Kapitel 2

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Jungkooks p.o.v.

Nervös hüpfte ich von einen auf den anderen Fuß und versuchte sowohl meine Stimme als auch meinen Körper zu erwärmen. Die Zeit verging nur sehr langsam wie bereits den ganzen Tag. Nachdem ich kurz mit Miga gesprochen hatte, hatte ich ihrer Bitte etwas zu essen folge geleistet und dann versucht mir möglichst gut die Zeit zu vertreiben bis zum Soundcheck. 

Sobald ich auf der Bühne gestanden hatte, waren die Gedanken etwas in den Hintergrund gerückt, aber meine Gefühle waren nach wie vor völlig durcheinander. Vermutlich musste sich Miga gerade ähnlich fühlen und ich würde darauf wetten, dass sie ganze Nacht über nicht wirklich schlafen konnte, was mich nur noch schlechter fühlen lies, dass ich sie in diesem Moment nicht vor Ort unterstützen konnte und sie währenddessen in meinen Armen halten konnte.

"Seid ihr bereit?", fragte uns Kiyoung, einer unserer Mitarbeiter Backstage.

"Jungkook?", sprach mich Hobi an und legte dabei seinen Arm um meine Schultern. Sofort blickte ich ihn an und er lächelte mir aufmunternd entgegen.

"Komm, es geht los", meinte er und nahm mich mit aus dem Raum hinter die Bühne. Der ganze Weg fühlte sich komisch an, als wäre all das hier nur Hintergrundrauschen eines wilden Traumes, der plötzlich nicht mehr seine magische, schöne Seite zeigte, sondern seine hässlichste, grausamste, die mit ihren kalten Fingern nach meinen Gedanken griff.

Ich hörte den Gesang und die Schreie unserer Fans, die sich vermutlich alle unfassbar auf diesen Tag gefreut hatten, weshalb ich meine Gedanken und Gefühle beiseite schieben sollte, damit ich sie begeistern konnte. Das war mein Job und diesen Job jetzt in diesem Moment auszufüllen, war eine Aufgabe, für die ich mich bereits in jungen Jahren entschieden hatte.

"Ok, kommt. Ich weiß, dass es in diesem Moment schwierig ist, aber wir ziehen das gemeinsam durch. Als Team. Los geht's", sagte Namjoon, bevor wir in den Endspurt der Vorbereitungen gingen. Wir machten unseren Teamspruch, begaben uns auf unsere Positionen und jeder versuchte sich vollends auf den nächsten Moment zu fokussieren. Die Show begann und sie musste weitergehen ohne große Unterbrechungen.

Ich atmete noch immer schnell, als ich mich schließlich völlig verschwitzt auf eines der Sofas hinsetzte. Mit meinem Handtuch um den Hals und in einer Hand einer halbvollen Wasserflasche blickte ich an die Decke des Raumes. Sie war weiß. Weiß und unspektakulär, aber gerade das gefiel mir in diesem Moment gut. Sie war beruhigend und einfach, was einen Kontrast zu meiner Gefühlswelt wiederspiegelte, der mir gefiel. Die äußerliche Ruhe machte die innerliche Aufgewühltheit ertragbarer.

"Das lief doch gut", sagte Jimin schmunzelnd und setzte sich neben mich und folgte meinem Blick an die Decke.

"Weißt du, ich glaube, dass Menschen manchmal nicht in der Lage sind mit ihren Emotionen umzugehen. Und gerade dann brauchen sie etwas an dem sie sich orientieren können, um nicht im Sturm der Emotionen ertränkt zu werden", erklärte ich Jimin und lies weiter meinen Blick auf die Decke gerichtet.

"Wow, JK, hast du Unterricht bei Namjoon Hyung genommen?", fragte er witzelnd, aber lies seinen Blick ebenfalls auf die Decke gerichtet.

"Nein, nicht Namjoon Hyung, aber das hat Miga zu mir gesagt. Ich habe sie lediglich zitiert", meinte ich, während meine Gedanken wieder um meine wundervolle Freundin schwebten. 

Taehyung hatte versucht auf mich einzuwirken, damit ich sie davon überzeugte, dass sie unbedingt studieren müsste. Studieren und ihre Ideen mit der Welt teilen, aber ich wollte sie nicht dazu drängen, auch wenn sie genau jetzt ihren Blick wieder geweitet hatte. Zuvor gab es nur Schwimmen für sie, aber das hatte sich in den letzten Monaten geändert. Ich war mit ihr schwimmen gegangen, aber stets nur zum Spaß und mehr als das wollte sie auch nicht. Sie hatte immer gesagt, dass sie Zeit brauchte, um diese toxischen Gedanken aus ihrem Kopf zu bekommen und ich habe ihr gesagt, dass sie sich jede Zeit der Welt nehme solle, weil Glück und Freude eines Menschen zum Großteil von ihm selbst ausgehen.

"Deine Freundin hat es drauf Menschen die Augen zu öffnen", meinte Jimin schmunzelnd.

"Ja, das hat sie", entgegnete ich nur leise, während ich noch immer in meinen Erinnerungen der letzten Monate eingetaucht war. Sie hatte uns auf unserer US-Tour besucht und war für einige Tage geblieben, was wir alle, aber natürlich besonders ich, geliebt haben. Wir haben versucht jede Sekunde zu genießen und ich fand, dass wir dabei uns noch näher gekommen waren. 

"Jungkookah, Jiminie, kommt jetzt. Wir wollen los", rief plötzlich Jin genervt, weshalb wir beide unseren Blick von der weißen Decke lösten und uns langsam von unseren Plätzen erhoben. Meine Beine waren ziemlich schlapp und ich freute mich schon auf mein Bett, auch wenn ich mir noch keine Ruhe gestatten wollte. Ich würde vermutlich die ganze Nacht wachbleiben, um sofort mit Miga reden zu können, sobald das Urteil verkündet wurde. 

"Wir kommen", rief Jimin zurück, bevor wir beide noch einen Hoodie überzogen, der uns vor der ungewöhnlich kalten Nachtluft in Barcelona wärmen sollte. Krank zu werden war eine Sache, die die Tour nicht wirklich besser machte und deshalb bestmöglich verwindert werden sollte.

Wir gingen langsam die Gänge entlang und wurden schließlich zu den Autos gebracht, in deren Nähe noch unzählige Fans warteten. Ich winkte ihnen lächelnd zu und verschwand dann im inneren des Autos. 

"Versuche gleich schnell schlafen zu gehen und nicht zu sehr daran zu denken. Du weißt, dass es morgen wieder weitergehen muss und du genug Energie brauchst, damit du nicht vollends zusammenbrichst", versuchte Jimin ruhig auf mich einzureden, während seine Augen nach meinem Blick suchten.

"Ich weiß. Ich werde es versuchen", antwortete ich platt und wusste, dass ich damit weit von der Realität entfernt war.

"Ok, du kannst auch zu mir kommen oder ich komme zu dir, damit du wenigstens nicht alleine bist, während du darauf wartest", bot er mir an. Er hatte mich durchschaut. Natürlich.

"Ok, Jiminssi. Wir gehen erst duschen und dann kannst du zu mir kommen, aber du weißt, dass du dann vermutlich nicht sonderlich viel Schlaf bekommen wirst, oder?", fragte ich und sah ihn dabei das erste Mal an. Ich war froh, dass ich ihn an meiner Seite haben konnte, was die Situation hoffentlich besser machen würde, aber ich wollte ihn auch nicht zusätzlich belasten. Er sollte besser seinen Schlaf bekommen.

"Ja, aber ich glaube, dass es für dich besser sein wird. Wollen wir auch Taehyung mit dazuholen? Er wird doch sicherlich auch die ganze Nacht wachbleiben und auf die Verkündung des Urteils warten", meinte er, woraufhin ich ihm zunickte. Taehyung würde ebenso mit der Situation zu kämpfen haben wie ich, aber solange wir wenigstens uns hatten, würde es hoffentlich leichter werden.

Taehyung stimmte zu, sodass wir alle mehr oder weniger schnell duschten und uns dann wieder in meinem Zimmer trafen. Es ging nun schon auf zwei Uhr nachts zu, sodass wir noch mindestens 1 1/2 Stunden warten mussten. Um 10 Uhr Ortszeit Gwangju wurde der letzte Verhandlungstag begonnen, in dem lediglich einige Formalitäten geklärt wurden, bevor der schlussendliche Urteilsspruch verkündet wurde. Und dann würde es vorerst vorbei sein.

Ich sprach die ganze Wartezeit lang mit den Jungs und schnappte mir dann schnell mein Handy und schrieb einige Zeilen an Miga, um sie mental an diesem für sie so wichtigen Tag zu unterstützen:

Ich bin bei dir, Miga. Dir kann nichts passieren. Ich liebe dich.


I'm Fine - BTS FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt