Kapitel 29

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Migas p.o.v.

Ich atmete einmal tief durch und überlegte wie ich ihm meine Ideen präsentieren sollte. Einen finalen Plan hatte ich noch nicht erstellt. Ich hatte lediglich einige Punkte auf meiner Liste, die ich auf jeden Fall angehen sollte. Bevor ich allerdings mit ihm sprechen konnte, klingelte mein Handy. Genervt stöhnend griff ich danach und nahm den Anruf von Sumi an.

"Hey, Miga. Hast du kurz einen Moment", sagte sie, bevor ich etwas sagen konnte, sprach sie sofort weiter.

"Ich habe über deine Worte nachgedacht und bin der Meinung, dass du dem Ganzen entfliehen solltest. Du bist doch mit Jungkook zusammen, also warum ziehst du nicht zu ihm und fängst dein Studium in Seoul an, über das du schon die ganze Zeit nachgedacht hast. Vielleicht will dir das Universum einfach zeigen, dass du in diesem Leben nicht mehr professionell schwimmen solltest", erzählte sie, was mich etwas aus der Bahn warf. 

Ich hatte in der letzten Woche viel mit Juhee und Sumi gesprochen und beide hatten gesagt, dass sie sich gerne Gedanken machen würden, bevor sie mir einen Ratschlag geben würden. Schließlich hatt Juhee mir versichert, dass sie mich bei jeder Entscheidung unterstützen würde und sie mich nicht allein lassen würde wie sie es letztes Mal getan hatte. Ich wusste, dass sie ebenso große Schuldgefühle hatte wie mein Bruder, aber ich hatte es beiden verzweifelt versucht sie auszutreiben, ohne Erfolg. 

"Meinst du, dass ich es nicht lieber nochmal mit dem Vizepräsidenten sprechen sollte. Ich meine, vielleicht übersehe ich einfach irgendetwas, was mir helfen könnte", entgegnete ich minimal verwirrt.

"Ich weiß es nicht, aber es klingt nicht nach so einer guten Idee. Bitte Miga, sprich mit Jungkook und versuche ein neues Leben zu finden, in dem du endlich Ruhe hast und sicher bist", erklang ihre Stimme verzweifelter als normal.

"Hey, alles gut? Ich spreche mit ihm, ok? Und du solltest auch mal mit jemanden sprechen. Du warst in den letzten Tagen schon nicht gut drauf. Also wenn du mit mir darüber sprechen willst, dann kannst du das immer gerne machen", sagte ich besorgt und blickte Jungkook an, der offensichtlich nicht genau wusste, was vor sich ging und wie er das einzuordnen hatte.

"Danke, Miga. Ich danke dir wirklich, aber jetzt sprich mit Jungkook und melde dich dann wieder", sprach sie und ich vernahm die Belegtheit in ihrer Stimme, als ob sie bereits Tränen in den Augen hätte oder zumindest extrem emotional angesprochen wurde, was meine Sorgen nur weiter verstärkte. Allerdings verabschiedete sie sich noch kurz, bevor sie einfach auflegte ohne auf eine Antwort meinerseits zu warten.

"Was genau ging gerade vor sich?", fragte mein Freund und blickte mich mit forschenden Augen an.

"Wenn ich das nur selber wüsste, mein Liebster", antwortete ich leicht sarkastisch und hauchte ihm dann einen Kuss auf die Wangen, bevor ich aufstand und mich auf den Weg zur Tür machte.

"Wo willst du hin?", erkundigte er sich neugierig.

"Weißt du, wenn ich schonmal hier bei euch bin, dann sollte eine gute Runde Spiele nicht fehlen. Hilfst du mir die anderen zusammenzutrommeln?", vergewisserte ich mich und als er mir zunickte, nahm ich das als Aufforderung gleich an Jimins Tür anzuklopfen und ihn mit mir ins Wohnzimmer zu zerren.

Nach und nach sammelten wir alle zusammen und selbst Yonngi lies sich überreden, weshalb wir schließlich gemeinsam im Wohnzimmer saßen und darüber berieten, welches Spiel wir spielen könnten. 

"007 Bang?", warf Jin in den Raum und wurde sofort von einem tödlichen Blick von Jimin bestraft, der offensichtlich die Schnauze voll davon hatte, immer und immer wieder mit uns 007 Bang zu spielen.

"Uno?", beteiligte sich nun auch Hobi an dem Suchen, jedoch lieferte erst mein Bruder einen Vorschlag, der von der Mehrheit angenommen wurde. Dann übernahm Jin in der ersten Runde die Rolle des Erzählers, während wir uns so auf den Boden setzten und mit den Händen auf ihn klopften, dass wir nicht mitbekamen, wen er als Mafia, Arzt und Polizist ausgesucht hatte.

Nach einer kurzen Vorstellungsrunde stiegen wir sofort ins Morden, Beschuldigen und wilde Theorien umherschmeißen ein. Mein Bruder zeigte einmal wieder, dass das Schauspiel ein Teil seiner Welt war und zog uns eiskalt im Zusammenspiel mit Jimin über den Tisch. Eine Runde nach der anderen wurde gespielt mit immer wieder unvorsehbaren Ergebnissen. Als es schließlich spät wurde, verzogen sich alle wieder in ihre Zimmer und machten sich bettfertig.

"Jungkook, ich habe darüber nachgedacht, mich umzuorientieren und würde gerne wissen, was du davon halten würdest, wenn ich nach Seoul ziehen würde?", fragte ich ihn, als wir beide gerade unter seine Bettdecke gekrabbelt waren. Sofort landeten seine Augen auf meinen und ein freudiges Lächeln stahl sich auf seine Lippen.

"Du meinst, dass wir uns dann öfter sehen könnten?", erkundigte er sich und ich nickte vorsichtig. Schlussendlich war es nicht an mir das zu entscheiden, weil er sich schließlich nach seinem Arbeitsplan richten musste, aber zumindest müsste ich dann nicht jedes Mal 2 1/2 Stunden mit dem Zug hierher pendeln. 

"Willst du hier studieren?", quetschte er mich weiter liebevoll und mit glitzernden Augen aus, während seine Finger sanft über meine Hand strichen. Wieder nickte ich.

"Und du willst wissen, was ich davon halten würde, wenn ich dich viel öfter um mich haben und nerven könnte?", fragte er weiter, aber klang nun leicht sarkastisch, weshalb ich meine Augen zusammenkniff und antwortete:

"Ich meine, ich weiß noch nicht wie viel von dir ich ertragen kann, aber in kleinen Portionen ist meine Schmerzgrenze, glaub ich, schon ziemlich hoch", antwortete ich ihm im selben sarkastischen Ton, was ihn auflachen lies, bevor er wieder ernst wurde.

"Ich würde mich freuen, wenn du hier leben würdest, aber du solltest wegen mir niemals deine Ziele aus den Augen lassen. Dein Traum von Olympia ist doch immer noch real, oder nicht?"

"Ich weiß es nicht. Ich glaube, dass der Traum einer dieser Träume ist, die sich als Illusion toll anfühlen, aber in der Realität niemals so sein können. Ich liebe das Schwimmen und würde es auch ungern aufgeben, aber ich glaube, dass mich die vergangenen Monate viele Lektionen im Leben gelehrt haben. Eine davon ist die Bestimmung der Wichtigkeit. Für mich war es immer wichtig keinem eine Last zu sein und alle Erwartung, vor allem von Personen, die ich liebe, zu erfüllen. Diese Einstellung hat mich ehrlich gesagt in die falsche Richtung getrieben, weshalb ich nun mein Neustart etwas daran ändern sollte", erklärte ich und sah ihm an, dass er sich noch nicht so ganz sicher war,  was ich damit genau meinte.

"Ich bin dabei mein Gedankenkostüm zu ändern und das führt zwangsläufig auch zu Veränderungen in meiner Lebensausrichtung", erklärte ich.

"Also, Herr Jeon, was würden Sie davon halten, wenn ich Sie öfter sehen würde?"

"Nun ja, ich wäre nicht abgeneigt", versuchte er den von mir eingeschlagenen Ton weiterzuführen, konnte allerdings nicht lange die Fassade aufrechterhalten, bevor er anfing zu grinsen.

"Hmm, dann werde ich Ihre Aussage bei meiner finalen Entscheidung bedenken", erklärte ich.

"Wie fühlst du dich denn jetzt, wenn du dein Leben ganz umstrukturieren willst?", wollte er meine Gefühle erkunden und ich liebte es wie er darauf so oft den Fokus legte.

"Ich weiß, dass ich keine Entscheidung für die Zukunft treffen kann, deshalb versuche ich das zu tun, was sich richtig anfühlt und dann sehe ich weiter", berichtete ich ihm von meinem Plan.

"Das klingt gut. Hast du denn schon mit Tae gesprochen?", erkundigte er sich schlagartig völlig unerwartet.

"Worüber?"

"Über deine Wettschulden", sagte er, was sofort mein Herz in Gallop versetzte. Ich hatte damit gerechnet, dass Tae es mitbekommen wüde, wenn ich das Versprechen nicht einhielt und dennoch hatte ich mich vor dem darauf folgenden Gespräch gescheut. Aber noch konnte ich schließlich nicht abschätzen wie dieses enden würde, weshalb ich mich an Jungkook kuschelte und nach kurzer Zeit einschlief.

I'm Fine - BTS FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt