Kapitel 38

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Migas p.o.v.

Sobald die Polizisten Lee Jongdae überwältigt hatten und ihm dabei scheinbar Nasenbluten beschert hatten, schmiss ich mich in die Arme von Juhee. Die ganze Anspannung, die sich unvermeidlich in mir aufgebaut hatte, fiel von mir ab und ich war froh, dass Juhee noch bei mir war und wir die Situation gemeinsam durchgestanden hatten.

"Lass uns nach Sumi sehen", weißte sie mich jedoch schnell wieder auf unsere Freundin hin, die wir nicht mehr gesehen hatten, seit er in unsere Wohnung gestümrt war. Sofort machten wir uns auf den Weg in den Flur, wo sie noch immer lag. Eine Polizistin hockte neben ihr und versuchte sie wieder zu Bewusstsein zu bekommen, bevor sie ihren Kollegen über ein Funkgerät bat einen Rettungswagen zu rufen.

"Sumi?", murmelte Juhee, als sie sich neben sie fallen lies und sie versuchte aufzuwecken.

"Sie hat eine Platzwunde am Kopf. Der Rettungswagen ist bereits informiert. Bleibt ihr bitte bei ihr und legt sie in die stabile Seitenlage", bat sie uns, was wir sofort taten. Ich erinnerte mich noch genau wie die Handgriffe waren und gemeinsam mit Juhee drehte ich sie somit in die stabile Seitenlage.

Die Polizistin war bereits aus der Tür verschwunden, als Sumi langsam wieder zu sich zu kommen schien. Erfreut sprang ich auf, füllte ein Glas mit Wasser und kam wieder zu ihr zurück, die inzwischen wieder ihre Augen geöffnet hatte und etwas desorientiert sich umsah. 

"Was ist passiert?", fragte sie und versuchte sich etwas aufzustützen, wobei ihr Juhee half, während ich ihr danach half einen Schluck Wasser zu sich zu neben.

"Das ist eine lange Geschichte", merkte Juhee leicht schmunzelnd und dennoch kopfschüttelnd an. Ich holte schnell ein Tuch, damit wir das auf Blut von ihrer Platzwunde etwas abtupfen konnten und auch das Blut, das ihr Gesicht heruntergelaufen war, zu entfernen.

"Wie fühlst du dich?", fragte ich dabei besorgt.

"Mein Kopf dröhnt als sei ein Laster mehrfach darüber gefahren und übel ist mir auch, aber sonst ist alles gut", murmelte sie noch immer etwas benommen. Juhee hatte sich hinter sie gesetzt, um sie zu stützen und sie festhalten zu können.

"Miga", erklang plötzlich eine laute Stimme hinter mir und ich drehte mich um, nur um meinen großen Bruder zu sehen zu bekommen. Sein Gesicht strahlte Erleichterung aus und ich stand schnell auf und schmiss mich auch ihm in die Arme. Ich definitiv emotional noch etwas mitgenommen.

"Wie geht es dir? Ist alles gut?", erkundigte sich mein Bruder an neben meinem Ohr flüsternd.

"Ja, alles gut. Warum seid ihr noch nicht auf dem Weg nach Seoul? Und wo ist Jungkook?", wollte ich nun von ihm wissen. Ich war wahrlich verwirrt, weshalb er nun vor mir stand.

"Ist eine lange Geschichte. Aber Jungkook macht sich Sorgen um dich, aber durfte nicht hochkommen. Könntest du vielleicht gleich kurz runtergehen und dich ihm zeigen. Wenn ich ihm nur sage, dass es dir gut geht, glaubt er es mir eh nicht", schmunzelte er. Wir trennten uns wieder voneinander und ich drehte mich sofort um, um Juhee zu fragen:

"Wäre es in Ordnung, wenn ich kurz nach Jungkook sehen gehe. Sonst brauchen wir vielleicht gleich noch einen zweiten Rettungswagen"

"Klar", sagte Juhee, die sich um die langsam wieder klarer denkende Sumi kümmerte. Ich drückte kurz ihre Hand und versprach sofort zurück zu kommen, bevor ich mir meine Schuhe überstreifte und mich auf den Weg nach unten machte. 

Mein Herz raste, als ich ihn draußen neben einem Polizeiauto stehen sah. Ich öffnete die Tür, was ihm nicht verborgen blieb und er sofort auf mich zugelaufen kam. Als ich schließlich endlich vor Jungkook stand, suchte er besorgt mein Gesicht ab, zog seine Maske ab, bevor sein Lächeln zurückkehrte und er fragte:

"Geht es dir gut? Dir ist nichts passiert?"

Ich schmunzelte über sein Verhalten und nahm ihn als Antwort einfach nur in meine Arme. Er hatte sich sichtbar entspannt und zog mich fest an sich.

"Ich behalte dich jetzt hier in meinen Armen, dann kommt keiner mehr an dich heran", lachte er und drückte mir dann einen Kuss auf die Stirn. Ich schmuste mich an ihn heran und genoss die Nähe, da ich emotional nicht lange keine Ruhe gefunden hatte und er mir den Halt gab, den ich gerade brauchte.

"Es tut mir leid, Jungkook, aber ich muss leider wieder hoch. Sumi ist verletzt und ich sollte jetzt bei ihr sein", gestand ich, was er nickend wahrnahm und sich dann aus der Umarmung zurückzog. 

"Ich bin bald wieder zurück. Setz dich solange bitte ins Auto, damit du nicht von irgendjemanden noch angefahren wirst", bat ich ihn und wartete solange, bis er mir meinen Wunsch erfüllt hatte. Dann huschte ich schnell wieder nach oben und wartete dort gemeinsam mit meinen beiden Mitbewohnerinnen darauf, dass die Rettungssanitäter eintrafen.

Sobald diese sich um Sumi gekümmert hatten und sie für die Überwachung mit ins Krankenhaus genommen hatten, ließen Juhee und ich uns erschöpft auf den Boden sinken.

"Und was jetzt?", fragte sie und ich konnte die Strapazen der letzten Stunde genau aus ihrer Stimme heraushören.

"Das ist eine gute Frage", entgegnete ich lediglich, nicht in der Lage in dieser Situation mein restliches Leben sortieren zu können. 

Die Jungs quatierten sich über die Nacht bei uns ein und Hobi bekam die Chance noch einen weiteren Tag bei seiner Familie zu verbringen. Nach diesem Schock wollte ich ungerne sofort nach Seoul zurück und Juhee hier allein zurücklassen und auch die Jungs wollte ich nicht die lange Strecke fahren lassen. Wir konnten alle gut eine Pause gebrauchen.

Am nächsten Morgen sah dann die Welt schon wieder etwas besser aus. Ich bat Juhee um ein Gespräch, wofür wir uns an einen meiner Lieblingsplätze in Gwangju zurückzogen. Wir spazierten erst eine Weile, bis wir an der Bank ankamen, auf der ich immer nachdachte. 

"Worüber wolltest du mit mir sprechen?", erkundigte sich Juhee und ließ sich neben mich auf die Bank sinken.

"Du hast gestern gefragt wie es weitergehen soll", begann ich und versuchte mir bereits, den Plan, der sich unweigerlich letzte Nacht in meinen Kopf gezwängt hatte, noch einmal in meinem Herzen zu bewegen. Juhee sah mich neugierig an, als ich schließlich fortfuhr:

"Ich habe mir darüber Gedanken gemacht wie es für mich weitergehen soll. Nach den letzten Jahren hatte ich Zweifel an meinem Traum von Olympia und habe hinterfragt welche Strapazen ich dafür wirklich akzeptieren kann", ich machte eine kurze Pause, bevor ich sprach: "Ich habe den Mann von Sarah Sjöström kennengelernt und er hat mir erzählt, dass sie nach einer Trainingsgruppe in Seoul sucht, da sie gerne zu ihm ziehen würde. Und ich hatte ja auch mit dem Gedanken gespielt, nach Seoul zu ziehen und dort zu studieren"

"Ok", brachte Juhee nur hervor und schien wohl noch zu evaluieren, was sie von meinem Plan bis hierhin halten sollte.

"Ich hatte überlegt, dass ich mit ihr zusammen eine Trainingsgruppe dort aufmache und ich wollte dich fragen, ob ich dich als meine Mitbewohnerin oder auch zusätzlich noch als meine Teampartnerin in Seoul begrüßen dürfte", stellte ich schließlich die entscheidende Frage und fügte schnell noch hinzu:

"Es ist noch nichts in trockenen Tüchern. Ich habe noch nicht mit dem Schwimmverband gesprochen, mit den Hallenbetreibern oder mit Sarah Sjöström. Ich hab auch noch keine Wohnung oder einen Studienplatz, aber ich würde gerne diesen Weg verfolgen. Und das am liebsten gemeinsam mit dir"

Ich blickte Juhee geduldig auf eine Antwort wartend an, aber sie war gerade wahnsinnig gut darin ein perfektes Pokerface aufzuziehen. Ich konnte keinerlei Regung in ihrem Gesicht deuten, bis sie schließlich sagte:

"Du und ich waren schon immer ein Team, wir haben schon so viel durchgestanden und ich will diese Zeit nie mehr missen. Ich würde gerne mit dir dieses Abenteuer wagen"

I'm Fine - BTS FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt