Kapitel 11. Einverständnis

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Ich spürte den Wind in meinen Haaren und das frische grüne Gras unter meinen nackten Füßen. Ich stand auf einem kleinen Hügel, wo ich gut hinunter auf das Lager schauen konnte. Immer wieder strich ich meine braunen Haarsträhnen aus dem Gesicht, um die Szenerie im Blick behalten zu können.

Gerade waren zwei schwarze Automobile angekommen. Jonny hatte mir vor einem Tagen die Ankündigung meines Verlobten überbracht. Aus den besagten 3 -4 Tagen waren 3-4 Wochen geworden und mit jedem Tag der verstrich waren die Zweifel an meinem Verlobten gewachsen. Würde er mich wirklich beschützen, oder mich gleich den Hunden zu Fraß vorwerfen? Wann würde er mir selber die Kugel in den Kopf jagen, wenn es in seine Pläne passte! Auf jeden Fall war ich für ihn nur ein Mittel zum Zweck. Nicht mehr und nicht weniger.

Und nun war er da... Ich vermutete jedenfalls, dass der schwarz gekleidete Mann bei Zilpha Lee Thomes Shelby verkörperte. Nein, ich wusste es in dem Moment, als er sich in meine Richtung drehte. Aus reinem Instinkt wand ich mich um und wollte fliehen. Weg von all dem rennen, der Verlobung, der Gewalt, wie auch den Intrigen. Die auf mich zukommen würden, wenn ich bei ihm bliebe.

Doch seine Stimme ließ mich Innehalten, da er meinen Namen rief. Ich presste die Zähne auf einander und verfluchte mich Innerlich selbst. Wie konnte der Mann so eine Wirkung auf mich haben. Geschweigenden so eine Autorität auf diese Entfernung ausüben. Wütend ballte ich die Hände zu Fäusten. Ich wollte ihn nicht, rein Garnichts von ihm, weder sein Haus, sein Geld, seine Kinder, seine Pläne, seine verdammte Family. Warum spürte ich trotzdem seine Präsenz? Ich atmete tief ein und aus, dann wandte ich mich wieder zu ihm um.

Er stand immer noch unten im Lager, doch sah ich den Rauch seine Zigarette aufsteigen. Wartete Thomas etwa drauf, dass ich mich selbst zur Schlachtbank führte? Das konnte ich nicht. Angst stieg in mir auf. Lähmende und alles verschlingende Panik durch drang meinen Körper. Ich konnte notgedrungen zulassen, dass andere kurzzeitig mein Leben bestimmten. Aber mich freiwillig einem Todesurteil stellen? Ich sah zu wie Thomas dann doch auf mich zu kam, als hätte er meine Furcht gerochen. Schritt für Schritt kam er näher, so dass ich wie Wahnsinnig nach einer Lösung in meinem Gehirn herum stocherte.

„Beschütz mich und ich werde im Gegenzug tu was du willst." Brach es aus mir heraus, da er nur noch eine Armeslänge von mir entfernt war. Gleich darauf wollte ich mich schlagen. Was Besseres war mir nicht eingefallen? Ich erwartete ein Lachen. Irgendeine lächerliche Bemerkung, jedoch brachte seine Reaktion mich nur noch mehr aus der Bahn. Er nickte bedächtig und strich fast liebevoll über meine Wange. „Einverstanden, dann wären deine Bedingungen für den Vertrag damit auch geklärt, über meine werden wir zuhause reden."

Seine Hand wanderte zu meinem Rücken, wo er mich mit leichtem Druck in Richtung des Lagers führte. Er steuerte dort direkt auf das erste schwarze Auto zu und ließ mir damit keine Zeit mich von den anderen zu versabschieden. „Steig ein." Befahl er mir, so dass ich mich auf die lederne Bank setzte. Er schlug hinter mir die Türe zu und umrundete das Fahrzeug. Bevor er einstieg nickte er den Umliegenden Personen zu, dann schnippte er seine verbrauchte Zigarette ins Gras. Ich erhaschte noch einen Blick auf Polly, als wir an ihr vorbeifuhren. Sie hatte ihre Arme verschränkt, so wie ihre rechte Augenbraue missbilligend nach oben gezogen.

Etwas irritiert blickte ich auf meine nackten Füße. Meine wenigen Habseligkeiten trug ich bei mir in den Taschen meines Mantels. Das Einzige was ich zurück ließ war mein Kleid und meine Schuhe, die noch im Wohnwagen lagen.

Leicht sehnsüchtig schaute ich aus dem Fenster. Ich war hier einen Monat geblieben und aus der anfangs kühlen Atmosphäre war ein gutes Miteinander geworden. Ich mochte Jonny, der wie ein Bodyguard immer ein Auge auf mich hatte. Zilpha Lee war ich nur ab und zu über den Weg gelaufen. Sie schien oft aller Hand zu tun zu haben. Die anderen hatten mich erst nach und nach bei sich aufgenommen. Ihre anfängliche Skepsis war gewichen und hatte eine angenehme Freundlichkeit Platz gemacht.

Nun ging ich aber wieder fort mit einem Mann den ich kaum kannte und der mein Leben in seinen Händen hielt.

Die Zigeunerbraut (Peaky Blinder Fanfiktion)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt