Migas p.o.v.
Nachdem ich versucht hatte etwas meine Gedanken zu sortieren und dennoch nicht wirklich auf einen genialen Plan gekommen bin, machte ich mich auf den Weg zu meinem Bruder. Ich wusste nicht, ob es das Beste war, was ich in diesem Moment tun konnte, aber da man es nie wissen konnte und ich das Bedürfnis danach hatte, wollte ich es einfach machen. Ich hoffte nur, dass ich ihn dadurch nicht in seiner Erholungsphase stören würde.
Als ich seine Zimmernummer nachgeguckt hatte und mich dann schließlich vor seiner Tür befand, durchströmten mich wieder Zweifel. Aber anstatt diesen und ihrer Existenz irgendwelche weitere Aufmerksamkeit zu schenken, entschied ich mich dazu einfach anzuklopfen.
"Ja?", erklang eine Stimme von innen, die aber nicht mein Bruder zu sein schien.
"Taehyung?", fragte ich und wartete gespannt darauf, dass mir die Tür geöffnet wurde, was auch Augenblicke später geschah. Allerdings stand mir nicht Taehyung gegenüber, sondern Manager Sejin.
"Oh, hallo", begrüßte ich ihn und verbeugte mich kurz, bevor ich bereits hinter ihm nach Taehyung suchte.
"Hallo, Miga. Es ist gut, dass du da bist. Komm doch rein", sagte er und zeigte mir durch seine Handbewegung an, herein zu treten.
"Hast du sie schon gesehen? Die Artikel?", fragte mich Taehyung, als er mich in eine enge Umarmung zog. In seiner Stimme schwang Zweifel und Sorge mit, aber ich versuchte das nicht an mich herankommen zu lassen und einfach möglichst monoton zu antworten:
"Ja, das hab ich. Es tut mir leid"
Er löste sich von mir und sah mich forschend an, als ich meine Lippen einsog und dann nervös auf ihnen herumkaute. Ich hatte Angst, dass er mich nicht glauben würde, was wirklich geschehen war. Ich hatte diese Geschehnisse bei meiner Aussage nicht erwähnt. Die Dinge, die ich gesagt hatte, waren bereits viel zu aufwühlend gewesen und ich hatte diesen Abend und seine möglichen Folgen neben all den anderen Dingen einfach in die hinterste Ecke gedrängt, was mir nun zum Verhängnis werden könnte. Obwohl ich heute wie damals nichts von dem hätte beweisen können.
"Es muss dir nicht leidtun. Ich weiß, dass du sowas nie gemacht hättest. Ich kenne dich und ich kenne die Medien und das was da gerade wieder passiert, ist keinesfalls deine Schuld", sagte er und schien dabei möglichst überzeugt klingen zu wollen, auch wenn ich mir einbildete, dass dennoch ein Hauch von Unsicherheit durchklang.
"Wir sollten uns überlegen wie wir damit umgehen. Taehyung wird schließlich in diesen ganzen Kram wieder mit hineingezogen und jede unüberlegte Handlung könnte es jetzt noch schlimmer machen", brachte sich Sejin möglichst sachlich klingend ein. Sachlich, aber dennoch mit einer gewissen emotionalen Nähe. So hatte ich diesen Manager von Taehyung und den anderen immer gesehen, was sich nun abermals bestätigte.
"Vielleicht sollte ich abreisen und möglichst viel Abstand zwischen uns bringen, damit er da weniger mit reingezogen wird", sagte ich, obwohl ich zugeben musste, dass das nicht auch nur halbsoviel Sinn ergab, wie ich es mir erhofft hatte. Die Verbindung würde so oder so ausgeschlachtet werden. Ob ich mich nun in seiner Nähe befand oder nicht. Und egal welchen nächsten Schritt wir taten, es würde nicht zu unseren Gunsten ausgelegt werden.
"Nein, Miga. Du solltest jetzt ganz sicher nicht wieder allein mit diesen Dingen umgehen. Beim letzten Mal hat das schließlich auch nicht so sonderlich gut funktioniert", erklang Taehyungs leidenschaftliche Stimme, obwohl er zum Ende hin immer leiser wurde. Er hatte es nicht so gemeint, aber ich fühlte mich dennoch etwas verraten von ihm. Er mochte ein Medienprofi sein, aber mir vorzuwerfen, dass ich emotional nicht stabil genug war und sei, um mit solchen Dingen umgehen zu können, tat schon weh. Aber ich schluckte dieses Gefühl einfach herunter und konzentrierte mich stattdessen lieber auf das Problem und einer Lösung. Alles andere brachte mich und alle anderen keinen Schritt weiter.
"Wir wurden dazu gezwungen diese Mittel zu nehmen. Ich habe sofort versucht sie wieder loszuwerden, aber sie haben dafür gesorgt, dass sie genug "Beweise" haben, damit sie uns weiter unter Druck setzen können", begann ich möglichst kalt zu erzählen, was mich immer noch aufwühlte. Momente dieser Schwäche zuzugeben war noch immer schwer, aber ich hatte mich inzwischen etwas daran gewöhnt und würde glatt behaupten, dass ich daran als Mensch gewachsen war. Dennoch war es kein angenehmes Gefühl. Aber ich tat es.
"Wir bräuchten nur die Aussagen der anderen, die ähnliches erfahren haben und dann sollte dieser Vorfall ganz schnell wieder verschwinden", schlug ich vor und bedachte Tae und Sejin mit einem kurzen Blick. Beide nickten, weshalb wir die Einzelheiten klärten, bevor ich mich von ihnen verabschiedete und mich in Jungkooks Zimmer begab. Ich versuchte möglichst leise hinein zu schleichen und sah, dass er ruhig atmete. Er schlief.
Mit flinken Fingern textete ich eine Nachricht an Jihoo und Sumi, in der ich sie bat, mich übermorgen am Flughafen abzuholen. Ich ersparte mir die Details, warum ich nun doch schon so früh wieder zurückkam. Ich würde es ihnen sowieso alles genau erklären müssen, wenn es um ihre Aussagen zu diesem Fall ging. Danach machte ich mich schnell bettfertig, bevor ich mich schließlich neben Jungkook einkuschelte und meine Nachtruhe genoss.
Am nächsten Morgen begann alles etwas hektisch. Wir wurden schnell zum Stadion gefahren und machten uns dann im Backstagebereich breit, als sie immer wieder zu irgendwelchen anderen Drehs und Aktionen geholt wurden. Ihnen allen war die Müdigkeit nur so ins Gesicht geschrieben und doch hielten sie sich wacker.
Um mir die Zeit etwas zu vertreiben steckte ich meine Nase wieder in mein Buch und schaffte es dieses Mal auch wirklich einige Seiten zu lesen, aufzunehmen und zu verarbeiten, bevor sich Jungkook neben mir niederlies und mich in seine Arme zog.
"Konntest du sie nun dazu bringen dir ihr Geheimnis zu offenbaren?", fragte er in einem sanften Ton und strich über meinen Arm. Meine Augen wanderten sofort von den Worten zu ihm und ich schmunzelte ihn an, bevor ich sagte:
"Ich bin dran, aber es sieht gar nicht mal ganz so schlecht aus"
"Das klingt doch schon einmal nach einem Erfolg", antwortete er und knuffte mich etwas weiter und schwieg dabei, bevor er eine tief durchatmete und dann fragte:
"Möchtest du über die Artikel reden?"
Seine Stimme war sanft, aber dennoch unsicher. Er wusste, was viele Dinge, die diese Geschehnisse betrafen in mir auslösten, weshalb er sich sicher Sorgen machte. Er hatte mich an den tiefsten Punkten immer aufgefangen und wollte es nun vermutlich wieder tun, auch wenn ich mich nicht danach fühlte, dass ich aufgefangen werden musste. Ich fühlte mich eher wie eine Katze, die im Flug war mit dem Wissen, dass sie irgendwie sicher auf ihren Tatzen landen würde. Auch wenn es auf dem Weg noch so aussah, als werde es nicht möglich sein, so würde sie es dennoch schaffen. Und das würde ich auch, da war ich mir in diesem Moment überraschend sicher.
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I'm Fine - BTS FF
FanfictionKim Miga ist eine der bekanntesten Personen in ganz Südkorea. Sie ist eine der erfolgreichsten Schwimmerinnen, die das Land je hatte und dazu noch die Schwester des Idols Kim Taehyung. Aber neben diesen Erfolgen kämpft sie noch immer mit den Folgen...