Kapitel 5. Die Vereinbarung

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Das Erste was mir auffiel waren seine Dunklen Augenringe, als ich sein Gesicht musterte. Sie waren Dunkler und ließen vermuten das er nur weniger Schlafen bekam. Das letzte Mal waren sie auch schon da gewesen, doch damals hatte sich mein Gehirn in Pudding verwandelt. Nun aber stand ich nicht ganz unvorbereitet da. Der Charakter von Alfie hatte mich abgehärtet. Thomas Shelby hatte trotzdessen kein bisschen an Charisma verloren. Er strahlte immer noch Gefahr und Macht aus.

Ich löste mich von seinem Antlitz, um mich neben meinen "Onkel" zu setzen. Meine Hände vergrub ich in den roten Stoff meines Knielangen Kleides. Mir reichte ein kurzer Blick auf die Dokumente, damit ich den groben Inhalt verstand. Es war wirklich ein Heiratsvertrag. Mir kam die ganze Situation surreal vor. „Wen?" War meine einfache Frage, die keiner beantworten wollte. Ich roch wieder den bekannten Zigarettenqualm, denn ich fast auf meiner Zunge schmecken konnte. „Mich."

Mein Gehirn schaltete sich aus, als ich auf den fehlenden Ring an seinem Finger starrte. Ich hatte mit Jakob über die Shelbys gesprochen. Nach meinen Informationen war er verheiratet und hatte zwei Kinder oder war das nur Klatsch gewesen? „Haben sie nicht schon eine Frau?" Bevor er antworten konnte hörte ich Pollys Stimme von der Tür. „Sie ist Tod." Was? Ich hörte wohl nicht richtig. Waren ja blendende Aussichten. Er verschliss Frauen ja wie am Fließband. Das war schon seine zweite Frau gewesen. Trotz des Schocks setzten sich meine Manieren durch, als ich ihm sagte: „Mein Beileid." „Danke." Seine Stimme war kalt. Kein Hauch von Emotion waren in ihr zu vernehmen. Immer noch beobachtete er jede kleinste Regung in meinem Gesicht.

„Sie werden vorübergehend zu meiner Schwester Ada ziehen." Es war keine Frage, sondern eine Feststellung. „Und zwar wann?" Bevor er mir eine antwortete gab, zog er noch eine mal an seiner Zigarette. „Heute." Ach... Was für ein Scheiß war das den. Mir war ja klar gewesen, dass ich nicht für immer bei Alfie bleiben konnte. Trotz diesem Wissen machte es mich traurig den verrückten Mann zu verlassen und mit unbekannten Menschen mitzugehen.

Mich beängstigte auch die Tatsache, dass mein Verlobter und seine Familie nicht gerade ein ruhiges Leben führten. Jakob hate mir von ihren Drogenexzessen, Partys, Wettständen und vermuteter illegaler Geschäfte erzählt. Meine Fantasy hatte das übrige dazu getan, um meine Angst zu befeuern. Ich versuchte krampfhaft meine Gefühle im Zaum zu halten, damit ich ihnen keine Angriffsfläche bat. „Dann werde ich wohl meine Koffer packen." Sagte ich trocken, dass einzige was mich verriet waren meine verkrampften Hände. Er nickte, bevor er seine Asche auf dem Boden verteilte.

Einen Moment später hatte er sich seiner Zigarette entledigt und holte ein kleine schwarze Ringschachtel aus der Innentasche seines schwarzen Jacketts. Er stellte ihn auf den kleinen Wohnzimmertisch. „Trag ihn, wenn du fertig bist." Ich starrte das Kästchen an, als hätte man mir eine giftige Schlange vorgesetzt. Langsam atmete ich hörbar aus, dann griff ich nach dem Schmuckkästchen.

Ich spürte wie Alfie mir den Arm um die Schultern legte, um mich am aufstehen zu hindern. „Behandle sie gut, oder unsere Abmachung ist hin fällig." Mr. Shelby lächelte spöttisch. „Weißt du noch wie wir zusammen in der Bäckerei Geschäfte getätigt haben?" Ich beobachtete aus dem Augenwinkel, wie Alfie seine Brille absetzte und nickte. Bedächtig legte er den Vertrag auf den Tisch. „Ich werde ihn von meinem Anwalt prüfen lassen." Doch sein Gesprächspartner ging nicht darauf ein. „Du meintest Jüdische Frauen wären von der Speisekarte gestrichen und doch gibst du mir deine Nichte zur Frau." Alfie drückte mich Kurz an sich. „Gut für dich, dass sie keine Jüdin ist. Wäre doch auch ein politischer Affront, wenn man die Sache mit Mosley bedenkt."

Mir wurde das Gespräch eindeutig zu viel. Sollten sie doch ihren Schwanzvergleich ohne meine Anwesenheit machen, daher schüttelte ich Alfies Hand ab. Schnell griff ich nach dem Behälter des Rings, um gleich darauf aufzustehen. „Ich geh packen." War das letzte was ich zu den Beiden sagte, bevor ich mich an Polly vorbeidrückte. Ich stieg die Treppenstufen hinauf vorbei am Arbeitszimmer, wo ich endlich zu Türe meines ehemaligen Zimmers gelangte.

Erleichterung durch strömte mich, als die Zimmertüre hinter mir zufiel. Aber dieser kurze Moment hielt nicht lange an, denn mir wurde schmerzlich bewusst das ich gehen würde. Zitternd legte ich das Kästchen auf die Kommode, um mir durchs lange Haar zu fahren. Ich stoppte in der Bewegung, da ich mein farbloses Gesicht betrachtete. Meine Stupsnase war zwar noch leicht gerötet vom Wind, aber meine hohen Wangen hatten keine Farbe mehr. Noch schrecklicher fand ich, aber meine blauen Augen, die leichte graue Sprengsel um die Iris aufwiesen. Ich sah nur zu deutlich die Verzweiflung in ihnen, daher schloss ich kurz  meine Lieder. Meinen Kopf ließ ich in meine kleinen Hände fallen, die sich auf dem Holz der Kommode befunden hatten.

„Fuck." Ich fluchte nur selten, außer in meine Gedanken. Als ich nach dem Tod meiner Mutter zu meiner Tante kam hatte ich geredet, wie die Seeleute am Hafen. Sie hatte unter großen Anstrengungen versucht es mir abzugewöhnen und später übernahm Judith diese Aufgabe. „Damen fluchen nicht und du bist jetzt eine." Konnte ich sie noch in meinem Kopf hören. Mir fiel wieder ein wie Judith weinte, als wir zusammen meine Sachen gepackt hatten. Schnell verdrängte ich die Erinnerung, um gleich darauf auf zu seufzten. Dieses Mal würde Keiner weinen. Nein, auch ich nicht.

Ich wand meinen Kopf in Richtung der karierten Koffer neben dem Schrank, der gegenüber dem großen Fenster stand. Ganz von alleine trugen mich meine Beine zu ihnen. Nach nur 15 Minuten hatte ich meine Sachen in die drei Behälter verstaut. Ich wusste jetzt war es nun so weit. Mit zitterndem Finger öffnete ich die Schatulle. Ein silberner verschnörkelter Ring mit einem großen blauen Edelstein kam zum Vorschein. Fahrig nahm ich ihn heraus und steckte ihn mir an den Ringfinger meiner linken Hand. Er war mir ein kleines bisschen zu groß, aber er würde für den Zweck schon genügen. Ich hörte es an der Zimmertüre klopfen. Kurzdarauf stand mein Verlobter in der Tür. „Sind sie soweit?"

Die Zigeunerbraut (Peaky Blinder Fanfiktion)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt