Kapitel 15

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Ferdinand und Luca blickten sich an. Frau Müller zog die Augenbrauen hoch und versuchte sie mit einer merkwürdigen Fingerbewegung wieder raus zuschicken. Ferdinand interpretierte dies jedoch falsch und winkte zurück, während er immer noch fröhlich lächelte.

Luca betrat in zügigen Schritten den Raum, packte Ferdinand am Arm und zog ihn wieder hinter die Tür. Frau Müller wollte eigentlich, dass sie wieder vor die Tür gingen, da sie nicht angeklopft hatten. Sie schaute belustigt in die Klasse. Luca zog die Tür hinter sich zu und beide standen wieder vor dem Klassenzimmer.

,,Was sollte das denn bitte?"  fauchte Luca. Lucas Blick war immer noch entsetzt und überrascht. Ferdinand sah ihn an. Ihm wurde klar, dass Luca seine Sexualität in der Öffentlichkeit nie preisgegeben hat. ,,Wir brauchen ne günstige Ausrede." wurde Ferdinand klar. Luca nickte. Er schluckte. Irgendwie war ihm das gerade extrem unangenehm. Er wusste selber nicht warum.

,,Fred... können wir einfach sagen dass unser Bus nen Unfall hatte oder so?"  Ferdinand nickte und konnte daraufhin nichts erwidern, da die Tür zum Klassenzimmer von innen wieder aufgemacht wurde. Frau Müller bat die beiden herein. Schon wieder starrte die gesamte Klasse sie an. ,,Unser Bus hatte einen Unfall." sagte Ferdinand wie aus der Pistole geschossen. ,,Wir mussten zur Schule laufen, tut uns leid." ergänzte er. Luca nickte und stimmte ihm zu. ,,Ja genau. Wir mussten laufen."

Frau Müller setzte sich wieder an den Lehrertisch und schüttelte dabei verständnislos den Kopf. Sie trug  das Zuspätkommen in das Klassenbuch ein und bat die beiden sich zu setzen. ,,Setzt euch doch direkt mal neben einander. Wir machen gerade eine Gruppenarbeit." wies sie Luca und Ferdinand zurecht. Also setzen sie sich nebeneinander an die hintere Bank, etwas abseits von den anderen.

Luca lachte leise. ,,Alter das war die Unglaubwürdigste Ausrede die ich jemals gehört habe." Ferdinand drehte sich zu ihm. ,,Du hast das  vorgeschlagen." antwortete er. ,,Vor allem du bist noch etwas außer aus Atem und hast leicht rote Wangen. Steht dir. Sieht süß aus, gefällt mir." sagte Luca. ,,Dann lass uns doch einfach öfter zu spät kommen." zwinkerte Ferdinand. Luca sah nicht anders aus. Beide hatten noch gerötete Wangen, waren leicht außer Atem, trugen zerknitterte Klamotten und hatten noch verstrubbelte Haare.

,,Meine Herren. Erst zu spät kommen und dann den Unterricht stören wegen quatschen. Das geht so nicht. Verwarnung Nummer eins. Noch eine, dann lasse ich euch beide zusammen nachsitzen." mahnte sie. Luca und Ferdinand mussten ihr Grinsen unterdrücken. Sie hatten beide kein Problem damit gemeinsam Nachzusitzen und das wussten sie auch beide. Irgendwie konnten sie das mittlerweile sogar spüren was der andere wollte und was er nicht wollte.

Der restliche Unterricht verflog so schnell, wie Ferdinand und Luca es noch nie erlebt hatten. Vielleicht lag es daran, dass sie gemeinsam die Aufgaben machten, vielleicht lag es aber auch daran, dass sie schon seit Stunden Zeit miteinander verbrachten und das tat verdammt gut.

In der Pause nach dem Deutschunterricht und die Stunden und Pausen danach war eigentlich alles wie früher. Ferdinand setzte sich wieder zurück auf seinen Platz, sie verfolgten den Unterricht getrennt und die Pausen verbrachte Luca mit Karl, Oscar und Joel. Trotz dessen, dass sie den restlichen Schultag getrennt verbrachten, hatten sie beide extrem gute Laune.

Als der Unterricht beendet war und sie das Schulgebäude verließen war es 16.00 Uhr. Ferdinand ging voraus, da er sich dachte dass Luca lieber mit seinen Kumpels nach hause laufen wollte. Er wollte die vier nicht stören und Luca in eine unangenehme Situation bringen, indem er ihn fragen würde, ob er mit zum Bus kommt.

Die vier waren nämlich gerade damit beschäftigt Fünftklässler auf dem Schulhof anzublaffen dass man nicht rennen darf auf dem Schulhof. Nachdem sie die Kleinen freundlich darauf aufmerksam gemacht hatten, fingen sie jedes Mal an zu lachen rannten sie selber weg. Dabei hörten sie selber laute Musik. Fast jeder der sich auf dem Schulhof befand, beobachteten die vier dabei und amüsierten sich dabei. Ferdinand steckte sich also seine Kopfhörer in die Ohren und lief Richtung Busstation. Luca sah wie Ferdinand das Schulgelände ohne verließ.

,,Jungs ich muss los." brüllte er seinen Freunden durch die laute Musik zu. Die drei sahen erst verwirrt aus, nickten dann aber. Luca schulterte seinen Rucksack und eilte zum Schultor. Als er außer Sichtweite war, fing er an zu rennen. Er wollte Ferdinand noch einholen bevor er in den Bus stieg und wegfuhr.

Der Bus kam schon angefahren, Luca rannte schneller. Ferdinand stieg ein. Die Türen begannen zu zischen, aber Luca schaffte es noch. Er sprang in den Bus und lies sich auf dem Sitz neben Ferdinand fallen. Er war so außer Atem, dass es erst mal eine Minute still war und Luca sich auskeuchte. Ferdinand saß verstört neben Luca und lachte ihn aus.

,,Fred, ich wollte dich noch was fragen. Bevor wir uns morgen erst wieder sehen. Hab nämlich eigentlich vor dich heute nicht jetzt das letzte Mal zu sehen." Ferdinand blickte ihn fragend an. ,,Lass uns heute Abend zusammen im nen Club gehen. Ich lade dich ein." schlug Luca vor. ,,Ein Date?" fragte Ferdinand belustigt. ,,Nenn es wie du willst. Ich will dich auf jeden Fall heute Abend sehen. Und ich will dich einladen." Ferdinand zuckte mit den Schulter. ,,Klar, wenn du willst." Luca blickte Ferdinand fragend an. ,,Äh... aber ich will das du das auch willst." er lachte nervös. ,,Ja klar will ich." Ferdinand lachte.

Die Stimmung entspannte sich. Sie fuhren gemeinsam Bus nach Hause, redeten über alles mögliche, lachten und hielten sogar Händchen. Als Luca aussteigen musste, beugte er sich zum Schluss nochmal vor und küsste Ferdinand zum Abschied. Ferdinand lächelte. ,,Bis nachher Idiot." Ein warmes Gefühl breitete sich in beiden aus und hielt an, als sie sich schnell wieder lösten, da Luca aussteigen musste.

Luca lief nach Hause und hatte verdammt gute Laune. Er hatte Ferdinand nach einem weiteren Date gefragt, welches heute Abend schon statt finden wird, hatte mit ihm geredet und gelacht, hatte seine Hand gehalten und hatte ihn zum Schluss sogar geküsst. Er freute sich ihn in ein paar Stunden wieder zu sehen.

Just another rainy sunday afternoonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt