Kapitel 20. Der Scherbenhaufen

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Mein Herz raste, so dass ich das Gefühl hatte es würde mir aus meiner Brust springen. Immer wieder zog ich die lebensnotwendige Luft in meine Lungen, um sie dann so schnell wie möglich auszustoßen. 

In ungefähr 5 Minuten würde der Wagen vor dem Rathaus anhalten, so dass ich es aus der Glasscheibe des Autos erhaschen könnte. Vor mir saßen zwei Männer, die in ihren schwarzen Anzügen noch bedrohlicher wirkten. Ihre Ausstrahlung und Mimik hätten mich auch so schon eingeschüchtert. 

Einer von ihnen konnte ich gestern kennen lernen. Er hatte sich als Thomas älteren Bruder entpuppt und im nächsten Moment auf dem Esszimmertisch eine Line gezogen.
Arthur war ansonsten sehr sympathisch zu mir gewesen, doch konnte er den Wahnsinn, der ab und an hinter seiner Maske aufflackerte, nicht ganz verstecken. Immer mal wieder versuchte er die angespannte Stimmung im Auto mit einem lockeren Spruch zu entschärfen, dies gelang ihm zu unserem Leidwesen aber nicht. 

Ich wollte selbst etwas entspannter an die Sache herangehen. Immerhin wusste ich doch was heute auf mich zu kam. Jeden Falls hoffte ich das, denn ungeplante Überraschungen waren an diesem Tag nicht mit meinem Gemütszustand zu vereinbaren. Trotzdem konnte ich mein Gefühlschaos nicht bändigen, so dass ich nervös an meinen Ärmeln herumzupfte, die gestern eines der Hausmädchen noch gekürzt hatte. Wie würde nur meine Familie reagieren, wenn sie mich wieder sehen würden. Versunken in meine immer wiederkehrende Gedankenspierale hielten wir viel zu schnell vor dem Rathaus an, ohne das ich nur das geringste Gefühl hatte vorbereitet zu sein. 

Doch mir blieb fast keine Zeit noch einmal durchzuatmen, da hatte man mich auch schon in Empfang genommen. Mein Adoptivvater hatte mich schnellsten aus dem Wagen gezogen, damit er mich die Treppenhinauf ins sichere Innere des Gebäudes bugsieren konnte. Ab da kam mir alles surreal vor. Bekannte wie auch unbekannte Gesichter zogen an mir vorbei, so dass sie sich zu einer dichten Masse verklumpten.

Irgendwie versuchte ich den Überblick zu behalten und war nur heil froh, dass mein Vater mich durch das Wirrwarr meiner Gedanken und Eindrücke der vorliegenden Situation brachte. Mein Griff um seinen Arm wurde fester als ich Thomas Antlitz in mein Blickfeld schob. Wie paralysiert starrte ich noch vorn und bekam erst mit das mich mein Stiefvater ihm übergab, als seine Finger meine Hand sanft umfassten.

Er zog mich ein Stück näher an sich, dabei streichelte er beruhigend über meinen rasenden Puls. Dann neigte Thomas sich ein Stück vor und flüsterte mir zu. „Beruhig dich. Ich halte mein Versprechen." Ich umfasste seine Hand stärker, als er sich wieder aufrichtete. Ernst schauten wir uns in die Augen. Blau traf auf Blau. Dunkelheit auf Licht. Gewalt auf Frieden und ich antwortete ihm durch mein leichtes Lächeln.

Der Moment zerbrach in tausende von Splitterteilen, als das Stimmengewirr um uns verstummte. Einen Atemzug später setzten wir uns vor den festlich geschmückten Tisch. Ich hörte nur halben Ohr zu was der Standesbeamter sagte, denn ich war absolut nicht in der Lage das Gesprochene zu verarbeiten.Viel zu schnell hielt ich den Gold verzierten Füller in der Hand.

Ich warf noch mals ein Blick nach hinten zu meiner Familie, dort fing ich Alfies Blick ein. Er nickte mir auffordernd zu während er sich zu meinem Stiefvater lehnte und ihm etwas zu raunte.

Schnell drehte ich mich zu Thomas um, der mich fragend musterte. Ich nickte ihm zu, dass er wusste das ich nicht einen Rückzieher machen wollte. Ich war zwischen die Fronten von zwei mächtigen Männern geraten, die durch mich entweder Frieden oder Krieg hätten. 

Krieg kannte ich nur zu gut. Er war ein furchtbares Grauen in dem, die starben die am schwächsten waren. Eine Hölle aus dem es selbst für die Menschen, die ihn überlebten, es keinen Frieden mehr gab. Ich hatte die Macht dies nicht so weit kommen zulassen zwischen Thomas und Alfie. Keiner geliebten Person sollte durch einer der Beiden sterben. 

Also setzte ich meine Unterschrift unter die Eheurkunde. Einige freudige Laute wurden hinter uns laut, dann wurden wir vor dem Staat als Mann und Frau gesprochen. Danach umringten uns unsere engsten Verwandten. Von überall wurden wir gratuliert.

Meine Mutter und Schwester zogen mich in ihre Arme. Es war nicht nur eine Hochzeit, sondern eher ein ehrsehntes Wiedersehen. Irgendwann wurden wir aus dem Trauzimmer bugsiert. Sie geleiteten mich und Thomas zu seinem Auto, wo ich mich von ihnen verabschieden musste. 

Meine Mutter wisperte mir noch zu das ich sie besuchen kommen musste nach dem dies alles vorbei war. Dann wurde ich von ihr fortgerissen, so dass ich keine Wahl hatte als ins Auto zu steigen. 

Nun gab es kein zurück mehr, so wie es dies schon vorher nicht gab. Es war nur eine Illusion der Freiheit und Hoffnung, die endgültig in kleinste Scherben zersprang.

Die Zigeunerbraut (Peaky Blinder Fanfiktion)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt