Kapitel 25

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Migas p.o.v.

Ich hüpfte leicht vom einen Fuß auf den anderen, während ich zusammen mit Sumi und Juhee vor dem Leistungszentrum auf die anderen wartete. Wir hatten uns dazu verabredet hier vorne zu warten und dann gemeinsam hereinzugehen. Irgendwo schienen wir alle noch extrem an unseren Team festzuhalten.

Nach und nach trudelten meine ehemaligen Teamkolleginnen ein. Yunai und Choi waren eine der ersten und wir unterhielten uns sofort. Das Thema, weshalb die beiden bei mir gewesen waren, schnitten wir zwar nicht direkt an, aber ich spürte, dass es sie noch immer beschäftigte. Auf welche Art und Weise das auch immer der Fall war.

Nachdem sich alle, insgesamt 13 an der Zahl mit einigen neuen Gesichtern, versammelt hatten, gingen wir ins Trainingszentrum und wurden sofort freudig von den dort arbeitenden Menschen begrüßt, die ich seit Monaten nicht mehr gesehen hatte. Sie brachten uns in einen Konferenzraum, in dem bereits vier Männer sich unterhielten und augenscheinlich nur auf unser Eintreffen gewartet hatten, denn nun erhoben sie sich und wir begrüßten uns höflich.

"Lee Sumi", erklang Sumis Stimme, als sie sich kurz bei den neuen Menschen im Raum persönlich vorstellte, während ich eher etwas abgeneigt von dieser Idee mir einen Platz neben Juhee suchte, die ebenfalls über Sumis Verhalten etwas die Stirn runzelte. Aber wir wussten es schließlich beide in welcher Situation sie sich befand.

"Vielen Dank für das Erscheinen. Ich weiß, dass es für einige von Ihnen sicherlich schwierig sein muss an diesen Ort wieder zurückzukehren, aber ich bin froh, dass Sie sich alle dazu entschlossen haben", begann der Vizepräsident des Südkoeanischen Schwimmverbandes zu erzählen, wobei ich ihn aufmerksam musterte. Ich traute ihm und seinen Kollegen nicht. Mein Vertrauen in Männer in höheren Positionen war angekratzt, weshalb ich versuchte möglichst ruhig ihm und den anderen zuzuhören, bevor ich mich von meinen Emotionen überwältigen lassen konnte.

"Ich hoffe, dass wir nun wieder bereit sind, um für die nächsten Weltmeisterschaften zu trainieren. Dafür hat sich der Schwimmverband nicht lumpen lassen und einen der besten Trainer im Schwimmbereich auf der Welt hergeholt", fuhr er mit seiner Erzählung fort, während mein Blick auf die beiden Männer fiel, die ich zuvor nicht genau betrachtet hatte. Meine Augen schienen mir dabei fast aus den Augen zu fallen, denn einer von ihnen entpuppte sich doch tatsächlich als der Mann, der mich nachts im Hotel in Japan angegangen hatte. 

Mein Herz begann nun endgültig sich auf eine Flucht einzustellen, sowie auch mein Hormonhaushalt schien sich dem Gedanken anzupassen. Was zur Hölle ging hier vor sich? 

"Hallo, ich freue mich sehr, diese Aufgabe übernehmen zu können. Mein Assistent Lee Jongdae und ich werden Sie bestmöglich auf die nächsten Wettkämpfe vorbereiten. Ich hoffe, dass sie alle fit sind und wir gut zusammen in den kommenden Monaten arbeiten können", begrüßte uns der Mann, der uns als unser neuer Trainer vorgestellt wurde. Jang Ilsung.

Er lächelte uns entgegen und versuchte einen Ausdruck im Gesicht zu tragen, der vertrauenswürdig schien, aber darauf konnte ich nicht richtig achten. Lee Jongdae hieß dieser Typ also. Endlich hatte ich einen Namen zu seinem Gesicht, aber ich konnte mir immer noch nicht seine Verbindung mit dieser ganzen Situation zusammenreimen. Wieso sollte er mich fertig machen wollen, wenn er von nun an einer meiner Trainer war? Wollte er nicht, dass ich hier erscheinen würde?

"Hallo auch von meiner Seite aus. Ich bin Lee Jongdae und werde mich zusammen mit Jang Ilsung um euer Training in den nächsten Monaten kümmern. Wenn ihr irgendwelche Sorgen habt, dann könnt ihr gerne zu mir kommen", erklärte er noch, bevor er sich kalt lächelnd wieder an den Vizepräsidenten wandte.

