Kapitel 19. Ein verblüffend echtes Spielzeug

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Mit leicht hochgezogener Augenbraue schaute ich mir die groteske Szene an, die daraus bestand, dass ein blonder Knabe ein kleines Mädchen unter einem Baum festhielt und diese wiederum eine täuschend echte Spielzeugwaffe mit ihren Händen umklammert hatte. Um die beiden Kinder tapste ein großer Pitbull herum, der gelegentlich ein Bellen von sich gab.

„Lass mich ihn erschießen, der Vogel stirbt!", quengelte das Mädchen während der Junger erwiderte: „Nein, du wirst ihm jetzt nicht das Genick brechen. Das macht Vater und du bist nicht er!" Doch bevor ich dazwischen gehen konnte, löste der braune Hund das Problem in dem er sich etwas vom Boden schnappte. Das kleine Ding flatterte kurz noch zwischen seinen Zähnen, dann blieb es reglos in seinem Maul liegen, sodass der Pitbull es in Ruhe an mir vorbei tragen konnte. Ein entrüsteter Schrei war von Beiden zu vernehmen, der in dem Augenblick verstarb in dem sie mich sahen.

Blitzschnell ließen die Kinder voneinander ab, damit das Mädchen die Waffe hinter ihrem Rücken verstecken konnte. Seufzend ging ich auf die Beiden zu, um sie endlich kennen zulernen. Weiter herauszögern konnte ich es eh nicht. „Sollte ich euch fragen was ihr hinter deinem Rücken versteckst, oder soll wir so tun als hätte ich es nicht gesehen?", fragte ich Charles und Ruby. Eine Stille trat ein in der sich beide Kinder in die Augen schauten, dann warf Ruby einen unschlüssigen Blick auf mich. Zögernd holte sie das Spielzeug hervor. „Wir haben sie im Stall gefunden..." Ich nickte und nahm ihr sie vorsichtig ab. „Ihr werdet irgendwann lernen wie man mit so was umgeht, aber bis dahin lasst ihr so was liegen. Habt ihr das verstanden?"

Doch statt reumütigen Augen zu begegnen blickten mir Charles und Ruby ernst entgegen. „Kannst du bitte Vater nichts sagen?", flüsterte Ruby. Charles griff derweil tröstend Rubys Hand. Ich wusste das mein Vater mir meinen Arsch versohlt hätte in ihrer Situation, aber ob dass der richtige Weg wäre wagte ich zu bezweifeln. Ich wollte sie nicht zu meinen Feinden machen und trotzdem sollten sie von echten Waffen die Fingerweg lassen.

Bedächtig entlud ich die Waffe in der zwei Patronen noch waren. Erst danach antwortete ich den Beiden. „Ihr lasst die Pfoten von solchen Sachen und ich sag ihm Nichts! Einverstanden?" Sie bejahten, dann reichte mir der Junge seine freie Hand. „Ich bin Charles und das ist Ruby meine Schwester." Zuversichtlich nahm ich seine Hand entgegen, so dass ich seinen erstaunlich festen Händedruck erwidern konnte. Die Kinder und ich würden doch noch gut miteinander auskommen, dass hoffte ich jedenfalls.

Der Moment verflog so schnell wie er gekommen war, als man eine weibliche Stimme am Haus rufen hören konnte. „Charles! Charles komm rein deine Geigen Lehrerin ist da!", rief anscheinend eine Bedienstete. Er ließ darauf meine Hand los. „Ich muss gehen.", mit diesen Worten drehte er sich um und zog Ruby mit sich zum alten Herrenhaus. Ruby blickte noch einmal über die Schulter, dann folgte sie ihm ohne zetern. Das Mädchen war mir ein Rätzel, dass ich wohl so schnell nicht lösen konnte.

Kopfschüttelnd schaute ich auf die Waffe in meinen Händen hinunter. Ich musste mit Thomas sprechen, aber so dass die Kinder nichts davon mitbekommen würden. Irgendwie hatte ich die Kinder zu gern, um sie mit einer Kugel im Kopf wieder zu finden oder ähnliches. Warum ließen Thomas Männer auch eine verdammte Waffe herum liegen. Ich setzte die Patronen wieder ein, um sie in zwei Dosen zu versenken, als ich zur Rückseite des Stalles hinüber schlenderte. Sie waren wohl als Übungsziel auf den Zaun gestellt worden. Ichatmete laut aus, dann ließ ich ein paar Minuten die Landschaft auf mich wirken,die aus Feldern und in der Ferne aus einem dunkel grünen Wald bestand.

Erst energischeSchritte auf dem Pflaster ließen mich zusammenfahren, so dass ich mich ihnen überraschtzuwendete. Etwas zu schnell für meinen Geschmack kam Thomas durch den Stahl auf mich zu. Fragend blickte ich ihm entgegen. „Was genau denkst du tust du da?", gab er etwas ruppig von sich und nahm mir die Waffe aus der Hand. Ich lächelte schief, dann erwiderte ich. „Normalerweise dachte ich, gerade du würdest es erkennen, wenn man auf etwas schießt." Er fuhr sich etwas gestresst durch das Gesicht, bevor er mich am Arm packte.

Ich wurde von ihm an seine Brust gezogen, um kurz darauf seine Hand am Hinterkopf zu spüren, die mir beruhigend über das braune Haar streichelte. „Sag mir das du nicht verrückt bist, wie ein wildgewordenes Pferd." Ich legte überrascht die Arme um hin. „Nein ich wollte nur die Kugel loswerden, die vielleicht in einer deine Kinder stecken würden. Deine Leute sollten besser ihre Waffen nicht herum liegen lassen!" Ich spürte sein nicken, als er seinen Kopf in meiner Halsbeuge vergrub und ich mich dadurch auf meine Zehenspitzen stellte. „Tu so etwas einfach nicht, wenn die Geigenlehrerin sich im Anwesen befindet. Sie ist etwas sensibel." „Mach ich nicht mehr versprochen. War sonst noch etwas vorgefallen?" Es musste doch einen Grund haben mich festzuhalten, als wäre ich sein verdammter Rettungsring. „Ich brauch jetzt gerade etwas, dass sich gut anfühlt nur für einen kurzen Moment!"

Die Zigeunerbraut (Peaky Blinder Fanfiktion)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt