Kapitel 20

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Irgendwie hatte Ferdinand es geschafft an diesem Samstagmorgen nach Hause zu kommen. Gefühlt sein gesamter Körper tat weh. Aber am meisten machte er sich Sorgen um Luca. Er konnte sich nur schwer an gestern Nacht erinnern. Er wusste nur noch, dass sie auf dem Heimweg zusammen waren und dann der LKW der Luca angefahren hatte. Den Rest hatte er durch den Alkohol vergessen.

Er kam zu hause an, schloss die Tür auf und steuerte direkt auf sein Bett zu. Er hatte Glück, dass seine Eltern dieses Wochenende zu seinen Großeltern gefahren waren. Als er auf seinem Bett saß, kramte er erst mal sein Handy heraus. Er versuchte Luca anzurufen. Erfolglos, niemand ging ran. Ferdinand wusste nicht was er tun sollte.

Einerseits musste er sich um sich selber kümmern, da er extremen Schlafentzug hatte, ein paar Schürfwunden, Hunger und einen Kater. Andererseits machte er sich viel zu große Sorgen um Luca, was sein persönliches Bedürfnis ziemlich in den Hintergrund stellte. Er wusste nicht wo er war. Er vermutete in einem Krankenhaus.

Allerdings wusste nicht welches, ob seine Freunde und seine Eltern Bescheid wussten. Er versuchte zehnmal bei Luca anzurufen. Obwohl er schon nach dem ersten Mal wusste, dass er nicht ran gehen würde, probierte er es immer und immer wieder. Er wählte Karls Nummer. Nach dem vierten Piepen nahm er ab.

,,Hallo?" ertönte Karls Stimme verschlafen in der Leitung. ,,Hi..ahm..hier ist Ferdinand. Weißt du wo Luca ist?" fragte Ferdinand. ,,Äh ne? Ihr seit doch zusammen nach Hause, oder? Hat er nicht bei dir gepennt?" fragte nun Karl. ,,Ja wir sind zusammen los, aber wir hatten einen Unfall. So ein Behinderter ist in Luca reingerast. Karl ich weiß nicht was ich machen soll. Er hat überall geblutet, ich galub ein Krankenwagen hat ihn mitgenommen. Wir waren so bekifft, keine Ahnung." Ferdinand fing an zu schluchzen.

,,Hast du ne Idee wo sie ihn hingebracht haben?" fragte Ferdinand und riss sich dermaßen zusammen, um hier jetzt nicht vor Karl in Tränen auszubrechen. Jetzt wo er jemanden die Situation nochmal schilderte, kam ihm das alles so glaubwürdig rüber, dass er einfach nicht mehr damit klar kam. ,,Fuck, alter. Ne du, ich hab keine Ahnung. Soll ich zu dir mal rüber kommen. Wo wohnst du?" bot Karl an. Ferdinand nannte ihm die Adresse und Karl versprach sich zu beeilen. Es war mittlerweile sieben Uhr morgens.

Karl und Ferdinand saßen in Ferdinands Wohnzimmer und telefonierten. Sie hatten sich aus dem Internet alle Krankenhäuser der Stadt aufgeschrieben inklusive Telefonnummern, hatten sich die Liste aufgeteilt und riefen nun jedes Krankenhaus der Stadt an, um nach einem Luca Brückner zu fragen. Sie hatten schon acht Krankenhäuser kontaktiert, allerdings konnte bis jetzt niemand Auskunft geben.

,,Gestern eingeliefert?... Ja genau...Ja, wir sind unterwegs." Karl blickte Ferdinand an. Er hatte sein Handy in der Hand und telefonierte gerade mit dem Elisabeth Krankenhaus. Ferdinand wartete ungeduldig, dass das Gespräch sich dem Ende neigte. Karl hatte ihn wahrscheinlich gefunden. Er legte auf. ,,Ich hab ihn. Lass uns gehen."

Ferdinand sprang auf, die beiden schnappten sich ihre Jacken und verließen das Haus. Ferdinand atmete erleichtert aus. Er war noch nie alleine mit Karl unterwegs. Eine unangenehme Situation. Sie hatten nichts zu reden, eine bedrückte Stimmung, zumal sie auf dem Weg waren zu einer Person, die sie beide in irgendeiner gewissen Weise liebten. ,,Wie habt ihr euch eigentlich kennen gelernt?" fragte Karl.

Die beiden liefen nebeneinander. Zum Elisabeth Krankenhaus fuhr von Ferdinands zu Hause kein Bus, also mussten sie ungefähr eine viertel Stunde laufen. ,,Er hatte mich damals zu eurer Party eingeladen. Und dann kam irgendwie eines zum anderen." antwortete Ferdinand. Er war froh, dass sie ein Gesprächsthema gefunden hatten, ihm war es wichtig sich mit Karl zu unterhalten, da er Luca viel bedeutet und er deswegen automatisch auch mit ihm klar kommen musste.

,,Ah cool. Irgendwie hatte ich das schon immer vermutet." sagte Karl. ,,Was?" ,,Dass Luca irgendwie auch auf Jungs steht. Und auch, dass ihr was habt." ,,Habt ihr irgendwie schon mal darüber geredet?" ,,Über was?" ,,Über uns." ,,Nee, nicht wirklich. Ich wollte, aber er hat nie was erzählt. Schade eigentlich." Ferdinand nickte, keine Überraschung. ,,Mein bester Freund liegt auch im Elisabeth Krankenhaus. Ich denke wenn wir einmal da sind werde ich mal bei ihm vorbei schauen." sagte Ferdinand.

,,Ja klar. Milan oder?" fragte Karl. Ferdinand nickte wieder. ,,Woher kennst du ihn?" ,,Luca hatte ihn glaube mal erwähnt. Außerdem hast du ihn ab und zu auf Insta markiert. In deinen Storys oder so." Sie überquerten die Straße zum Krankenhaus. ,,Was ist mit ihm passiert?" fragte Karl interessiert. ,,Er hatte einen Unfall. Ganz übel. Er liegt schon seit mehreren Wochen da rum. War sogar teilweise auf der Intensivstation." ,,Tut mir leid."

Sie waren mittlerweile am Krankenhaus angekommen. Karl hielt Ferdinand die Tür auf. Ferdinand lief ihm hinterher, er steuerte zur Rezeption. ,,Wir suchen Luca Brückner. Könne Sie uns sagen wo er liegt?" fragte Karl den Mann, der hinter dem Tresen stand. Er nickte und blätterte in seinen Auflagen.

,,Zimmer 318, Zweiter Stock. Dahinten den Gang links nehmen und dann einmal die Treppe hoch. Er wurde gestern eingeliefert." ,,Danke." Karl nickte ihm zu und setzte sich in Bewegung. Ferdinand folgte ihm.

Just another rainy sunday afternoonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt