Kapitel 17.Der Nächtliche Besucher

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„Du bleibst hier. Hast du verstanden. Genau da wo du bist.", rief er mir zu und verdeutlichte seine Aussage mit einigen ausholenden Gesten, dann verließ er das Zimmer mit seiner entsicherten Waffe in der Hand.

Eiskalte Schauer liefen mir über den Rücken. „Wer zum Fuck ist Mikel?!", hauchte ich, denn mir kam die Situation so surreal vor. Ich hate Jemanden geküsst und nun lief derjenige mit einer Waffe herum, um Mikel zu erschießen?

Reinweg schon aus Reflex schwang ich meine Beine aus dem Bett, so dass meine Füße auf dem Perserteppich aufkamen. Wieder versteifte sich mein Körper, als die brummenden Geräusche des Motors vor den Fenstern erstarben. Sollte ich auf Thomas hören? Ich hatte ihm meine Treue versprochen im Gegenzug für meinen Schutz, aber hatte er das andre Angebot angenommen? Ich grinste, denn das war eindeutig Auslegungssache.

Ich starrte auf den Wecker, der auf dem Spitzendeckchen des Nachtisches stand. So verharrte ich mit gespitzten Ohren, bis der Minutenzeiger die 5 Runde gedreht hatte. Doch ein Schuss oder eine Laute Auseinandersetzung blieb aus, daher richtete ich mein Nachthemd und folgte Thomas aus dem Raum.

Ich schlich durch den dunklen Flur und wusste instinktiv, dass dies wieder einer meiner Dummheiten war. Ich hielt den Atem an, als ich zwei Männerstimmen in der Eingangshalle hörte. Auf Zehenspitzen flitzte ich zum Ende des Flures, um dort ihr Gespräch besser zu verstehen.

„Ich kann das nicht mehr Tom. Die sind verrückt...gerade zu durchgedreht. Es macht einen krank ihnen bloß zuzuhören." Ich runzelte die Stirn. Über wen redeten sie da? „Mikel beruhig dich. Genau deshalb musst du dortbleiben! Nur noch ein paar Wochen, dann sind sie Geschichte." Wer...? „Verdammt Tom!", fluchte Mikel. „Du schuldest es mir vergiss das nicht. Geh nachhause zu deiner schwangeren Frau. Ruh dich aus und wir treffen uns morgen wieder."

Rein aus Neugier trat ich zu dem steineren Geländer um hinunter in die Halle zu spähen. Ich wollte einen Blick auf Mikel erhaschen bevor er verschwinden würde. „Nur noch drei Wochen und dann bin ich raus.", sprach ein etwas kleinerer braun haariger Mann, der gerade seinen Anzug richtete bevor er sich zur Eingangstür aufmachte. Das musste wohl Mikel sein.

Meine Augen schweiften zu Thomas, der ihm noch hinterher rief. „Ach und Mikel, komm nicht einfach wieder her! Wir wollen doch nicht, dass ich dein Leben und das deiner Frau umsonst gerettet habe." Das „Ach Fick dich" von Mikel riss mich von dem halbnackten Körper meines Verlobten los, damit ich ein paar Schritte nach hinten taumeln konnte. Doch Thomas Gesicht wand sich mir in besagten Augenblick zu. Sein Blick traf meinen, dann hörten wir die Türe ins Schloss fallen.

Fuck. Jetzt nur nicht die Nerven verlieren. „Was zum Teufel macht du hier? Habe ich dir nicht was gesagt!", schrie er. Job hatte er, aber ich wollte mich auch nicht ausschimpfen lassen wie ein Kleinkind. Also zog ich nur eine meiner geschwungenen Augenbrauen hoch und schwieg. Dann schaute ich zu wir er seine Waffe wieder sicherte.

Danach kam er die Treppenstufen hinauf. Meine Hände verschränkte ich derweil vor meiner Brust, denn ich hatte nicht vor durch das Treppenhaus zu schreien. „Wir reden, aber nicht hier!", antwortete ich ihm, dann verschwand ich wieder im Flur. Diesmal aber hörte ich seine Schritte dicht hinter mir.

In dem Moment, als die Schafzimmertür hinter uns zufiel, wurde ich herumgewirbelt. Seine linke Hand vergrub sich in meinem Nacken und seine rechte drückte mich an meiner Taille an ihn. „Willst du sterben?", fragte er mich mit eiskalter Ruhe. Geschockt von seinen Worten lief ein Zittern durch meinen Körper. Ich wollte schon den Kopf schütteln, da merkte ich, dass seine Hand diese Bewegung stoppte. „Nein.", flüsterte ich, worauf  ich meinen Blick anhob, um seine tobenden Augen zu begegnen.

„Dann verrat mir warum du so verdammt leichtsinnig warst?" Es wurde still im Raum, da ich es selbst nicht genau wusste. Vielleicht hatten zu viel Gefühle in mir so eine Reaktion ausgelöst, die zugegebenermaßen verdammt dumm war. Oder hatte ich mich gesorgt? Es schien aber eher meiner Neugier geschuldet zu sein. Logisch erklären konnte ich es nicht. „Gut, dann werde ich dir jetzt was erklären. Wenn du so was noch mal tust werde vermutlich nicht mal ich es sein der dir eine Kugel verpassen wird. In solchen Situationen machst du am besten was ich dir sage. Egal wie unlogisch es für dich erscheint!", unterbrach er die schneidende Ruhe.

Sein Griff verstärkte sich leicht mit jedem Wort das ersprach, dann antwortete ich ihm: „Ok, ich mach was du sagst. Aber lass mich endlich los." Tatsächlich ließ er von mir ab und zog hinter seinem Rücken die Waffe hervor, die er in seinen Hosenbund gesteckt hatte.

Er legte sie wieder auf den Nachtisch, dann setzte er sich auf seine Bettseite und vergrub seine Hände in den braunen Haaren. „Verdammt.", brummte er. Als ich ihn so betrachtete wurde mir langsam der Ernst der Lage bewusst. Ich hätte Tot oder ein Druckmittel gegen ihn sein können.

Seufzend ging ich zu ihm hinüber und legte meine Hände auf seine, um sie aus seinen Haaren zu lösen. „Es tut mir leid.", entschuldigte ich mich. Seine Reaktion ließ nicht auf sich warten, denn er packte mich an den Hüften. In einem Moment stand ich noch im andren lag ich unter ihm auf dem Bett.

Ich hielt den Atem an, da ich mir seine Nähe unglaublich bewusst wurde. Seine Finger strichen sacht über meine Wange. „Ich kann nicht noch einmal meine Frau an eine Kugel verlieren, die für mich bestimmt sein sollte." Ich legte meine Stirn in Falten. Er musste von seiner ersten Frau gesprochen haben. „Wie hieß sie?", fragte ich mit bebender Stimme. Ganz verdrängen konnte ich nicht, dass er zwischen meinen Schenkeln lag. Immer wieder musste ich mich auf seine Worte konzentrieren statt mich unter ihm zu winden. Was meine Situation nicht besser machen würde.

„Sie hieß Grace.", nach einer kurzen Pause fügte er noch hinzu. „Sie ist Charles Mutter." Ich nickte nur, der Kleine musste es nicht einfach in seinem Leben haben. „Willst du über sie reden?", flüsterte ich. Sein abwesender Blick verhärtete sich bei meinen Worten. „Nein, aber wenn du nicht vögeln willst, solltest du es mir jetzt sagen!"

Die Zigeunerbraut (Peaky Blinder Fanfiktion)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt