Kapitel 15

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Migas p.o.v.

Mit pochendem Herzen und zittrigen Fingern versuchte ich die soeben erhaltene Nachricht zu öffnen. Bereits das, was ich gesehen hatte und von wem sie gekommen war, löste pure Panik in mir aus. Ich hatte heute in der Mittagspause bereits eine Nachricht bekommen, die mir gesagt hatte, dass das Countdown laufen würde. Der Countdown bis ich mir immer mehr von meiner Karriere verabschieden konnte.

Ich öffnete die Nachricht, die lediglich ein Countdown war. Er zählte von 60 runter. Sekunde für Sekunde, die von dem Countdown lief, bekam ich immer und immer mehr Panik. Ich wusste nicht, was veröffentlicht werden könnte, um meine Karriere immer weiter den Bach herunterlaufen zu lassen, aber wenn diese Nachrichten von denjenigen instruiert waren, den ich im Verdacht hatte, dann konnte ich mir die Ausmaße noch gar nicht vorstellen.

"Hey, Miga. Setzt du dich dahin, damit du nicht im Bild bist?", versuchte Jimin meine Aufmerksamkeit zu erlangen, aber ich starrte nur wie eingefroren auf meinen Bildschirm. Mehr als die Hälfte der Zeit war bereits verstrichen.

"Miga? Alles gut?", fragte nun Hoseok und ich spürte wie ihre Blicke auf mir brannten und dennoch konnte ich meine Augen nicht von meinem Bildschirm losreißen. 10...9...8. Mein Kopf hatte sich schon lange verabschiedet und in mir wüteten erneut die Gefühle und die Verwirrung. Wann auch immer ich mich endlich von diesen Dingen losreißen konnte. Heute würde es nicht der Fall sein.

Ich vernahm Jimins Berührung an meinem Arm, aber erhob dennoch nicht meinen Kopf. Die Stimmen der beiden drangen nicht mehr vollends zu mir durch, als der Countdown in seine letzten Züge ging. 4...3...2...1...0

Nachdem er gestoppt hatte, erhielt ich eine neue Nachricht, in dem einige Links waren. Mit mir ringend öffnete ich den ersten und landete auf einer Tratschseite. Ich hatte mir selbst geschoren nicht wieder auf solche Seiten mich zu verlieren und den ganzen Kram zu lesen, der nicht ferner von der Wahrheit sein könnte. Aber ich musste mir in diesem Moment eingestehen, dass ich mit diesem Vorsatz abgeschlossen hatte, denn ich war bereits dabei die Worte einzusaugen.

Kim Migas Dopingskandel

Kim Miga, die Schwester des bekannten Idols Kim Taehyung, wurde nun des Dopings überführt. Die herausragenden Erfolge der 22- Jährigen hatten bei den internationalen Schwimmfestspielen in Seoul im Januar für einige Furore gesorgt. Sie hatte allerdings nicht nur durch ihre Goldmedaillien Geschichte geschrieben, sondern auch durch die Rettungsaktion, die ihr zuteil werden musste. Nun schreibt sie allerdings neue Schlagzeilen. Durch eine anonyme Quelle bei den Dopingbeauftragten für diese Festspiele wurde nun bekannt, dass sie des Dopings überführt wurde und diese Ergebnisse versuchte zu vertuschen. Welche Folgen diese neuen Erkenntnisse für die große Schwimmhoffnung Südkoreas hat, ist allerdings noch nicht bekannt. Eines steht allerdings fest: mit solch einer Einstellung scheint ihr großer Traum Olympia in weite Ferne zu rücken.

Ich atmete tief durch und versuchte nicht allzu tief in meinen Emotionen und Erinnerungen einzutauchen. All die Dinge, die in der Vergangenheit auf seinem Mist gewachsen waren, kamen irgendwie wieder in mir hoch und ich spürte wie sie immer und immer zielsicherer meine frühere Haltung wieder zurückbrachten. Die Panik ergriff mich, während ich mich dem nächsten Artikel zuwand. Ich wusste, dass mein Verhalten in diesem Moment unfassbar destruktiv war, aber in mir kochten bereits die Tränen hoch, weshalb ich mich nicht davon abhalten konnte, immer und immer weiter zu gucken.

Plötzlich wurde ich stark gerüttelt, weshalb ich aufsah und im nächsten Moment mein Handy mir entwendet wurde. Jimin und Hoseok standen vor mir und sahen mich verwirrt an, bevor Jimin auf mich einsprach und Hoseok sich meinem Handy widmete.

"Hey Miga, was ist denn los?", fragte er verwirrt und zog mich in eine Umarmung, um mir Trost zu spenden. Jimin war einfach eine so herzensgute Person, dass ich Momente wie diesen mit ihm einfach nur genoss. 

Aber ich sollte mich zusammenreißen. Seine Nähe gab mir zwar auch den Kraft, die ich brauchte, aber sie machte mir vor allem klar, dass ich dagegen handeln musste oder mich wenigstens nicht davon beeinflussen lassen sollte. Hwang Jiho hatte mir schon lange mit solchen Schlagzeilen gedroht, weshalb ich schon oft genug durchgegangen war, was ich dann am besten machen sollte. Nur jetzt wirklich in dieser Situation zu stecken und handeln zu müssen, machte es nicht gerade einfacher.

Ich löste mich von Jimin, bedankte mich und wollte mir dann wieder mein Handy von Hoseok klauen, als er es allerdings von mir entfernte und sagte:

"Hör nicht auf solche Sachen. Die Presse schreibt viel Schrott und wir wissen alle, dass du sowas nie machen würdest. Versuche erst einmal einen klaren Gedanken zu fassen, dann kannst mit uns darüber sprechen oder mit der Presse oder was auch immer. Aber bitte versuche dich erstmal zu beruhigen"

Ich sah ihn an und nickte dann, sodass er mir wieder mein Handy entgegenreichte. Er hatte recht. In diesem emotional aufgeladenen Zustand sollte ich davon absehen irgendetwas unüberlegtes zu tun. Etwas, was meine Situation nur noch weiter verschlimmern würde. Etwas, was auch die Jungs weiter in Gefahr brachte. Ich hasste es, dass sie Taehyung in alles mit hinein zogen, was auch nur im geringsten mit mir zu tun hatte. Er war seine eigene Person, der seine eigenen Sachen machte und nur der Fakt, dass wir verwandt waren, reichte ihnen aus um eine Relation herzustellen. 

"Ja, danke. Ich werde mit Taehyung sprechen und lasse euch eure Arbeit machen. Vielen Dank für die Einladung", sagte ich, umarmte beide schnell, bevor ich gehetzt Jimins Zimmer verlies. Ich wusste noch nicht genau, ob ich jetzt wirklich zu Taehyung gehen sollte oder nicht, aber ich musste es auf jeden Fall früher oder später mit ihm besprechen.

Ich ging den Flur entlang und machte mich auf den Weg nach draußen. Ich wollte einen Moment an der frischen Luft haben. Einen Moment, in dem ich am besten nachdenken konnte. 

Meine Schritte tat ich ohne groß darüber nachzudenken. In meinem Kopf drehte sich alles bereits um meine weitere Vorgehensweise. Diese Artikel hatten mir Angst gemacht, sie hatten Erinnerungen hervorgeholt, von denen ich gedacht hatte, dass ich sie schon längst überwunden hatte. Aber eine solche Verletzung, so gut sie auch verheilte, erzeugte danach immer ein anderes Bild. Es veränderte einen, ob man es wollte oder nicht. Aber da alles einen immer verändert und man nur für sich selbst entscheiden muss, ob man diese Veränderung mag oder akzeptiert, musste ich diesen Umstand akzeptieren.

Meine Füße trugen mich in den kleinen Hinterhof des Hotels, der trotz des Lärms der Straße, noch einen Hauch von Ruhe und Geborgenheit ausstrahlte, weshalb ich mich auf die Bank fallen lies und erschöpft meine Augen schloss. Jeder Gedanke, der mich in diesem Moment davon abhielt wieder in Tränen auszubrechen, wurde von mir innerlich so gefeiert, dass ich dennoch kaum zur Ruhe kam. Ich würde eine Strategie brauchen. Eine Strategie für die nächste Phase des Kampfes, denn ob Hwang Jiho nun hinter Gittern saß oder nicht, änderte nichts daran, dass ich von nun an ein neues, besseres Leben einschlagen wollte. Und dafür würde ich gute Freunde brauchen und einen Plan.


I'm Fine - BTS FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt