Die Nacht war beschissen. Es lag aber nicht an dem bequemen Bett, sondern an meinen Träumen. Ich sah all die, die ich verloren hatte, das Gesicht meines Vaters bevor er in den Krieg zog. Ich erblickte die Augen meiner Mutter, wie sie abgemagert in ihrem eigenen Extrementen lag. Sie hatte noch meinen Namen geflüstert, bevor sie ihr Leben ausgehaucht hatte. Meine Tante..., die mich von ihrem Körper wegzog. Ich nahm die Hand meines älteren Bruders, der mir immer seine Rationen zu gesteckt hatte, bis wir ihn als erstes begraben hatten. Sie waren da und nach ihnen meine zweite Familie. Sie gingen, bis ich alleine vor ihren Gräbern stand.
Ich schloss kurz die Augen, um die Erinnerung zu verdrängen. Dann nahm ich Thomes Shelbys Arm, bevor ich die Treppen zum Restorant hinauf schritt. Er öffnete die Tür, damit ich hinein gehen konnte. Der Geruch von gutem Essen stieg mir in die Nase und die Geräusche von verschiedenen Stimmen drangen an mein Ohr.
„Mir Shelby ihr Tisch ist fertig." Mit diesen Worten kam die Empfangsdame, auch schon auf uns zu. Sie führte uns zu einem Tisch auf der Empore, von dem man auf die übrigen Gäste hinunterschauen konnte. Der nächste Tisch war so weit entfernt, dass man genügend Privatsphäre hatte.
Er zog für mich den Stuhl hervor und setzte sich auf die andere Seite des Tisches. „Setz dich.": forderte Thomas mich auf, als ich immer noch stand. Mein erster Impuls war auf dem Absatz, um zu drehen. Einfach ganz Weit weglaufen ohne einen Blick zurück zuwerfen. Mein gesunder Menschenverstand brachte mich aber dazu seiner Aufforderung nach zu kommen. Ich hoffte das es mein gesunder Menschenverstand war...
Ich zog den blauen Mantel von den Schultern, dann hängte ich ihn über den rot, goldenen Stuhl. Ich setzte mich, bevor ein Kellner zu uns trat. „Was kann ich ihnen zu Trinken anbieten?" „Einen Whisky irisch und für die Dame..." Ich überlegte nicht lange. „Dasselbe." Rum konnte ich trinken, wenn wir das hinter uns gebracht hatten. Der Kellner verschwand und ließ eine erdrückende Stille zurück.
„Ich habe den Vertrag bei mir." Er holte ihn aus der Jacketttasche heraus. „Eigentlich hatte ich vor ihn hier zu besprechen. Doch, als ich sie abholte, habe ich es mir anders überlegt." Ich wartete auf seine Erklärung, dabei beobachtete ich wie er sich mal wieder eine Zigarette ansteckte. Den Vertrag legte er wieder zurück. „Du verstehst dich mit Karl?": fragte er nach. „Ja er ist ein schlauer Junge." Er nickt. „Er kann gut Schach spielen." „Ja, er hat auch bei unserem Spiel gewonnen. Ich frag mich nur eins. Warum lässt du, Thomas Shelby, dich darauf ein?" Er hob nur fragend eine braune Augenbraue. Ich hatte beschlossen dem Siezen ein Ende zu bereiten. Ich würde ihn schließlich heiraten. Mir war etwas klar geworden, als ich mich hinsetzte. Ada hatte Recht.
Doch bevor ich weitersprechen konnte, stellte der Kellner unsere Getränke auf den Tisch. „Haben sie sich schon entschieden was sie Essen wollen?" Erkundigte er sich. Ich schaute auf meinen Platz, wo die zugeklappte Speisekarte lag. Anscheinend hatte ich nicht mitbekommen, wie er sie vorhin hingelegt hatte. Mir fielen in letzter Zeit öfter Dinge nicht auf, aber das konnte ich mir bei dieser Familie nicht leisten. „Wir nehmen was auch immer der Chefkoch heute empfiehlt.": antwortete Tommy ihm. Der Kellner nahm unsere Karten und verschwand lautlos wieder.
„Also was meinst du?" Wollte er mich verarschen. Eins wusste ich er war nicht dumm. Er hatte es bis ins Unterhaus geschafft. Welcher Mann konnte sich dort eine Dummheit leisten?! „Verdammte Scheiße. Ich meine warum du dem Deal zu gestimmt hast. Mein Onkel hat dich mehr als einmal verraten." Doch statt mir zu antworten, drückte er seine verbrauchte Zigarette im Aschenbecher aus. „Ich habe doch schon gesagt, dass wir erst nach dem Essen über das Geschäftliche reden werden."
Kopfschüttelt wand ich mein Gesicht in Richtung des Geländers. Die Menschen unter uns lachten und schienen in ausgefallener Stimmung zu sein. „Wenn es dir ums Essen gegangen wäre, hättest du dir es sorgfältiger ausgesucht!" Ich hörte, wie er sein Glaß auf der weißen Tischdecke abstellte. „Mir geht es auch nicht um das Essen, sondern um meine Begleitung."
Meiner Kehle entfloh ein Lachen, dass selbst in meinen Ohren schräg klang. „Na dann Mr. Shelby auf eine gelungene Auswahl!" Ich hob das Glaß in seine Richtung und trank.
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Die Zigeunerbraut (Peaky Blinder Fanfiktion)
FanfictionDie 23 Dorothea Solomon hat schon viel in ihrer kurzen Lebenszeit durch gemacht. Sie denkt, dass endlich alles in geordneten Bahnen läuft. Doch der Börsenkrach am 25. Oktober 1929 änderte ihr Leben völlig. Ein Ereignis jagt das Nächste, bis sie in d...