Kapitel 18. Das Kleid

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Ich starrte in seine stürmischen blauen Augen und suchte nach einem Hinweis auf die Wärme, die ich noch vor ein paar Sekunden erhaschen konnte. Doch es war keinen Funken seiner Zuneigung zu erkennen. Er hatte sich mir wieder verschlossen, seinen inneren Schmerz in sich begraben.

Also entschloss ich mich dazu diese Situation zu beenden, obwohl des unbändigen Dranges ihm nahe zu sein. Für einen kurzen Moment stockte mein Atem, als mir klar wurde, dass ich nicht nur Jemanden nah sein wollte. Ich wünsche mir die Sicherheit seine Umarmung zu spüren, seine Zärtlichkeit zu fühlen.

Ich streckte meine Hand nach ihm aus, um damit behutsam sein Gesicht zu berühren. „Geh runter von mir bitte.", flüsterte ich mit Nachdruck, denn es war nicht mein Verlangen so mein erstes Mal zu erleben. Tatsächlich folgte er meiner bitte und löste sich von mir. „Das hatte ich auch nicht gedacht!", sprach er mit leichtem Spott in der Stimme. Ich verdrehte daraufhin nur meine Augen und schlüpfte auf meiner Bettseite unter die Decke. Ich war mir nur zu deutlich seiner Präsenz bewusst, die sich hinter mir befand, als ich mich zum Fenster drehte.

Kurz danach fühlte ich wie sich die Matratze neben mir senkte und das Licht erlosch. Ich versteifte mich, als die Decke angehoben wurde, dann spürte ich wie sein Arm mich an seine Brust zog. Die Wärme seines Körpers drang durch den dünnen Stoff des Nachthemdes, so dass ein wohliger Schauer meinen Körper erzittern ließ. Seine Finger streiften mein zierliches Ohr, als er mir meine Haare zu Seite schob und seinen Atem auf meine Haut prallte. Angespannt wartete ich auf seine nächste Handlung, dann spürte ich wie er einen Kuss auf meine Halsbeuge drückte. „Schlaf, Kleines, schlaf." Mit diesen Worten schlummerte ich in seinen Armen ein, um am nächsten Morgen alleine aufzuwachen.

Seufzend schlug ich die weiche Bettdecke auf und schwang meine schlanken Beine über die Bettkante. Für einen kurzen Moment überlegte ich mich wieder in das behagliche Nest zulege, dann sah ich aus dem Fenster. Die Sonne schien. Nur vereinzelt konnte ich ein paar Wolken am blauen Himmel vorbeiziehen sehen. Lächelt hoffte ich, dass dieser Tag so gut verlaufen würde, wie das schöne Wetter. Doch dann viel mir wieder ein, dass ich heute vermutlich seine Kinder kennen lernen würde. Hoffentlich hatten die Beiden noch nicht den Entschlussgefasst mich zu hassen. Ich wäre eventuell in ihrer Situation so ein Kind gewesen. Übelnehmen würde ich es ihnen nicht.

Mir blieb es erspart noch weiter darüber nach zu grübeln, da ein energisches Klopfen an der Tür meine Aufmerksamkeit beanspruchte. Keine Sekunde später flog die Türe schwungvollauf und Polly trat mit großen Schritten ein. Sie warf ein elegantes knielanges Kleid aufs Bett mit der dazu passenden Jacke. Die Schuhe stellte sie vor dem Bett ab, dann richtete sie sich auf und musterte mich mit hochgezogener Augenbraue. „Probiere die Sachen an, wenn sie nicht passen müssen wir heute noch was anderes für deine Hochzeit besorgen." Mit diesen Worten zog sie die schwarzen ledernen Handschuhe aus. „Und komm danach runter ich habe die Kinder mitgebracht." Ich kam nicht mal dazu etwas zu erwidern, da hatte sie schon das Zimmer verlassen.

Mein Blick schweifte noch einmal aus dem Fenster, dann stand ich endlich auf. Schnell schnappte ich mir ein paar Sachen aus meinem Kleiderschrank und nahm auf dem Weg zum Bad die mitgebrachten Kleidungsstücke mit. Ich legte meine Kleider über den Wannenrand, damit ich mir kaltes Wasser am Waschbecken ins Gesicht klatschen konnte. Kurz starrte ich mich im Spiegel an, dann nahm ich die neue Zahnbürste in die Hand.
Eines der Zimmermädchen musste, den Raum auf mein Kommen vorbereitet haben. Was führ Mühen man für reiche Leute machte, oder dafür einer von ihnen zu werden.

Als ich endlich mit dem Zähne putzen fertig war flocht ich meine Haare zu einem langen Zopf zusammen. Ich wusste das viel Frauen gerade in der Stadt ihre Haare kurz trugen, doch liebte ich die Erinnerung daran, dass mein Bruder meine Haare so liebte.

Oft hatte er und mein Vater mir liebevoll über den Kopf gestrichen, wenn ich unter dem Bartresen mit meiner Puppe gespielt hatte. Nachdem mein Vater an der Front gestorben war konnten meine Mutter die Wohnung über der Bar und das Geschäft nicht mehr halten. Ich wünschte mir manchmal, dass ich trotzdem mit ihnen sprechen könnte.

Ich drehte mich zu dem Kleiderstapel um und lehnte mich an das Waschbecken. Ich hat beschlossen ihn zu heiraten. Bessergesagt ich wollte mich in mein Schicksal fügen, doch der Anblick des Kleides schien mich zu verspotten. Ich atmete noch einmal durch, dann zog ich es mir an. Tatsächlich passte mir das weiße Kleid, dass eher einem eleganten Cocktailkleid ähnelte, als einem richtigen Brautkleid. Nur die Jacke war an den Ärmeln zu lang geraten.

Die cremeweißen Schuhe mit den Silbernen zierlichen Schnallen waren zum Glück nicht zu groß, so dass ich mich nicht noch mit Schuhen kaufen abgeben musste. Das hätte mir gerade noch gefehlt. Ich hatte wirklich andere Probleme, als was ich mir zu anziehen kaufen musste. Zwei Kinder warteten unten darauf das ich sie kennen lernte. Also zog ich mich schnell um, damit ich hinunterlaufen konnte.

Ich trat in das Empfangszimmer ein in dem ich Pollys Stimme gehört hatte. Zwei Augenpaare starrten mich an darunter gehörten aber keins den Kindern, die ich erwartet hatte. Dafür sprach mich mein Verlobter an, der gemütlich im Sessel Polly gegen über saß und rauchte. „Die Kinder sind im Garten, wenn du sie suchst." Ich nickte, dann schaute ich kurz auf die Uhr, dessen Zeiger kurz nach 11 standen, deshalb beschloss ich das Frühstück ausfallen zu lassen und zu den Kindern im Garten zugehen.

Die Zigeunerbraut (Peaky Blinder Fanfiktion)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt