Kapitel 11

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Migas p.o.v.

Kiyoung hatte mich etwas beim Set und allem was dazu gehörte herumgeführt, bevor wir schlussendlich wieder zu dem aufgebauten Set kamen, an dem noch immer gearbeitet wurde. Die Kameras wurden noch einmal an Ort und Stelle gerückt und all die technischen Gegebenheiten, die notwendig für diese Aufnahme waren, wurden erneut geprüft.

Vor mir erhob sich ein riesiges gebautes Konstrukt, dass mich etwas an ein indoor Spieleland für Kinder erinnerte. Genau ergab sich für mich noch nicht, was die Aufgabe sein würde, aber so wie ich die Jungs kannte, waren sie in der Lage aus jeder Situation das Beste herauszuholen und jedes noch so simple Spiel in eine große Runde Spaß für alle zu verwandeln. Sie hatten einfach das Charisma und die Beziehung zueinander, die ein lockeres Arbeiten gut machten.

"OK und was genau ist jetzt ihre Aufgabe?", fragte ich, während mein prüfender Blick nun auf die Rutschen zum Ziel gerichtet war.

"Sie starten alle in diesem Labyrinth auf drei Dimensionen und müssen immer wieder kleine Geschicklichkeitsspiele bewältigen, um weiter vor zu kommen. Der Erste, der dann über die Rutsche ins Ziel kommt, hat gewonnen", gab er mir einen kleinen Überblick über das Konzept, dass dieser Folge zu Grunde lag.

"Aha und wie kamt ihr auf die Idee?", fragte ich schmunzelnd über diesen Einfall.

"Es gibt extra ein Team, dass sich um die Ausarbeitung und Ideenfindung für diese Produktion kümmert. Wir anderen sind bloß das Fußvolk, dass diese Ideen dann in gute Folgen umsetzen muss", meinte er noch immer lachend und wies mich dann an, neben ihm Platz zu nehmen.

"Sie sollten in der nächsten halben Stunde fertig sein und dann wird schon der Dreh begonnen. Das dauert nämlich auch immer eine ganze Weile", erklärte er mir weiter wie diese Dinge abliefen. 

Ich hing fast schon an seinen Lippen, weil sie mir einen Einblick in etwas gaben, zu dem ich zuvor nicht wirklich eine Verbindung hatte. Ich hatte in meiner Zeit, in der es mir schlecht ging, während des Prozesses und während der Abstinenz von Jungkook, einige dieser Folgen angesehen, weil sie mich aufmunterten und da ich ihn so zumindest auf meinem Bildschirm sehen konnte. Vielleicht war das nicht immer sonderlich konstruktiv gewesen, weil ich ihn danach noch mehr vermisste, aber für einen winzigen Moment hatte es mir doch genug geholfen, um immer wieder darauf zurück zu kommen.

"Wenn du willst, kann ich dir auch noch mehr dazu erzählen. Also wenn es dich interessiert", machte er mir das Angebot, auf das ich gleich erfreut einging. Die restliche Wartezeit verbrachte ich also mit Kiyoung und seinen Geschichten von den Drehs, die sie schon überall auf der Welt bestritten hatten. Schlussendlich schwiff er auch noch zu Bon Voyage über, aber dieses Thema konnten wir lediglich kurz anreißen, bevor die Jungs die Halle betraten und das eigentliche Drehen begann.

Ich hatte mich in einen Bereich begeben, in dem einige Monitore aufgebaut waren, auf denen ich das ganze Spektakel aus allen Kameraperspektiven beobachten konnte. Ich fühlte mich irgendwie schlecht, weil diese Kameras teils so nah an ihren Gesichtern waren, dass ich mich fühlte, als breche ich in ihren persönlichen Bereich ein. Aber meinen Freund wieder voll in seinem Element zu sehen und ihn die ganze Zeit dabei im Blick zu haben wie er krampfhaft versuchte die Rätsel und Geschicklichkeitsaufgaben zu lösen, genoss ich schon. 

Nach einiger Zeit, die sich kürzer angefühlt hatte, als sie eigentlich gewesen war, hatte mein großer Bruder die Runde gewonnen und strahlte mich stolz an. Jungkook sah etwas niedergeschlagen aus, nachdem er erst als dritter über die Ziellinie getrottet war und sich danach sofort in einem möglichst unbeobachteten Moment in meine Arme geschmissen hatte. Er wollte mir sicherlich hier etwas beweisen und war dementsprechend unzufrieden mit sich selbst. Oder sein Ehrgeiz hatte wieder das Beste von ihm genommen und ihn mir so zurückgelassen, um ihn wieder aufzubauen.

"Hey, guck nicht so. Du hast dich doch super geschlagen", versuchte ich ihn sanft wieder etwas aufzumuntern, was leider keine sofortigen Früchte trug, weshalb ich wieder meine Arme um ihn schlang und ihn fest an mich drückte.

"Du weißt doch, dass dich sowas nicht definiert. Solche Spielchen sagen nichts über dich und deine Wertigkeit als Person aus, Jungkook", versuchte ich es nun ihm logischer darzulegen.

"Und du weißt auch, dass egal was passiert, es nicht meine Einstellung zu dir ändern wird. Ich werde nicht anders über dich denken, nur weil du etwas nicht hinbekommst. Ich liebe dich für deine Art und die ist nicht davon abhängig wie gut du dich in solchen Spielen machst", erklärte ich ihm und lies ihn noch immer nicht aus meinen Armen entkommen. 

"Danke, ich liebe dich, mein kleiner Wasserflitzer", meinte er lachend und gab mir einen Kuss auf meine Stirn.

"Wasserflitzer?", fragte ich lachend und sah ihm in seine braun leuchtenden Augen.

"Ja, wenn du schwimmst, dann fliegst du nur so durchs Wasser. Wie ein kleiner Flitzer", meinte er lachend und hielt mich noch immer eng umschlungen. Ich genoss seine Umarmung und auch seinen neuen Spitzname für mich. Irgendwie fand ich auch an ihm gefallen. Aber vermutlich nur, weil er von Jungkook kam.

"Ich muss gestehen, dass ich mir alte Wettkampfvideos von dir angesehen habe in der Zeit, in der wir räumlich voneinander getrennt waren", murmelte er mir leise zu und ich antwortete in dem gleichen Tonfall:

"Dann sind es schon zwei. Ich habe mir auch Videos angeguckt von euch. Ich hab dich einfach zu sehr vermisst"

Wir sahen uns an und lächelten einander an, bevor wir kurz unsere Lippen vereinten, bevor wir jäh auseinandergezogen wurden.

"Bist du nicht stolz darauf, dass du so einen tollen Bruder hast?", fragte Taehyung und legte seinen Arm um meine Schultern, bevor er mich mit Richtung Ausgang mitnahm. Ich blickte noch kurz entschuldigend zu Jungkook zurück, der allerdings abwinkte und sofort in ein anderes Gespräch verwickelt wurde.

"Einen tollen Bruder? Wen? Haben wir noch mehr Geschwister von denen wir noch nichts wissen?", fragte ich und sah ihn mit einem gespielt überraschten Blick an. Mein verschmitztes Grinsen konnte ich allerdings nicht ganz verbergen.

"Sehr witzig, Miga. Aber mal ehrlich, du hast uns doch zugesehen, oder nicht?", seine Stimme klang leicht verwirrt und gleichzeitig bittend. Ich wusste, dass er als großer Bruder immer seine kleine Schwester auch in seiner Position bestätigen wollte. Er wollte zeigen, dass er was im Köpfchen hatte, obwohl ich das längst wusste. Ich wusste wie man Bruder war, was er konnte und was nicht, aber ihn in dieser Lage zu sehen zeigte mir erneut, dass er noch immer der Junge war, mit dem ich früher mich nachts herausgeschlichen hatte. All das hier hatte sein innerstes zum Glück nicht zu stark verändert.

"Natürlich habe ich euch zugeguckt, aber Tae dadrin gab es so viele Kameras und so viele interessante Dinge, die vor sich gingen, dass ich doch nicht nur dich die ganze Zeit beobachten konnte", meinte ich und sah ihn an, während wir noch immer so zusammen nach draußen liefen und uns unter der Sonne zum Essenszelt aufmachten.

"Ah, du hattest wohl mal wieder nur Augen für unseren Jüngsten", meinte er nun grinsend und wackelte mit seinen Augenbrauen. Dafür bekam er von mir einen leichten Schlag gegen seinen Oberarm und ich erwiderte genervt:

"Nein, aber wenn du sieben Idioten dabei zusehen kannst wie sie sich bei einer Aufgabe nach der anderen die Zähne ausbeißen, dann kommt man nicht umhin sich an allem zu ergötzen", entgegnete ich lachend, obwohl meine Worte etwas zu hart gewählt waren. Klar hatten sie alle ordentlich zu tüfteln gehabt und es waren auch einige witzige Missgeschicke bei den Geschicklichkeitsaufgaben passiert, aber insgesamt hatten sie sich gut geschlagen. Zumindest fand ich das.

"Na dann wollen wir doch mal sehen wie du dich bei den Aufgaben schlägst, Schwesterherz", sprach er breit grinsend und sah mich dabei herausfordernd an.

"Klar", sprach mein Mund aus, bevor ich darüber nachgedacht hatte. Oh man, worauf hatte ich mich da nur wieder eingelassen.

I'm Fine - BTS FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt