8 Monate später
Mein Bleistift flog über das Papier des kleinen Zeichenbuches. Immer wieder schaute ich zu den Kindern, die am Strand spielten. Ich versuchte diesen unbeschwerten Moment aufzufangen, während meine nackten Füße sich in den kalten Sand der Düne gruben. Ich atmete tief ein, um die Salzige Meeresluft in mich auf zu nehmen. Ich liebte das Meer. So unergründlich und frei.
Ich rutschte mit dem Stift ab, als hinter mir eine weibliche Stimme erklang. „Bist du Dorothea Solomon?"
Ich drehte mich zu ihr. Eine groß gewachsene Frau im Anzug stand vor mir. Ihre Locken schauten unter ihrem Männerhut hervor. Ich schätzte sie auf etwa um die 50 Jahre.
„Wer will das wissen." Fragte ich zögernd. Sie wechselte kurz das Paar dunkler Frauenschuhe in die linke Hand, bevor sie mir ihre Rechte entgegenstreckte. „Ich bin Polly Gray."
Ich schlug das Buch zu. Ich konnte es wohl heute vergessen in ruhe zu zeichnen. Also stand ich auf, um mir den Sand von meinem Mantel zu Klopfen. Erst dann nahm ich ihre ausgestreckte Hand entgegen. Die Berührung war nur kurz bevor ich mich wieder zurückzog. „Was genau wollen sie von mir?" Gab ich neugierig von mir.
„Ich schaue mir nur an, wenn Tommy vorhat in die Familie zu holen." Fuck nun war es so weit. Ich hatte mehr Mals überlegt, wie ich dem entkommen könnte. All meine Bemühungen auf Alfie einzureden waren umsonst gewesen, auch wenn ich mit der Zeit angefangen hatte ihn leiden zu können. „Und zufrieden." Ihre Augen schweiften über mich. „Das werden wir sehen. Hübsch bis du ja."
Sie drehte sich um und lief in Richtung des Piers. „Komms du?" Ich blickte noch einmal in Richtung des Meeres. Das Rauschen der brechenden Wellen beruhigte mich immer. Ich war seit ich bei Alfie war öfter hier heruntergekommen, um ihm zuzuhören. Gerade, wenn es mal mit Alfie Solomon schwierig wurde.
Jakob hatte mich vor ein paar Wochen besucht. Ihm ging es immer noch schlecht wegen Miriam. Sein Herz hatte er mir hier auf diesen Dünnen ausgeschüttet, bis er nach ein paar Stunden in den Zug gestiegen war.
Ich hatte keinen Ausweg mehr. Klar ich hätte versuchen können abzutauchen, aber wie lange würde es dauern bis meine Familie mich fand. Geschweigenden wie ich mein Geld verdienen sollte. Ich war zwar zur Schule gegangen, aber das auch erst nach dem 1 Weltkrieg. Ich hatte danach in der Firma von Abraham geholfen, trotzdem keine Zeugnisse oder Ausbildung gehabt. Eigenes Geld hatte ich auch kaum, daher war mir sehr wohl bewusst wie solche Frauen meistens endeten. Vielleicht war ich auch nur zu stark von den Erinnerungen meiner Kindheit beeinflusst.
Eins wusste ich. Besser ich machte für einen Mann die Beine breit statt für 7 am Tag. Nina fiel mir wieder ein. Sie hatte an der Türe ihrer Wohnung mit offener Bluse gestanden und mich angelächelt. „Merk dir eins, Kindchen. Hol dir lieber einen besoffenen Ehemann, denn auch die Freier schlagen zu." Ich hatte frech gegrinst. Meine Antwort war einfach gewesen. Ich würde beiden in die Eier treten.
Also hob ich meine Schuhe auf und folgte Polly schweigend. Erst als ich wieder festen Boden unter den Füßen hatte zog ich meine dunkelblaunen Schuhe an. Die Frau neben mir griff in ihre Hosentaschen, um ein Päckchen Zigaretten hervor zu holen. „Willst du auch eine?" Ich schüttelte den Kopf. „Na gut wie du willst." Ich sah zu wie sie sich ihre in den Mund steckte und die Zigarette mit ihrem Feuerzeug anzündete.
„Wie alt bis du den Thea." „26." Sie nickte. „Keine sorge, so ein Arrangement haben schonviele überlebt." Das klang äußerst beruhigend... „Schön das du mir solche schönen Aussichten auf mein zukünftiges Leben gibst." Sie lächelte. „Wenigstens hast du Humor."
Ich legte leicht den Kopf schief. „Kannst du mir denn verraten, wenn ich heiraten soll?" Sie blickte kurz abschätzig zu mir. „In Herzensangelegenheiten habe ich das Sagen in der Familie. Also ja, dass könnte ich. Er soll es dir aber selbst sagen." Genervt seufzte ich auf. „Toll. Wirklich Informativ."
Ich drehte mich einfach um und lief weiter in Richtung des großen weißen Hauses, dass schon in Sichtweite kam. Polly schritt neben mir her. „Ich sage dir nur eins. Verrätst du uns an deine Familie schneid ich dir Persönlich den Hals durch." Ich schwieg was sollte ich auch dazu sagen.
Am bracht vollen Eingang des Hauses an gekommen drückt ich die braunlackierte Türe auf. Schnell zog ich meinen Mantel von den Schultern und legte ihn mit meinen Zeichensachen auf die Kommode im Flur. Ich steuerte gleich das Wohnzimmer an in den ich die Stimmen vernahm. Ich wollte es so schnell wie möglich hinter mich bringen, da mir eh keine andere Möglichkeit mehr blieb.
Deshalb öffnete ich mit einem Ruck die Tür, um zwei Augenpaare zu begegnen. Diese Situation kam mir irgendwie bekannt vor. Mein Blick wanderte aber schnell zu den Papieren die Alfie in der Hand hielt. „Stör ich?" Erkundigte ich mich beiden Männer. „Nein nicht im Geringsten. Wir haben schon auf sie gewartet. Bitte setzen sie sich doch."
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Die Zigeunerbraut (Peaky Blinder Fanfiktion)
FanfictionDie 23 Dorothea Solomon hat schon viel in ihrer kurzen Lebenszeit durch gemacht. Sie denkt, dass endlich alles in geordneten Bahnen läuft. Doch der Börsenkrach am 25. Oktober 1929 änderte ihr Leben völlig. Ein Ereignis jagt das Nächste, bis sie in d...