"Der ist ein komischer Kautz", murmelte Juhee neben mir, was mir ein leichtes Lächeln entlockte, allerdings nur, bis sie fortfuhr.

"Allerdings kommt er mir etwas bekannt vor? Meinst du, dass er schon einmal im Fernsehen war?"

"Keine Ahnung", entgegnete ich möglichst leise und mit den Augen weiter nach vorne gewandt. Dahin, von woher die Gefahr ausgehen könnte. Auch wenn ich mich etwas hatte beruhigen können, war ich mir noch nicht so sicher, ob ich nicht doch schnell verschwinden sollte.

"Vielen Dank. Dann werdet ihr jetzt mit euren beiden neuen Trainern und dem Vorsitzenden des Leistungszentrums den ersten Trainingsplan erarbeiten. Und Miga, kann ich dich bitte kurz sprechen", fragte nun der Vizepräsident, ein älterer Mann mit leicht gräulichen Haaren und Augen, die bereits viel an Strahlkraft ein gebüßt hatten. Ich nickte ihm als Antwort zu und stand mit wackligen Beinen auf, als er mir bedeutete ihm zu folgen.

"Soll ich mitkommen?", fragte Juhee sofort, weil sie scheinbar bemerkt hatte, dass mir diese Situation Angst machte.

"Nein, danke, Juhee. Ich sollte mich dem endlich alleine stellen", erwiderte ich leicht lächelnd, bevor ich dem Vizepräsidenten in einen seperaten Raum folgte.

"Es tut mir leid, dass ich mich nicht bereits früher bei Ihnen gemeldet habe, aber ich wollte Ihnen Zeit lassen mit dem Erlebten klar zu kommen und es angemessen verarbeiten zu können", fing er an mit seiner Ansprache. Ich wollte schein etwas sagen, als er mich bereits wieder abwürgte.

"Ich weiß, dass Sie mir sicherlich vergewissern wollen, dass alles gut ist, aber ich habe eben in Ihren Augen die blanke Panik gesehen. Unser ganzes Land ist stolz auf Sie, der Schwimmverband ist stolz auf Sie und ich bin sowieso Ihr größter Fan, aber ich möchte solche schmerzhaften Bilder wie bei den internatonalen Schwimmfestspielen in Zukunft vermeiden. Deshalb möchte ich, dass Sie sich Zeit nehmen. Machen Sie die Schritte, die Sie mit sich vereinbaren können. Oder machen Sie erst noch keine Schritte. Wie immer es Ihnen am besten geht"

Ich sah ihn prüfend an und dachte über seine Worte nach. Ich wusste nicht wie weit ich in meinem Verarbeitungsprozess war und eine derartige Situation war seit Monaten nicht mehr vorgekommen. Das weitere Verfahren meinerseits würde ein unglaublicher Seilakt werden, auf den ich mich noch nicht so richtig freuen konnte.

"Außerdem möchte ich mich nochmal vom ganzen Herzen für die Dinge entschuldigen, die Ihnen unter unserer Aufsicht passiert sind. Ich habe unzählige Male darüber nachgedacht, warum es uns entgangen ist, aber ich hoffe, dass wir einen solchen Fehler in Zukunft nie wieder machen werden", sprach er langsam weiter und schien dabei jedem seiner Worte eine solche Gewichtung mitzugeben, dass ich sie einfach glauben musste. Aber auch da war ich mir noch nicht so sicher. 

"Natürlich. Ich war Ihnen nie böse. Sie waren nicht derjenige, der diese Dinge getan hat", brachte ich gerade so noch über meine Lippen, bevor ein Kloß im Hals es mir unmöglich machte noch etwas weiteres zu sagen. Ich hatte eine ganze Weile gebraucht, bevor ich Jungkook hatte alles erzählen können und nun auch nur etwas in diese Richtung führendes vor einer Respektsperson mit diesem altbekannten Machtgefälle auszusprechen, schien mir ein Ding der Unmöglichkeit zu sein. Ich nickte und lächelte nur leicht, bevor wir beiden wieder auf die Tür zu steuerten und sie soeben aufgemacht wurde.

"Ah, Jongdae, was wollen sie hier?", fragte der Vizepräsident offensichtlich überrascht über das plötzlich Auftauchen des Mannes. Sofort schoss mein Puls unaufhaltsam in die Höhe.

"Tschuldige, dass ich störe, ich würde gerne mit Kim Miga ein Gespräch unter vier Augen führen"


I'm Fine - BTS FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt