Migas p.o.v.
Der folgende Morgen verlief erst ziemlich ereignislos. Die Jungs hatten für die nächsten drei Tage frei bekommen, weshalb sie alle mehr oder weniger in ihren Betten rumgammelten oder einfach sich nach draußen an die frische Luft verzogen hatten. Namjoon war früh an diesem Morgen zu einer Wandertour aufgebrochen und hatte Hoseok dahin mitgeschleppt. Yoongi und Jin hatten geplant am Nachmittag angeln zu fahren und die anderen beiden schienen sich in ihren Zimmern verbarrikardiert zu haben.
"Es ist jedes Mal so traumhaft, wenn ich dich an meiner Seite beim Einschlafen und Aufwachen haben kann", begrüßte mich Jungkook und zog mich näher an sich heran.
"Seh ich auch so, aber ich finde trotzdem, dass wir nicht so tatenlos diesen Tag im Bett verbringen sollten. Was hälst du von Frühstück?", entgegnete ich ihm und drehte mich so, dass ich ihm in seine beruhigenden, braunen Augen sehen konnte. Er grummelte etwas und murmelte dann:
"Na schön, aber gib uns noch fünf Minuten. Wer weiß, wann das mal wieder so ist"
Ich dachte über seine Worte nach. Wenn ich wirklich meinen bisherigen Plan verfolgen würde, dann würde ich das wohl in Zukunft öfter machen können. Wenn ich wirklich in Seoul leben würde, dann hätte das hoffentlich auch den positiven Nebeneffekt, dass ich Jungkook öfter zu Gesicht bekommen könnte. Zumindest solange er denn mal in Südkorea war.
"Ich habe in letzter Zeit eine Melodie nicht mehr aus dem Kopf bekommen. Ich würde eigentlich gerne heute nochmal ins Studio fahren, damit ich anfangen kann an ihr zu arbeiten", flüsterte mir Jungkook noch immer verschlafen ins Ohr.
"Na klar. Ich kann ja auch noch etwas Zeit mit den anderen verbringen oder mich selbst mit einigen Dingen beschäftigen", antwortete ich und schmunzelte etwas dabei. Das war das letzte, das ich sein wollte. Ich wollte niemals diejenige sein, die ihn von seiner Leidenschaft abhielt. So sehr ich auch seine Gesellschaft liebte, würde ich niemals einen solchen Schritt machen.
"Du kannst auch gerne mitkommen. Dann kann ich dir endlich mal meinen Arbeitsplatz zeigen"
"Sicher, dass das in Ordnung wäre? Und dass du dann arbeiten kannst?", vergewisserte ich mich.
"Natürlich. Alle, die in meinem näheren Umkreis sind, wissen eh schon von dir und ich bin mir sicher, dass mein Chef dich auch gerne mal kennenlernen würde. Außerdem bist du doch meine Muse. Wie sollte ich dann bei deiner Anwesenheit nicht voller Ideen sprudeln?", feixte er.
"Sehr witzig. Denk da nochmal genau drüber nach und jetzt sei still, damit ich deine Anwesenheit genießen kann", entgegnete ich ihm sarkastisch und konnte mein Lachen dabei nicht unterdrücken. Er kitzelte mich kurz etwas, bevor er mich wieder in eine feste Umarmung zog und wir diesen Moment weiter auskosteten, damit wir auch in schweren Stunden davon zehren konnten.
Nach weiteren fünf Minuten in dem warmen Bett, löste ich mich aus seiner Umarmung und machte mich auf den Weg ins Bad, in dem ich mich frischmachte, umzog und mich schließlich in die Küche begab.
"Morgen", begrüßte mich mein Bruder und sah mich forschend an. Als ich gestern Abend zu den Jungs dazugestoßen war, waren wir die ganze Zeit zusammen gewesen und hatten nicht die Möglichkeit gehabt, uns richtig zu unterhalten.
"Guten Morgen, möchtest du auch etwas frühstücken?", entgegnete ich ihm freundlich und sah ihn an. Er schüttelte den Kopf, weshalb ich mich dann sofort an die Vorbereitung des Frühstücks für Jungkook und mich machte.
"Miga", erklang plötzlich seine tiefe Stimme erneut und ich drehte mich ihm gleich zu.
"Könntest du dich bitte kurz zu mir setzen?", bat er mich und zeigte auf den Stuhl links von ihm. Ich nickte und nahm auf eben diesem Platz.
"Kannst du dich noch an den Tag am Set in Japan erinnern? Als wir Run BTS gedreht haben?", began er ein Gespräch, dem ich mich liebend gerne entzogen hätte, aber er hatte ein solches Verhalten nicht verdient, weshalb ich nur stumm nickte.
"Und kannst du dich noch an die Wette erinnern, die du verloren hast?"
Wieder nickte ich.
"Und die Wettschulden? Kannst du dich auch noch an die erinnern?", sprach er nun endlich aus, worauf diese gesamte Unterhaltung bis zu diesem Punkt hingearbeitet hatte. Beklemmt senkte ich meinen Kopf und dachte darüber nach, wie genau ich ihm bestmöglich meine Erklärung verpacken konnte.
"Es tut mir leid, dass ich trotzdem gegangen bin, Tae. Es war nicht meine Intention dich damit zu verletzen und das wird es auch niemals sein", begann ich und atmete tief durch.
"Aber du kannst es dennoch nicht lassen", ergänzte er ruhig meine Erklärung, weshalb ich ihm nun tief in die Augen blickte. Ich sah die Verletzung in ihnen, aber vor allem die Liebe und Fürsorge, die sowohl in ihm als auch in mir tief verwurzelt war.
"Ich fühle mich noch immer bis zu einem gewissen Maße verantwortlich für das, was dir und den anderen damals passierte", sprach ich, aber er gretschte dazwischen:
"Also willst du dich damit selbst bestrafen? Oder damit etwas gutmachen?", fragte er sanft.
"Ich weiß es nicht. Vermutlich schon", überlegte ich und sah ihn an. Meine Augen fühlten sich an, als ob sich Flüssigkeit in ihnen sammeln würde und ich versuchte sie gar nicht erst zurückzudrängen. In diesem Moment waren Tae und ich uns emotional so nah wie lange nicht mehr, weshalb ich ihm zeigen wollte, dass ich mich ihm öffnete. Außerdem wusste ich, dass diese Situation reinigend für unsere Beziehung zu einander sein würde, auch wenn sie in diesem Moment wehtat.
"Du musst dir selbst vergeben, wenn du dich schuldig fühlst, damit du damit abschließen kannst. Ansonsten wird dieser Prozess gar nichts daran ändern. Dann wirst du auch wenn der Prozess beendet wurde, weiter damit zu kämpfen haben. Ich weiß, dass du eine harte Zeit hinter dir hast, aber du hast schon so viel dieses steinigen Berges erklommen. Ich glaube an dich, dass du auch noch das letzte Stück hinter dir lassen kannst und dann für deine ganze harte Arbeit mit einem unschreiblichen und klaren Blick belohnt wirst", erklärte er, während seine dunkle Stimme sich sanft um mein Herz legte und damit endgültig die Tränen zum Laufen brachte.
"Danke", murmelte ich, bevor ich mich in die schützenden Arme meines großen Bruders stürzte und er mich nah an sich heran zog. Eine Gänsehaut gesellte sich zu den Tränen und ich versuchte diesen Moment einfach als das zu nehmen, was er auch war. Ein Start in einen neuen Abschnitt.
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I'm Fine - BTS FF
FanfictionKim Miga ist eine der bekanntesten Personen in ganz Südkorea. Sie ist eine der erfolgreichsten Schwimmerinnen, die das Land je hatte und dazu noch die Schwester des Idols Kim Taehyung. Aber neben diesen Erfolgen kämpft sie noch immer mit den Folgen...