Kapitel 6. Die Ankunft

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Ich stand vor einem Reihenhaus in London, dass sich nicht gerade in einer schlechten Gegend befand. Von außen besaß es eine große blaue Tür und die weiße Fassade sahen im Regen fast schon dreckig aus. Tomas Shelby stand neben mir vor dem Auto und legte seine Hand auf meinen Rücken. Mit leichtem Druck führte er mich zu Eingangstür. Dort angekommen klopfte er mit dem schwarzen Türklopfer an.

Kurz darauf öffnete eine hoch Schwangere Frau die Tür. „Tommy! Und du musst Dorothea sein. Er hat mir schon erzählt das du ein Dauergast bei uns sein wirst, bis das Baby kommt." Sie trat zur Seite, damit wir an ihr vorbei gehen konnten. Tommy leitete mich direkt zu einem Wohnzimmer. Ich schaute mich kurz um, bevor ich mich wieder zu ihm umwandte. Mir fiel als erstes die blaue Blümchentapete auf. Alle Möbelstücke waren in dunklem Holz gestaltet, außer die blauen Sofas. Sie standen um einen weißen Kamin in der Mitte des Raumes. Aber das was mich am meisten Verwunderte waren die Bilder und Kunstgegenstände, die mir auch im Flur aufgefallen waren. Ada musste Kunst genau so lieben wie ich.

„Sie werden bei meiner Schwester bleiben, sie brauch Gesellschaft bis ihre Tochter zur Welt kommt." Ich schaue kurz zur offenen Tür, wo Ada ihr Hausmädchen dazu anwies die Koffer aus dem Auto zu holen. „Sie möchten nicht, dass sie allein bleibt." Das war keine Frage von mir, sondern eine Feststellung. Er nickt und zündet sich eine Zigarette an.

„Ich hol dich morgen ab. Wir werden zuammen was Essen gehen." Ich wollte schon etwas erwidern, als Ada uns unterbrach. „Wo habt ihr Polly gelassen? Sie war doch mitgegangen." Fragte sie ihren Bruder. „Ich habe sie bei sich abgesetzt, bevor ich zu dir gefahren bin." Sie ließ sich auf eines der Sofas fallen.

„Wie lange hast du eigentlich noch?" Erkundigte ich mich bei ihr. „Noch ungefähr 2 Wochen, dann kommt sie endlich die kleine Maus." Ada lächelte und strich sich dabei über den Bauch. „Ich sehe du kommst hier zu recht." Er machte eine kurze Pause, als er seine Taschenuhr herausnahm. „Ich muss noch etwas erledigen." Dann drückte er seine halbangebrauchte Zigarette in den Aschenbecher auf dem Tisch. „Du arbeitest zu viel Tommy." Rief Ada ihm nach, da hörten wir aber schon die Tür ins Schlossfallen.

„Also du armes Ding wirst ihn heiraten?" Ich starrte sie an. Sie kam ja schnell zur Sache. „Wenn es sich nicht verhindern lässt." Sie strich sich nur eine gewellte braune Haarsträhne hinter ihr Ohr. „Du hast noch einiges zu lernen. Wenn Tommy sich etwas vorgenommen hat, dann tut er es auch."

Ich war am Arsch. Vor einer Stunde hatte ich noch im Auto überlegt, ob ich ihn vielleicht dazu überredet bekam die Hochzeit abzusagen. Ada hatte hiermit mein größtes Problem angesprochen. Ich kannte den Mann nicht. Ich wusste nicht, wie er tickte, nicht was er machte, geschweige den wie er dachte. Ich ging mit ihm morgen Essen. Jeden falls hat er das behauptet, aber war das ein Date oder ein Geschäftstermin.

„Naja und jetzt hat er vor dich zu heiraten. Glaub mir für alle aus der Familie war es ein Schock. Ein größerer Schock sogar, als das mein jüngster Bruder durchgebrannt ist." Redete sie weiter. „Verdenken kann ich ihm es nicht." Erwiderte ich ihr. Man sah ja was passierte, wenn man zu lange wartete.

Ich hätte mir schon vor paar Jahren einen Mann zulegen sollen. Ron war ein guter Mann gewesen. Ich weiß noch, wie ich ihn vor der Kirche getroffen hatte. Judith hatte mich jeden Sonntag bis ich 18 war dort hingeschickt. „Ein Mensch ohne glauben wäre nur ein halber Mensch.", sagte sie immer. Vielleicht hatte sie recht. Ihr war es jedenfalls wichtig gewesen, dass ich meine Herkunft ernst nahm. Eine Jüdin konnte ich nach ihrer Familie eh nicht werden, auch wenn ich oft mit ihnen Feste gefeiert hatte.

Ron küsste mich nach dem zweiten Date. Federleicht lagen seine Lippen kurz auf meinen. Es wäre ein schöner Kuss geworden, doch mir war automatisch die Hand ausgerutscht. Nicht weil ich es nicht wollte. Nein, aber ich hatte nicht sein Gesicht vor Augen, oder seine Berührung gespürt. Die Fratze des Freiers war da gewesen, denn sein Übergriff war nicht ohne psychische Folgen an mir vorübergezogen.

Meine Tante hatte zwar das Schlimmste verhindert, so kam es nie zum äußersten. Trotzdem konnte kein Mann mir auf solche Art näherkommen, ohne dass ich mich wehrte. Einem hatte ich sogar in die Eier getreten. Ron brachte mich noch nach Hause, um sich nie wieder bei mir zu melden. Als ich es am gleichen Abend noch Anna erzählte, meinte diese es würde schon von selbst vorbei gehen. Nach 8 Jahren hatte mich das Leben eines Besseren belehrt.

„Dorothea?": fragte Ada. „Ja?" Sie musste irgendetwas erzählt haben, als ich zu sehr in meine Gedanken vertieft war. „Willst du Tee, oder soll ich dir lieber dein Zimmer zeigen? Du musst bestimmt müde sein von der langen Fahrt."

Die Zigeunerbraut (Peaky Blinder Fanfiktion)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt