Kapitel 14

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Migas p.o.v.

"Alles gut? Du siehst nicht so richtig glücklich aus", meinte Kiyoung und betrachtete mich prüfend. Seine Augen wanderten Stück für Stück über mein Gesicht und blieben schließlich bei meinen Augen hängen.

"Nein, es ist alles gut. Aber danke, dass du hier mit mir bist und mit mir die Zeit absitzt bis ich meinen Teil der Wette angehen muss", antwortete ich und lies mich auf eine der Bänke nieder.

"Du wirst das bestimmt gut hinbekommen. Da bin ich mir sicher", versuchte er mich weiter aufzubauen.

"Wirklich? Ich nämlich nicht. Und wenn ich ehrlich bin, glaube ich nicht, dass ich meine Wettschulden einhalten könnte, wenn ich verlieren sollte", gestand ich ihm und folgte ihm mit meinen Augen, als er neben mir Platz auf der Bank nahm.

"Hmm, hast du da mit ihm drüber gesprochen?", fragte er nun und sah mir in meine Augen.

"Nein, es bringt auch nichts. Ich weiß genau wie seine Antwort ausfallen würde, aber ich kann es eben nicht ändern. Er kann es nicht ändern, deshalb ist diese ganze Idee doch ziemlich nutzlos. Am Ende wird sich sowieso nichts verändern", erklärte ich es.

"Aber bitte lass uns jetzt über etwas anderes sprechen", bat ich ihn schnell, bevor er antworten konnte.

"Ok, hast du dir noch Gedanken darum gemacht wie es weitergehen soll für dich?", fragte er vorsichtig und ich atmete tief durch, bevor ich ruhig antworten konnte:

"Um ehrlich zu sein hasse ich diese Frage. Ich weiß es selbst noch nicht und dieser Umstand ist nicht gerade angenehm, aber wenn alle einen dann auch noch immer und immer wieder darauf hinweisen, dann macht es das nicht besser. Im Moment weiß ich nicht ob ich wieder richtig ins Wettkampfschwimmen einsteigen könnte"

"Tschuldige. Und warum nicht? Du warst doch so erfolgreich?"

"Erfolgreich", murmelte ich, bevor ich lauter fortfuhr: "Was ist Erfolg? Wie wird Erfolg definiert? Ist das nicht etwas, was gar nicht messbar ist und von den eigenen Erwartungen und dem schlussendlichen Ergebnis abhängt? Damit wäre doch Erfolg etwas abstraktes und subjektiv und alle, die als erfolgreich betitelt werden, wären das doch nur bedingt."

Sein Blick zeigte mir deutlich, dass er nicht mit einer solchen Antwort gerechnet hatte und dennoch war ich mir sicher, dass es die richtige gewesen war. Fortan sprachen wir eher über unverfänglichere Themen, bevor Kiyoung schließlich Bescheid bekam, dass sie die Folge abgedreht hatten und er mich nun wieder hereinbringen konnte. Leicht schlurfend folgte ich ihm und versuchte mir schon alle Informationen durch den Kopf gehen zu lassen, die mir hilfreich sein könnten.

"Na Schwesterherz? Bist du bereit?", fragte Taehyung grinsend als wir schließlich wieder am Set ankamen.

"Aber sowas von. Du wirst dich noch umgucken", stichelte ich zurück, obwohl mich meine Nervösität und mein schlechtes Gewissen jetzt schon belasteten. 

Man brachte mich an einen Startpunkt und von dortan musste ich vier Rätsel lösen und drei Geschicklichkeitsaufgaben bestehen, damit ich schlussendlich zu der Rutsche kommen konnte und damit ins Ziel gelangen konnte. Das erste Rätsel war relativ simpel, sodass ich schnell voranschreiten konnte, um mich der ersten Geschicklichkeitsaufgabe zu stellen.

Nach und nach kämpfte ich mich weiter vor und war unfassbar erleichtert, als ich endlich auch das letzte Rätsel gelöst hatte und dann über die Rutsche ins Ziel gelangen konnte. Allerdings wusste ich nicht, ob das nun ausgereicht hatte, um meinen Bruder zu schlagen. Aber hoffen tat ich es allemal.

"Tja, Miga, den Titel als kleine Schwester hast du auch in hier wacker verteidigt, aber leider war ich schneller", meinte Taehyung grinsend und kam triumphierend tanzend auf mich zu.

"Bist du dir sicher, dass die Zeit auch richtig gestoppt wurde?", fragte ich, aber hatte schon die Niederlage abzeptiert. Es störrte mich nicht sonderlich, nur die Tatsache, dass ich meine Wettschulden nicht einhalten konnte, war etwas, was mich nervte. Wenn es um etwas anderes gehen würde, wäre mir das eine Ehre gewesen, aber in diesen Belangen konnte ich das einfach nicht machen.

"Ja. Es war auch nur knapp, aber das ist ja egal", entgegnete er, bevor er mich in eine Umarmung zog und mir leise zuflüsterte: "Obwohl ich dich geschlagen habe, bist du trotzdem noch meine Lieblingsschwester"

"Sehr witzig, Taehyung. Du hast ja auch nur mich", erwiderte ich und stupste ihn leicht von mir.

"So kommt jetzt, wir wollen auch irgendwann nochmal zurück", rief Yoongi und zog Taehyung und Jungkook mit sich zu den Wagen nach draußen, in denen sie sich schnell umzogen und abschminkten, bevor sie wieder herauskamen und mich lächelnd ansahen.

"Du siehst müde aus, Jungkook. Wenn wir gleich wieder im Hotelzimmer sind, dann solltest du dich schlafen legen. Die nächsten Tage werden auch nicht gerade entspannt werden", sprach ich sanft auf ihn ein, als er auf mich zugeschlendert kam. Seine Gesichtszüge waren belebt und dennoch konnte ich die tiefersitzende Erschöpfung erkennen. Er brauchte wirklich Ruhe. Genauso wie die anderen.

"Nein, ich möchte die Zeit mit dir verbringen", meinte er und legte einen Arm um meine Schultern.

"Ich doch auch, aber noch viel möchte ich, dass es dir gut geht und daher wirst du dich gleich auch ins Bett legen und schlafen, ok?", forderte ich ihn auf und sah wie das Funkeln in seinen Augen erstarb, bevor er nickend weiter mit mir zu den Wagen ging. 

"Wir machen gleich einen Livestream, den kannst du dir ja ansehen, während Jungkook sich seine Mütze voll Schlaf holt", schlug Jimin vor. Ich nickte lächelnd und begab mich dann zusammen mit Jungkook, Jimin und Yoongi in einen Wagen.

Die restliche Fahrt zum Hotel war recht ruhig. Die ganzen Drehtarbeiten schien an den Energiereseven aller genagt zu haben, sodass es keine großen Gespräche gab und auch Jungkook und ich nur jeweils aus den Fenstern sahen. Die Landschaft beim Vorbeiziehen zu beobachten brachte mich dazu über meine Situation nachzudenken. Mein Traum war an mir so vorbeigezogen ohne dass es die Möglichkeit für mich gab herauszuspringen und ihm nachzujagen. Obwohl wenn ich es getan hätte, dann zu was für einem Preis. Im Leben ging es immer darum Entscheidungen zu treffen. Keine Entscheidung war einseitig, alle waren Teil des komplexen Konstrukts "Leben". 

Nachdem ich Jungkook ins Bett verfrachtet hatte, hatte ich mich auf den Weg in Jimins Zimmer gemacht. Dort wollte er gleich gemeinsam mit Hoseok einen Livestream machen. Nachdem ich heute einen Einblick in die Produktion von "Run BTS" bekommen hatte, war ich umso neugieriger nun auch hier hinter die Kulissen genommen zu werden und besser die Abläufe vor einer solchen Sache zu verstehen. Schließlich wurden selbst die Livestreams milionenfach angesehen.

"Ah, da bist du ja schon. Ist Jungkook bereits am schlafen?", fragte Jimin lächelnd, als er mich hereinlies.

"Nein, aber ich hoffe, dass er jeden Moment einschläft. Er braucht echt Ruhe. Nach dem Konzert sah er nicht gut aus und ich habe Angst, dass es morgen noch schlimmer wird, wenn er nicht genug schläft", erklärte ich und lies mich auf einen Stuhl nieder.

"Wenn ich ehrlich bin, glaube ich, dass Jungkook es immer schaffen kann sich so tot zu wirtschaften. Aber gerade deshalb bin ich froh, dass du hier bist und ihn zur Ruhe bringst. Bei uns bringen solche Worte meist nicht mehr so viel", erzählte er und hatte dabei ein Lächeln als auch eine nachdenkliche Falte auf der Stirn. 

Plötzlich klopfte es und Jimin lief zur Tür, um sie zu öffnen, als mein Handy einen Ton von sich gab. Augenblicklich schien wieder mein Herz anzuhalten. Mein Handy hatte eine Verbindung zur Hölle aufgebaut. Zum Teufel aus der Hölle.

I'm Fine - BTS FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt