Kapitel 22

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Ferdinand öffnete die Tür zu Zimmer 210. Der Raum war wie immer verdunkelt. Ein leises,
regelmäßiges Piepen durchbrach die scheinbar unendliche Stille des Raumes. Ferdinand trat näher an Milans Bett heran. Er lag wie immer da uns schlief. Auf dem Tisch neben seinem Bett lag ein aufgeklapptes Buch. Ferdinand kannte es schon seit sie zehn waren. Milan kritzelte da immer rum. Oft zeichnete er wahllose Gegenstände aus seiner Umgebung ab. Ferdinand setzte sich wie bei Luca auf den Stuhl neben dem Krankenhausbett und nahm das Buch in die Hand.

Er blätterte ein bisschen drin und legte es nach ein paar Minuten seufzend zurück. Hauptsächlich Zeichnungen von medizinischen Operationsobjekten. Ferdinand verstand das nie. Trotz seiner künstlerischen Begabung wollte Milan nie Künstler oder etwas ähnliches werden, sondern Arzt.

Milan wachte auf. ,,Schön dich zu sehen." krächzte er und setzte ein Lächeln auf. Ferdinand grinste, es tat so gut ihn so ehrlich zu sehen. ,,Was machst du hier? Hast du keine Schule?" fragte Milan. ,,Es ist Samstag." lachte Ferdinand. Irgendwie wollte er ihm nichts über Luca erzählen. Hatte er bis jetzt noch nie, er wusste selbst nicht wieso.

,,Stimmt." Milan stöhnte und sah auf die Uhr. ,,Der Arzt hat gesagt in ein paar Tagen kann ich raus." sagte Milan. ,,Wirklich?" Ferdinand war überrascht. Viel zu selten war er in letzter Zeit hier gewesen und hatte sich über Milans Zustand informiert. ,,Endlich. Junge bin ich froh." antwortete Ferdinand. ,,Und wie gehst dir so? Was macht das Leben?" fragte Milan.

Ferdinand schluckte. ,,Joa geht. Läuft eigentlich. War neulich mal wieder mit Arthur in nem Club." antwortete Ferdinand. Milan nickte. ,,Und? War cool?" Ferdinand nickte. ,,Kannst du mich
am Mittwoch abholen? Meine Eltern sind gerade zur Kur und ich fänds nice nicht alleine das
Krankenhaus zu verlassen." fragte Milan. ,,Äh, ja klar. Überhaupt kein Problem. Mittwoch schon,
hm?" Ferdinand war extrem überrascht.

Die beiden unterhielten sich noch weitere zehn Minuten, was beiden unglaublich gut tat. Mit jemand anderem zu reden als die Ärzte in Milans Fall oder in Ferdinands Fall seine Eltern oder Luca, was man allerdings überhaupt nicht vergleichen konnte, war einfach ein Stück weit befreiend.

Nach den paar Minuten kamen Ärzte, um eine weitere Abschlussuntersuchung durchzuführen. Nur wenn Milan keine Rückschläge in den nächsten Tagen erleiden würde, dürfte er am Mittwoch das Krankenhaus verlassen. Ferdinand hoffte sehr, dass er endlich rauskam.

Ferdinand ging den Gang wieder zurück zu Lucas Zimmer. Als er angelangt war, kam Karl gerade
aus dem Zimmer raus. ,,Hi. Äh wir müssen beide raus. Untersuchung." sagte Karl. ,,Ah. ok. Ich glaub ich muss auch mal nach Hause. Meine Eltern machen sich bestimmt verdammt Sogen." Karl nickte, die beiden verabschiedeten sich und verließen das Krankenhaus.

Ferdinand beeilte sich schnellstmöglich nach Hause zu kommen. Seit gestern Abend war er unterwegs, hatte die Nacht kaum geschlafen, nichts getrunken geschweige denn gegessen und hatte heute Morgen zusammen mit Karl schon gegen acht das Haus verlassen ohne seinen Eltern Bescheid zu geben. Nun war es schon Mittag.

Das Wochenende verbrachte er damit sehr viel zu schlafen, für die Schule zu lernen und
stundenlang mit Luca zu telefonieren. Es fiel ihnen überhaupt nicht schwer am Telefon miteinander zu reden. Das einzige Schlimme an der Sache war, war dass Ferdinand sowie Luca unendlich viel Sehnsucht nacheinander bekamen, obwohl es nur zwei Tage Wochenende waren.

Die Tage in der Schule, Montag bis Mittwoch waren schwer für Ferdinand und Karl, da Luca nicht
da war. Komischerweise verbrachten die beiden die Pause immer gemeinsam zu zweit und saßen im Unterricht auch oft nebeneinander, machten Partnerarbeiten zusammen und freundeten sich ein bisschen an.

Jeder fand diese Veränderung seltsam, viele Gerüchte schwirrten in der Schule herum. Wo Luca war und warum Karl und Ferdinand auf den Gängen nur noch zu zweit zu sehen waren.

Beide waren für ihre Verhältnisse verdammt ernst in den paar Tagen, aber es war nicht schlimm
oder unangenehm. Sie verstanden sich gut, verbrachten die Zeit gern miteinander, fühlten sich nicht gezwungen oder so und waren gespannt wie der Alltag nach dieser Veränderung aussehen würde, wenn Luca wieder da ist.

Just another rainy sunday afternoonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt