Himmel war dunkel geworden und es war kalt. ,,Lass und nach hause gehen." bat Ferdinand. ,,Wie du willst." antwortete Luca und sie liefen in Richtung der nächsten Bushaltestelle.
Die zweite Busfahrt war anders als die erste. Luca legte seinen Kopf auf Ferdinands Schulter und döste weg. Ferdinand wuschelte ihm durch die Haare. Ferdinand stupste Luca an. ,,Du musst aussteigen." flüsterte er. Luca schreckte hoch. ,,Ne, ich bring dich nach Hause." sagte er. ,,Das musst du wirklich nicht. Das ist voll unnötig, echt." ,,Nope." sagte Luca und stand auf. Er hielt sich an der Busstange fest, sodass er nicht umkippte. Ferdinand fand das irgendwie süß.
Ferdinand saß noch immer und beobachtete Luca, der da stand uns aus dem Fenster starrte. Als Ferdinands Station durchgesagt wurde, stiegen beide schweigend aus. ,,Du hättest echt nicht weiter fahren müssen." sagte Ferdinand. Sie waren mittlerweile bei ihm zu Hause angekommen. ,,Aber so beendet man ein Date. Fred." Seine Betonung lag auf Date. ,,Ok, wenn du meinst." Sie starrten sich wieder an. Irgendwann drehte Luca sich um und lief zurück zur Busstation. Ferdinand starrte ihm nach.
Am nächsten Tag hatte Luca keine Gelegenheit mit Ferdinand zu sprechen, da Sporttag war und sie in verschiedenen Gruppen waren. Am darauffolgendem Tag, ein Mittwoch war Ferdinand nicht in der Schule. Niemandem fiel es auf. Niemandem, außer Luca. Luca machte sich Sorgen. Waren sie am Montag zu weit gegangen? Er machte sich Vorwürfe. Erst am Freitag sahen sie sich wieder.
Zwei Tage lang war Ferdinand nicht in der Schule. Luca musste immerzu daran denken. Er hatte Angst. Am Freitag sahen sie sich. In der dritten Stunde klopfte es. Luca saß wie alle anderen im Deutschunterricht und versuchte einigermaßen die Aufgeben zu lösen. Dabei schweifte sein Blick immer wieder zu dem leeren Stuhl vor ihm. Frau Müller ging zur Tür und öffnete sie.
Draußen standen Ferdinand und seine Mutter. Für den kurzen Moment, indem sie sich sahen, starrten sie sich an. Luca erkannte die Trauer in Ferdinands Gesicht. Er schaute ihn fragend an, aber bevor er Ferdinands Gesichtsausdruck deuten konnte, schloss sich die Tür wieder. Frau Müller war mit raus gegangen. Als sie nach zehn Minuten wieder herein kam, folgte Ferdinand ihr. Seine Mutter war diesmal nicht dabei.
Ferdinand setzte sich auf seinen Platz, ohne Luca anzuschauen. Luca fühlte sich hilflos. Irgendwas war vorgefallen, er konnte es spüren. Er hatte Angst, dass es mit ihm zu tun hatte. Der Rest des Unterrichts verlief still. In der Pause wollte sich Luca nichts anmerken lassen. Also legte er kurz vor Pausenbeginn Ferdinand einen Zettel auf den Tisch, bevor er sich Karl, Oscar und Joel der Musik widmete: Fred, alles gut bei dir? Können wir reden? Nach der Schule? 13.10 Uhr hier im Klassenzimmer wenn alle weg sind?
Das erste Lied, welches in dieser Pause den Klassenraum erschallte war Lemon tree. ,,I am sittin here in the boring room. It is just another rainy sunday afternoon. I am wastin time, I got nothin to, I am hanging around, I am waitin for your, but nothing ever happens and I wonder." schrien die vier wieder durch den Raum. Sie tanzten zu einem Lied nach dem anderen. Die Zeit verflog. Die Pause fühlte sich wieder viel kürzer an, als der Unterricht.
Der Unterricht begann, Englisch. Letzte Stunde an einem Freitag. Für Ferdinand und Luca fühlte es sich ewig an. Beide fühlten sich unwohl. Luca fürchtete das Gespräch. Endlich, endlich verließen alle den Klassenraum. Es blieben nur noch Luca und Ferdinand übrig. Ferdinand starrte Luca an. ,,Wo warst du? Ich hab dich vermisst." zögerte Luca.
Ferdinand schwieg. Ihm lief eine Träne über die Wange. Luca erstarrte. Er wusste nicht, wie er mit der Situation umgehen sollte. Ferdinand kam einen Schritt auf Luca zu und wollte anfangen zu reden. Er kam aber nicht weit, denn er verschluckte sich und musste Husten. Er konnte nicht aufhören. Luca versuchte verzweifelt ihn zu beruhigen und kramte eine Flasche Wasser aus seiner Tasche. Aber Ferdinand kam nur schwer aus dem Kreislauf zwischen husten und schluchzen beziehungsweise weinen heraus.
Als Luca seinen Namen flüsterte, beruhigte er sich. Beide saßen nun am Boden. ,,Fred... was ist los?" bohrte Luca nach. Ferdinand blickte ihn an. Beim Klang seines neuen Spitznamens wurde er ruhiger. ,,Milan wurde angefahren. Schwer." Stille. Luca starrte Ferdinand an. Er wusste nicht wer Milan war. Das war das Problem. Anscheinend jemand, der Ferdinand viel bedeutet.
,,Er ist mein bester Freund, mein Bruder." erklärte Ferdinand. Luca schluckte. Schwer. Das war was anderes. Das war hart. Das ist nicht nur mal schnell trösten, dann ist alles wieder gut. Er nahm ihn in den Arm. Milan.... Doch er hatte von ihm gehört. Früher, wenn er manchmal aus versehen Ferdinands Instagramstorys gesehen hatte, war er oft dort markiert. Beide standen auf.
,,Es geht ihm gut, er ist schwer verletzt und ist im Krankenhaus, trotzdem ein Schock." Luca nickte verständnisvoll. Sie gingen aus dem Klassenraum nebeneinander. Beide schauten den Boden. ,,Soll ich bei dir bleiben?" fragte Luca. Er wusste nicht was er sonst tun sollte. ,,Bitte." hauchte Ferdinand. Luca blieb stehen. Ferdinand schaute ihn fragend an. Die Schule war wie leergefegt.
,,Fred. Darf ich deine Hand nehmen?" fragte Luca. Ferdinand nickte. Luca umschloss Ferdinands Hand. Die Wärme, die bei der Berührung ausgetauscht wurde, lies sie kurz alles vergessen. ,,Hast du dich eigentlich wieder mit Joel und Karl vertragen?" fragte Ferdinand. Luca nickte. ,,Ja, der Streit war dumm. Super unnötig." Die Prügelei lies er weg. Irgendwie war es ihm unangenehm Ferdinand davon zu erzählen. Aber Ferdinand schwieg und hakte nicht weiter nach.
Sie verließen das Schulgelände und liefen in Richtung See.
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Just another rainy sunday afternoon
Romantizm,,Die Wärme, die die Beiden umhüllte war so angenehm, dass es schon wieder gruselig wurde. Der Kuss dauerte nur drei Sekunde, er war weder gefühlvoll, zärtlich noch stürmisch und leidenschaftlich. Er war nichts. Es waren einfach nur drei Sekunden, i...