Kapitel 13

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Jungkooks p.o.v.

Ich war ihr hinterher geeilt, weil ich mir Sorgen um sie machte. Ich wusste nicht, weshalb sich ihre Stimmung so schlagartig geändert hatte, aber ich musste dem auf den Grund gehen bevor unsere Mittagspause vorbeiwar und wir wieder drehen würden.

"Miga", sprach ich sanft, als ich sie in Mitten der arbeitenden Menge in der Halle fand. Sie sah hoch zu mir und ich sah wie sich Tränen in ihren Augen gesammelt hatten.

"Was ist los?", fragte ich sie und sah wie sie wieder mit sich kämpfte, ob sie es mir erzählen sollte oder nicht.

"Geht es um die Wette mit Taehyung? Oder etwas auf deinem Handy?", versuchte ich vorsichtig etwas tiefer zu graben.

"Nicht hier", murmelte sie, bevor  sie sich meinen Arm griff und mich in eine ruhige Ecke zog.

"Es ist wegen Hwang Jiho", gab sie flüsternd von sich und ich vernahm den Schmerz in ihrer Stimme.

"Wegen dem Urteil? Hängt dir das noch so nach?", ich versuchte schnellstmöglich eine Antwort zu bekommen, damit ich sie aufmuntern und trösten konnte. Sie sah mich kurz an, bevor sie nickte.

"Und was genau? Viele fanden das Urteil nicht gerecht? Du auch nicht?", ich grub tiefer, auch wenn ich merkte, dass es vermutlich nicht das Beste war. Wenn ich daran dachte was für unfassbare Dinge dieser Typ abgezogen hatte und was für eine milde Strafe er dafür bekommen hatte, schien meine Wut wieder hochzukochen.

"Gerechtigkeit? Was ist Gerechtigkeit? Was ist gerecht? Basiert Gerechtigkeit nicht nur auf meinen eigenen Empfindungen oder einem kollektiven Gefühl, aber keinesfalls auf etwas, was messbar ist? Geht es da nicht um ethische Grundsätze, die festgelegt werden von der Gesellschaft und von jedem einzelnen Individium bewertet und dementsprechend umgesetzt werden? Also muss ich mich damit zufriedengeben, dass das was erreicht wurde, entweder mich zufriedenstellt oder nicht und darauf basierend dann sagen, ob es gerecht war oder nicht obwohl Gerechtigkeit bloß eine angestrebte Wunschvorstellung ist", sagte sie plötzlich und sah mich dabei forschend an. Anscheinend hatte sie sich schon länger über dieses Thema Gedanken gemacht.

"Hat dich das Urteil denn zufriedengestellt?", fragte ich und legte dabei beruhigend meine Hände auf ihre.

"Ich weiß es nicht, aber das ist auch nicht wichtig. Ich kann es nicht ändern", antwortete sie mir und sah mir direkt in meine Augen. 

"Doch, wir können versuchen noch mehr zu erreichen. Dieser Typ sollte keine solche milde Strafe haben. Der hat sowas nicht verdient", entfuhr es mir nun und ich spürte wie meine Gefühle die Oberhand gewannen. Sie strich mir beruhigend über die Handflächen. Nachdem ich erfahren hatte, was dieser Typ ihr alles angetan hatte, waren mir mehr als einmal die Sicherungen durchgebrannt. Aber ich hatte mich immer zusammen gerissen und versucht ihr bestmöglich zu helfen. Doch diese Willenskraft, die es mir noch immer abverlangte nicht meinen Hass ihm gegenüber einfach herauszuschreien, schien nun nach dem Ende des Prozesses etwas gesunken zu sein.

"Hey, Kookie. Du solltest dich darüber nicht aufregen. Er ist jetzt hinter Gittern und du weißt wie dünn die Beweislage für viele Dinge war"

Sie lehnte sich etwas weiter nach vorne und küsste sanft meine Wange. Sie versuchte mich zu beruhigen, was mein Herz nur noch höher schlagen lies. Wie konnte sie nur so ein gutes Herz haben, dass sie trotzallem noch versuchte es für mich leichter zu machen.

"Ich weiß, dass du ihn am liebsten Tod sehen würdest, aber diese Gedanken machen dich nur kaputt. Bitte versuche nicht mehr an ihn zu denken. Ich möchte nicht, dass er noch immer einen solchen Einfluss auf mein Leben hat und du bist so ein wichtiger Teil davon", sagte sie und lehnte sich jetzt an mich, sodass ich schnell meine Arme, um sie schloss.

"Entschuldige. Es ist nur so, dass viele Juristen aus ihrer objektiven Sicht eine viel höhere Strafe für ihn erwartet hatten", flüsterte ich ihr zu und gab ihr einen Kuss auf die Stirn.

"Objektivität ist wie Gerechtigkeit. Sie existiert nicht. Es ist nur eine Wunschvorstellung. Aber dass ich dich jetzt habe, dass ist keine Wunschvorstellung. Du hast mir so sehr geholfen. Bitte verfalle jetzt nicht in das Loch, in das du mich nie hast fallen lassen", erklang ihre Stimme leise, bestimmt und dennoch verletzlich. Sie blickte zu mir auf und sah mir in meine Augen, bevor ich langsam nickte und ihr versprach:

"Ich werde es versuchen"

Nach diesem Gespräch hatten wir die restliche Zeit versucht uns einfach den Rückhalt und die Liebe zu geben, nach der wir beide Monate lang gelechzt hatten. Schlussendlich wurde ich allerdings wieder für den nächsten Dreh fertig gemacht und sie verlies zusammen mit Kiyoung das Set.

"Wohin gehen die beiden?", fragte ich an Taehyung gewandt, der neben mir stand und noch von einer Stylistin bearbeitet wurde.

"Ich hab doch von der Wette erzählt. Dafür sie diese bestreiten kann, darf sie nicht hier vor Ort anwesend sein, sonst hätte sie ja einen Wettkampfsvorteil", erklärte er und sah mich grinsend an. Ich wusste nicht, was ich von dieser Wette halten sollte und hoffte nur, dass sie genau das Richtige für sie in diesem Moment war und es sie ablenkte von jeglichen negativen Gedanken. Denn obwohl sie behauptet hatte, dass ich sie davon abgehalten hätte in ein tiefes Loch zu fallen, so war ich mir selbst dessen nicht so sicher. Fakt war, dass sie noch immer eine innere Stärke hatte, die ich bewunderte, aber auch diese Stärke keinesfalls fehlerfrei war.

"Sie hat irgendwas eben gesagt, warum sie so schnell abgehauen ist?", kam nun die Gegenfrage von Taehyung. Seine Augen waren auf mich fixiert und ich spürte, dass er sich noch immer Sorgen um sie machte. Aber ich wusste nicht so recht wie ich ihn davon abbringen sollte. Alle vorherigen Versuche hatten sich als inhaltslose Gespräche herausgestellt und keinen nachhaltigen Effekt gezeigt.

"Wir haben nicht darüber gesprochen", antwortete ich kurz und überlegte wie ich ihm die anderen Dinge möglichst schonend oder am besten gar nicht beibringen konnte. Ihre Aussage über Gerechtigkeit klang für mich ziemlich verbittert und auch ihre darauf folgende Aussage, dass sie schließlich nichts daran ändern konnte, spielten dieser Annahme zu.

"Warum? Worüber habt ihr dann gesprochen? Oder habt ihr nur einfach so aus Lust und Laune so nah beieinander gestanden?", seine Stimme hatte einen genervten Unterton, den ich nicht überhören konnte. Eigentlich hatte er sich gut mit unserer Beziehung angefreundet, aber diese Aussage nun ergab mir ein ganz neues anderes Bild.

"Bist du sauer, weil ich dir nicht jedes Detail aus unseren Unterhaltungen mitteile? Ich bin mit deiner Schwester zusammen, weil ich sie wirklich gern hab und nicht, damit du über mich an alle Informationen kommen kannst, die sie dir nicht von alleine mitteilt", feuerte ich nun auch etwas genervt zurück. Ich mochte es nicht wohin sich diese Unterhaltung entwickelte, aber ich wollte seine Laune auch nicht einfach nur ertragen und alle Gedanken herunterschlucken müssen. Es ging hier schließlich um Miga.

"Ich bin immer noch ihr Bruder und der Jenige, der sich um sie kümmert. Also stell dich hinten an, JK", erklang seine Stimme nun noch genervter, aber bevor ich antworten konnte, kam Namjoon zu uns und meinte locker und dennoch bestimmt:

"Eure Streitigkeiten gerade sind nur emotional getrieben. Kommt runter und sprecht darüber, wenn ihr euch abgeregt habt. Jetzt müssen wir uns auf unsere Aufgabe konzentrieren. Kommt"

Ich sah ihn an und nickte, bevor wir den letzten Anweisungen unserer Mitarbeiter lauschten und dann in die weiteren Aufnahmen gingen. Dieser Streit war nutzlos gewesen, vor allem, da wir beide keine Ahnung hatten, welche Schwierigkeiten sich in Wirklichkeit wieder aufbauten und keiner von uns Miga davor beschützen konnte.

I'm Fine - BTS FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt