Kapitel 15. Die Mutter und die Huren

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Ich legte meinen Kopf auf meine nackten Knie und spürte, wie das warme Wasser meinem Körper umspielte. Seufzend schlang ich meine Arme um meine Beine. Ich brauchte, die kleine Verschnaufpause, in der ich mich der Illusion der Ruhe und des Friedens hingab.

Meine Gedanken fuhren trotzdem noch Karussell, auch wenn sie langsam zum stehen kamen. Wie sollte ich das Alles schaffen? Was war ich breit zu tun, um mein Leben zu sichern und über welche inneren Grenzen musste ich gehen? Wollte ich von nun an mein Leben von Thomas bestimmen lassen? Fragen über Fragen und unzählige weitere, doch eine Antwort hatte ich für die meisten kaum. Ahnungen, Vermutungen... Ja , aber die würden hinsichtlich der Realität verblassen.

Ich strich meine nassen Haare aus dem Gesicht, als ich mich wiederaufrichtete. Ich wand meinen Kopf in Richtung des großen Spiegels, der auf der gegenüberliegenden Wand über den zwei Waschbecken hang. Er war durch den warmen Wasserdampf angelaufen. Nur noch Schemenhaft war mein nackter Köper auf der Oberfläche zu erkennen. Ich lächelte zynisch. Selbst mein Spiegelbild ließ mich im Unklaren. Wie eine verlorene Seele suchte ich das Licht in dem ich mich selbst wiederfand, doch schien es kein Licht auf diesem Weg zu geben.

Aber ich hatte genug. Ich hatte schon schlimmeres erlebt und gesehen. All die Männer die ohne Beine und Arme von der Front nachhause kamen, oder die Verluste die ich stillschweigend ertragen hatte. Es war nicht die erste Familie, die ich verloren hatte, um so tiefer war aber auch der Schmerz. Er grub sich in mein Herz, um dort eine klaffende blutende Wunde zu hinterlassen.

Nur die Hoffnung brachte mich dazu weiter zu atmen, denn ich hatte es überlebt. Ich würde es noch einmal schaffen. Ich musste es noch einmal schaffen. Ich würde in diese Familie hineinwachsen und so ein Teil der Shelbys werden.

Langsam stand ich auf, damit ich aus der holzverkleidenden Porzellanbadewanne hinaus klettern konnte. Ich schnappte mir ein Handtuch in dem ich meinen Köper einwickelte, dann trat ich durch die Tür ins Schlafzimmer. Fröstelnd schlang ich das Handtuch enger um mich, da die kühlere Luft auf meine Haut traf.

Theachen, Thea es wird Alles gut. Ich bin jetzt da!" Die Stimme einer Frau dran zu mir hindurch. Ein rauer Stoff rieb über meinen zierlichen Kinderkörper. Es saugte, das Wasser auf was mich reinwachen sollte. Doch der Schmutz, der verwesende Geruch meiner Mutter würde für immer haften bleiben. „Wo ist Mama? Wo ist meine Mutter?", wimmerte ich. Sie war doch da. Sie lag doch die ganze zeit neben mir?! „Thea, deine Mutter ist jetzt an einem besseren Ort.", versuchte sie mich zu beruhigen. Nein meine Mama war da. Sie hat mich doch in den kalten Nächten warmgehalten. Ich schüttelte meinen Kopf. „Nein. Nein." Ich wand mich unter ihrem Griff. Meine Mama war noch am Leben! „Thea deine Mutter ist Tod!"

Zitternd hielt ich meinen Kopf und taumelte in Richtung des Bettes. Schnell atmete ich ein und aus. Erst langsam beruhigte sich meine Atmung wieder. „Thea du bist hier nicht dort.", wisperte ich mir zu, dabei strich ich mir immer wieder über die Arme. Warum mussten diese Erinnerungen wieder kommen?

Plötzlich riss mich ein Klopfen aus meinem lädierten Zustand. „Miss. Geht es ihnen gut? Brauchen sie etwas?", fragte eine helle Frauen stimme durch die Tür. Ich zog noch einmal die rettende Luft ein und aus, dann antwortete ich ihr. „Ja, könnten sie mir etwas zu Essen zubereiten?", fragte ich, um eine Situation zu verschleiern.

Sie drückte die Türklinke hinunter und trat ein bevor ich sie aufhalten konnte. Eine ältere Frau im schwarzen Kleid stand vor mir. Sie verzog bei meinem Anblick kaum eine Mine. „Ich lasse ihnen die Speisen im Esszimmer servieren, wenn es ihnen recht ist?" Ich nickte nur, dann verließ mich die Haushälterin so schnell sie gekommen war.

Ich wischte mir meine Tränen von den Wangen, dann stand ich auf und zog meine schon rausgelegten Kleidungsstücke an. Ich strich mir den blauen Rock glatt, als ich nach unten zum Esszimmer lief, durch das mich Thomas geschleppt hatte.

Überraschender weiße stand die-Haushälterin am Tisch und wartete neben dem gedeckten Platz auf mich. Ich blinzelte kurz überrascht, dann setzte ich mich an den gedeckten Platz. Vor mir stand ein gefüllter Teller, der köstlich nach warmen Essen roch. „Entschuldigen sie, dass ich sie noch störe. Ich bin Mary, die Haushälterin des Herrenhauses. Mr. Shelby setzte mich vor kurzem in Kenntnis, dass sie Miss Solomon die neue Dame des Hauses werden.", stellte sie sich vor. Ich nickte. „Ich hoffe das wir gut auskommen werden.", antwortete ich ihr. „Ich müsste mit ihnen noch ein paar Nichtigkeiten besprechen.", verlangte Frances von mir.

Nach dem Gespräch wusste ich über das alltägliche Leben hier Bescheid, wann die Kinder zu Bett gingen, wann es Essen gab... Aber auf die Fragen, ob man meine Bettwäsche täglich wechseln sollte, oder mit wie viele Gäste ungefähr an meiner Hochzeit gerechnet werden mussten, hatte ich keine Antwort.

Außerdem ließ mich der Gedanke Innerlich erstarren, dass Thomas und ich das Bett teilen würden. Wollte er sofort mit mir schlafen, oder bekam ich eine Schonfrist? Vielleicht würde er ja auch außerhalb der Ehe bei Huren seine Bedürfnisse befriedigen. Ich stocherte auf dem Teller herum und schob eine Kartoffelstück schon das dritte Mal auf die andere Seite. Meine Gedanken wanderten zu seiner zweiten Frau. Sie sollte laut den Gerüchten selbst eine Hure gewesen sein...

Die Zigeunerbraut (Peaky Blinder Fanfiktion)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt