Kapitel 12

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Taehyungs p.o.v.

"Klar", meinte sie, aber ich konnte ihr ansehen, dass sie sich nicht so sicher war, ob es so eine gute Entscheidung war.

"Gut. Wenn du länger brauchst als ich, dann musst du mir versprechen, dass du nicht länger zu den Verhandlungstagen gehst", sagte ich und sah sie forschend an. Sie hatte mir erst gestern eröffnet, dass das ihr Plan war, aber ich wusste wie sehr sie sich noch immer Schuldgefühle machte und auch wenn ich in diesen Belagen kein Deut besser war als sie, wollte ich es doch versuchen ihr zu helfen sie zu vergessen. Und ein wichtiger Schritt dafür würde sein, dass sie dort nicht weiter auftauchte und keinerlei Berührpunkte mit dem Thema mehr hatte.

Ihr Blick in diesem Moment sprach Bände und ich wusste bereits wie ihre Antwort ausfallen würde, bevor sie überhaupt ihren Mund geöffnet hatte.

"Auf keinen Fall, Taehyung. Ich werde weiter dahingehen. Such dir etwas anderes aus", erklang ihre Stimme, in der ich nicht nur die völlige Überzeugung heraushören konnte, sondern auch Unsicherheit und Schmerz. Dennoch lies ich mich von meinem Plan nicht abbringen. Sie musste endlich anfangen diese Dinge in der Vergangenheit ruhen zu lassen. Bevor die Verhandlungen zu ihrem Fall nicht beendet waren, hatte ich das alles verstanden, aber jetzt war das Urteil gesprochen und sie musste loslassen.

"Bitte Miga. Bitte für mich", ich sah sie mit einem flehenden Blick an und brachte sie so dazu mit sich zu ringen. Ich sah es ihr genau an, dass sie versuchte sich dem nicht hinzugeben, aber schließlich antwortete sie:

"Ok. Aber wenn ich recht haben sollte, dann hörst du auf zu fragen wie es mir geht", meinte sie und sah mich an.

"Was?", fragte ich leicht verwirrt.

"Du wirst nicht mehr fragen wie es mir geht. Immer, wenn du es tust, sehe ich wie schlecht du dich fühlst, was das Ganze nicht unbedingt besser macht. Also, wenn du gewinst, werde ich nicht länger zu den Verhandlungstagen gehen und wenn ich gewinne, wirst du mich nicht länger danach fragen, ok?", sie sah mich an und nun war es an mir mit mir selbst zu ringen. Aber schlussendlich lenkte ich ein. Mir war mein Anliegen viel zu wichtig und ihr Preis in meinen Augen machbar, weshalb ich schließlich einschlug und wir uns dann zusammen aufmachten zum Buffet.

"Wir drehen gleich eine Gruppenrunde. Ich kläre das ab, dass du diesen Kurs dann machen musst und du während den Dreharbeiten nicht zusiehst, damit du keinen Vorteil hast", erklärte ich ihr und sah sie an, während sie sich auf einem Platz niederließ.

"Ok. Dann bleibe ich eben hier draußen", meinte sie und ich sah mich um. Meine Schwester hier draußen alleine zu lassen erschien mir auch nicht gerade als so eine großartige Idee.

"Ich spreche mit Kiyoung, dass er dir Gesellschaft leisten kann", entgegnete ich deshalb schnell und spürte wieder ihren Blick auf mir, während ich mir die Nudeln zu Gemüte führte.

"Danke, Taehyung, aber ich komme schon alleine klar", erklärte sie, was mir sofort diese Gedanken wieder in den Kopf zwang. Sie wollte wieder stark sein. So stark wie zu dieser Zeit, in der sie sich nicht an mich gewand hatte. Mein Herz wurde schwer und ich musste schlucken, bevor ich ihr antwortete:

"Das weiß ich doch, aber mir wäre es trotzdem lieber, wenn er bei dir bliebe. Wer weiß welche wilden Gedanken dir sonst noch kommen könnten"

Ich versuchte möglichst entspannt und spaßend zu klingen, obwohl es in mir doch ganz anders aussah. Aber diese Fassade sollte ich wahren. So war es das Beste für uns alle.

"Na, schmeckt dir das Essen?", erklang plötzlich Jungkooks Stimme neben uns.

"Ja, hast du schon das Carbonara probiert? Das schmeckt einfach köstlich", antwortete sie ihm und sah ihn mit diesem Blick an. Dieser Blick, der es für alle Anwesenden unmissverständlich klar machte, dass sie sowas von verschossen in unseren Maknae war. Er trug genau den selben Blick, was mich für die beiden wirklich freute. Jungkook hatte ihr viel Halt gegeben in der Zeit nachdem sie von der Polizei befreit und ins Krankenhaus gebracht wurde. Ich wusste wie viel er für sie getan hatte und war ihm dafür unfassbar dankbar. Dank seiner Hilfe hatten sie diese Erlebnisse nie in ein tiefes Loch gerissen. Er hatte sie nie losgelassen.

"Ja? Dann sollte ich mir das nicht entgehen lassen. Wenn ich das aufgegessen habe, habe ich bestimmt noch Platz dafür", bekannte er sich wiedermal zu seinem sehr ausgeprägten Essverhalten. Wie dieser Junge immer diese Massen an Essen mit einer solchen Freude verschlingen konnte, war für mich noch immer ein Rätsel.

"Alles gut?", fragte er plötzlich, was meinen Blick wieder auf meine Schwester brachte, die nun zwischen uns beiden saß und auf ihr Handy blickte.

"Ja, alles gut. Ich musste nur gerade an etwas denken", meinte sie und setzte schlagartig wieder eines ihrer strahlensten Gesichter auf, hinter dem sich aber offensichtlich nicht sonderlich schöne Gedanken verbargen.

"Bist du schon satt?", fragte ich, als sie auch nachdem Jungkook und ich unsere Teller fast leer geputzt hatten noch immer in ihren Nudeln stocherte. Sie sagte, dass sie keinen so großen Hunger gehabt hatte.

"Ja", antwortete sie knapp und blickte weiter starr nach vorne. Langsam machte ich mir wirklich Sorgen um sie. Hatte sie etwa ein Nachricht bekommen, die sie in diesen Zustand befördert hatte.

"Bitte entschuldigt mich für einen Moment", meinte sie, bevor sie aufstand und in Richtung der Halle verschwand.

"Worüber habt ihr eben gesprochen?", fragte Jungkook nun ernst an mich gewand.

"Wir haben rumgealbert und dann eine Wette gemacht, aber danach war sie noch nicht so drauf. Ich weiß nicht, was plötzlich mit ihr los ist. Konntest du sehen, was sie auf ihrem Handy hatte?", fragte ich und blickte noch immer in die Richtung, in die sie verschwunden war.

"Nein", sagte er nur, bevor er aufstand und ihr nachlief. Auch er verschwand in der Halle und ich entschied mich dazu unsere Teller wieder wegzubringen und mich dann etwas zu den anderen zu gesellen. 

In diesem Moment wusste ich mir nicht weiter zu helfen. Sie musste irgendetwas bekommen haben, was sie dazu gebracht hatte, so zu reagieren. Es war als ob sie sich in einem Schockzustand befunden hätte, der mir ziemliche Angst einjagte. So sehr ich auch hoffte, dass es etwas temporäres vielleicht völlig belangloses war, so sehr war ich mir auch sicher, dass das eben nicht der Fall war. Ich hatte mir immer gewünscht, dass sie die Vergangenheit hinter sich lassen könnte, aber mir schien es so, als ob Teile dieser Vergangenheit noch immer meine kleine Schwester in ihren Fängen hielten oder zumindest sie in irgendeiner Art und Weise ängstigten. Und dass das keine kleine Sache sein konnte, dessen war ich mir schmerzlich bewusst.

I'm Fine - BTS FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt