Kapitel 14. Die Erklärung

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Das konnte nicht sein Ernst sein. Ich sollte hier schlafen mit Thomas? Was sonst hätten die Kleider von ihm hier zu suchen... „Willst du wirklich jetzt schon mit mir ein Zimmer teilen? Ich dachte du würdest die Ehe nur auf dem Papier wollen?!", erkundigte ich mich bei ihm mit leicht bebender Stimme, wären dessen ich seine Seite des Kleiderschrankes schloss und meine öffnete. Danach konnte ich Thomas Schritte vernehmen, die auf der anderen Seite des Zimmers stoppten.

„Welches verliebte Paar wird schon in separaten Zimmern wohnen...", kam es von Ihm. Verliebte Paar? Entweder er hatte Wahnvorstellungen, oder mir fehlten ein paar entscheidende Informationen. Ich wand mich ihm zu, um zu erkennen, dass er Gedankenverloren am Fenster stand und auf die Einfahrt blickte. „Was genau meinst du damit? Ich würde es wohl wissen, wenn wir so eine innige Beziehung führen würden." Langsam ging es mir gegen den Strich immer nach Erklärungen zu fragen. „Irgendwoher brauch ich ja eine Erklärung warum ich keine faschistischen Ansichten mehr teile." Ich stutzte. „Das werden die Leute glauben?", dass bezweifelte ich aber stark. „Naja, die Menschen schon die Politiker weniger. Dein Onkel und die Tatsache, dass ich einen Grund brauchte mich Politisch weiter von Mosley zu distanzieren, scheint eher plausibel zu klingen. Außerdem ist es ein starkes Signal an meine Verbündeten im Unterhaus."

Ich nickte bedachtsam, denn Alfie hatte mir davon erzählt, dass Thomas in der British Union of Fascists gewesen war. Ich und mein Onkel hatten gegen Abend immer Radio gehört, dabei erklärte er mir manchmal was hinter den Kulissen ablief und welche Rolle einzelne Politiker dabei spielten. Die Massenschlägerei in Birmingham ging zum Beispiel auf Thomas und Alfies Kappe. Die Aufruhe und der Römer-Pusch in Deutschland hatte dazu geführt, dass die Partei Unterstützer so wie auch Mitglieder verlor. Zu den besagten Mitgliedern gehörte auch der bekannte Politiker Mr. Thomas Shelby.

„Werden nicht deine ehemaligen Parteimitglieder einen gewissen Hass gegen mich verspüren?", gab ich zu bedenken. Er nickte zu meinem entsetzen. „Gewiss, aber manche sehen dich auch als Frau in Nöten an, die ich vor den grauenvollen Juden gerettet habe." Ich zog die Augenbrauen missbilligend zusammen. „Das ist völliger Schwachsinn. Sie haben mich gerettet und nicht du.", erwiderte ich.

Nun drehte sich Thomas zu mir, damit er mir direkt in meine Augen schauen konnte. „Bist du dir da wirklich sicher?", fragte er mich. „Was das mit dem Retten oder den Juden?", antwortete ich mit einer Gegenfrage. Er konnte mich mal Kreuzweise. Klar wusste ich nicht was Alfie sonst mit mir gemacht hätte, oder ob ich als Hure geendet wäre. Eins wusste ich aber, ich würde nicht seine Hure werden!

Ich wartete darauf das Thomas meiner Frage etwas entgegen würde, doch er ging nicht auf mich ein. „Weist du noch wie es im Krieg war und was dort mit den Frauen passierte?" Verwirrt nickte ich. „Dann weist du auch vor welchem Schicksal ich dich bewahrt habe." Mir viel es wie Schuppen von den Augen. Meine Heirat mit ihm verhinderte auch den Krieg zwischen Alfie und ihm, der irgendwann ausgebrochen wäre. Oder was meinte er?

Da ich immer noch still blieb. Räusperte er sich und sprach weiter. „Du willst dich sicher frisch machen, dass Bad ist hier." Mit diesen Worten öffnete er eine der Türen, die sich gegenüber vom Bett befanden. „Wenn du etwas benötigst kannst du eines der Hausmädchen fragen sonst findest du mich im Arbeitszimmer."

Er nickte mir zu und verschwand aus dem Zimmer. Überrascht löste ich mich aus meiner Starre und lief ihm auf den Flur nach. Dann griff ich nach seiner Hand und sprach etwas aus, dass ich nicht geglaubt hatte jemals wirklich gegenüber ihm zu empfinden, nämlich wirkliche Dankbarkeit. „Danke Thomas." Im selben Moment wusste ich nicht, ob ich diese Worte nicht bereuen sollte, doch ließ sie ihn kurz innehalten.

Ich hatte das Gefühl er hatte verstanden, dass ich mit diesen einfachen Worten mehr meinte. Doch er nickte nur und starrte kurz auf meine Hand, die ich immer noch ergriffen hatte. Ich spürte wie meine Wangen leicht heiß wurden und ich peinlich berührt seine Hand losließ. Er registrierte, diese sehr Mädchenhafte Reaktion nur schweigend, dann drehte er sich um und verschwand in den langen Fluren des Herrenhauses.

Die Zigeunerbraut (Peaky Blinder Fanfiktion)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt