Kapitel 24

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Migas p.o.v.

Nachdem wir den harten Teil des Gespräches hinter uns hatten, schwiffen wir immer mehr in alltägliche Themen ab, die ein Hauch von Normalität in mir einkehren ließen. Sie erzählten mir von den ganzen Tagen, die sie seit langem mal wieder außerhalb des Trainingszentrums verbracht hatten. Bevor diese ganze Geschichte öffentlich wurde, hatten wir alle stundenlang dort zusammen trainiert und somit unseren Hauptlebensmittelpunkt dort gehabt.

Nach weiteren 1 1/2 Stunden verabschiedeten sich die beiden, nachdem sie mir gut zugeredet hatten, dass ich am nächsten Tag ebenfalls kommen sollte. Und obwohl ich immer noch nicht so sicher war, ob es eine Idee sein würde dort aufzukreuzen, so hatten mich ihre Worte doch ins Straucheln gebracht und ich war mir sicher, dass es ein wichtiger weiterer Schrift in Richtung Normalität und Verarbeitung war.

"Und wie lief es?", meinte Juhee interessiert, als sie schließlich mit einigen Einkaufstüten in die Küche geschlendert kam. Sie war vermutlich bereits vor längerer Zeit angekommen und hatte uns nur nicht stören wollen.

"Ganz gut. Ich habe einen Ansatz, aber das bedeutet dennoch noch viel Arbeit für mich", erklärte ich lächelnd und half ihr ebenfalls den Inhalt der Tüten auszupacken und einzuräumen. Sumi stieß ebenfalls hinzu und fragte nach dem Ausfall der Gespräche und auch bei ihr hielt ich mich noch recht bedeckt. Ich wollte alle meine neuen Erkenntnisse erst mit dem Anwalt besprechen, den uns Sejin besorgen wollte. 

Na wie geht es dir? Hast du das Konzert gestern ruhig überstanden und konntest du dich nicht zügeln? Ich hoffe, dass die anderen auch ein Auge auf dich haben und dir die Flusen aus dem Kopf treiben ;-) 

Ich liebe dich. Pass bitte auf dich auf

Nachdem ich die Nachricht an Jungkook geschickt hatte, war ich gerade dabei mir meine Schuhe anzuziehen und mich auf den Weg in den Park zu machen, als er mich prompt zurückrief.

"Na wie geht es dir?", erklang seine sanfte Stimme aus meinem Handy und sofort schien ich zu zerfließen und meine Sehnsucht nach ihm zerriss mich bereits wieder.

"Mir geht es gut und dir? Wie gut konntest du dich beim Konzert zurückhalten?", fragte ich und schloss dann leise die Tür hinter mir.

"Es geht schon. Mach dir keine Sorgen", wollte er mich besänftigen, was allerdings noch nicht so richtig funktionierte. Dafür kannte ich ihn zu gut, als das ich ihn mit so einer billigen Aussage davonkommen lassen würde.

"Jungkookie", sprach ich etwas zerknittert, bevor ich fortfuhr, "du weißt, dass diese Aussage gar nichts bewirken wird, als mich noch verrückter zu machen. Muss ich Tae erst anrufen, bevor ich weiß was bei euch abgeht?"

Es war kurz still am anderen Ende der Leitung und ich hatte kurz Angst, dass ihn diese Aussage verletzt hatte, weil sie ihm signalisieren könnte, dass ich kein Vertrauen zu ihm hatte. Aber so war das nicht. Ich vertraute ihm. Nur war ich mir ebenso bewusst, dass er immer versuchte seine Probleme vor mir zu verstecken. Anscheinend dachte er, dass er nach dem Ganzen nun immer der Starke sein sollte, an den ich mich anlehnen konnte, anstatt sich auch mal an sich anzulehnen.

"Ich vermisse dich", wich er aus und ich hörte, dass er erschöpft ausatmete.

"Fernbeziehungen sind doch totaler Mist. Derjenige, der sich das ausgedacht hat, der hatte wohl Spaß dadran mit Menschen und ihren Gefühlen zu spielen", fügte er hinzu und es war klar sein Niedergeschlagenheit herauszuhören. 

"Ich weiß, ich hasse es auch. Ich zähle die Tage bis ich dich wiedersehen kann", sagte ich und lief in dem Moment über die Straße. Ein Auto bog gerade auf diese mit einer hohen Geschwindigkeit ein und hupte mich deshalb lautstark an. Ich erschrak und lies beinahe mein Handy fallen, aber schaffte es gerade noch es nicht zu tun und schnell über auf in den Bürgersteig und schließlich in den Park zu huschen.

"Miga? Ist alles gut bei dir?", fragte Jungkook besorgt.

"Alles gut. Ich bin nur gerade über eine Straße gegangen und ein Autofahrer meinte mich dabei anhupen zu müssen", erklärte ich es ihm.

"Wo gehst du denn hin?", fragte er, woraufhin ich automatisch an die letzten Monate dachte, in denen wir häufiger zusammen hier gewesen waren. Wir hatten hier einige schöne Abende verbracht, gerade wenn wir aus dem Gericht gekommen waren, hatte er mich hierhin gebracht und mich versucht aufzumuntern.

"In den Park. Ich wollte etwas Luft schnappen nach den Gesprächen mit den anderen", erklärte ich und suchte dabei mit den Augen den Park nach einer freien Bank ab. Es war überraschend voll gerade, weshalb ich etwas länger suchen musste, bevor ich mich fallen lassen konnte und in dem Gespräch mit Jungkook versank. 

"Und gehst du hin?", fragte er, nachdem ich ihm schließlich von dem Treffen am folgenden Tag erzählt hatte. Ich war mir selbst noch immer nicht sicher darüber, wie ich dazu stand.

"Ich weiß es noch nicht", antwortete ich und blickte dabei in den Himmel auf. Manchmal würde ich mir einfach wünschen, dass es ein Wink gab, der mir klar in eine Richtung zeigen würde. Ob ich lieber studieren sollte oder weiter schwimmen? Ich wusste es nicht.

"Welche Gedanken hast du im Kopf, wenn du an morgen denkst?", fragte er nun sanft und schien der Sache auf den Grund gehen zu wollen, um mir vielleicht helfen zu können.

"Angst, Verunsicherung, Panik, Freude. Es gibt so viele Emotionen, die bei den Gedanken an morgen hochkommen. Ich habe Angst vor der Situation. Ich habe Angst davor wieder ins Wasser zu gehen, aber ich weiß auch wie viel Freude ich immer beim Schwimmen hatte", erzählte ich, während er mir zuhörte und dann antwortete:

"Ich denke, dass du hingehen solltest, einfach um diese Chance nicht zu verpassen. Wenn es dir dort nicht gut geht, dann kannst du immer noch wieder nach Hause gehen, aber du solltest wenigsten es ausprobieren", erklärte er seine Gedanken, die sofort einen Platz in meinem Kopf und meinem Herzen einnahmen. Er hatte schon recht. Ich sollte mir nicht eine Chance wie diese nehmen lassen, durch Geschehnisse in der Vergangenheit. Und selbst wenn Panik in mir aufsteigen sollte, dann konnte ich noch immer auf meine Freunde und mich selbst vertrauen. Ich würde das schon hinbekommen. Ich war nicht mehr die junge Frau von vor einem Jahr oder vor sechs Monaten. Ich war nun anders und das würde ich allen zeigen.

Wir beendeten unser Gespräch kurz danach, weil Jungkook noch weitere Termine hatte, sodass ich mich schließlich wieder auf den Weg nach Hause machte. Die frische Luft und das Gespräch mit Jungkook hatten gut getan. Ich informierte Sejin gleich über meinen Fortschritt und verabredete einen Termin mit dem Anwalt, den er uns herausgesucht hatte. Danach ging ich gestärkt wieder in mein Zimmer, um mich gedanklich schon auf den morgigen Termin im Leistungszentrum vorzubereiten. Ich würde ein Comeback machen und wenn auch nur für einen Tag.


I'm Fine - BTS FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt