⚠️▫Kapitel 이십 일/2▫⚠️

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Gute Sitten haben für die Gesellschaft mehr Wert als alle Berechnungen Newtons. Friedrich II., (1712-1786), preußischer König

Jungkook

16.Oktober, Montag

"Jungkook, wo zum Teufel steckst du, Yoongi geht es wirklich schlecht!", drängt mich Michel zu einer Antwort und wie ich durch den Hörer an seiner aufgekratzten Stimme erkenne, scheint es etwas ziemlich Ernstes zu sein.

Sofort schieße ich kerzengerade in die Höhe, während Namjoon mich ungläuig ansieht und mit den Händen in der Luft herumfuchtelt.

"Wie, ihm geht es schlecht?!", hake ich fassungslos nach, wobei ich Namjonn gleichzeitig mit meinem Zeigefinger bedeute, die Klappe zu halten, das Handy vom Ohr wegenehme, die Lautsprechertaste antippe und das Handy schließlich wieder zum gegenüberliegenden Ohr führe.

"Er sieht schlimm aus, wirklich schlimm. Als wäre eine Horde hungriger Geparden über ihn hergefallen", hallt die besorgte Stimme des dicken Michels durch den kompletten Verkaufsraum, "er spukt Blut und liegt röchelnd bei euch im Zimmer auf dem Boden. Seine Haut ist ganz lila und blau, er sieht aus, als hätte er sich jede nur erdenkliche Stelle seines Körpers wund geschlagen."

Namjoon zuckt zusammen und sieht mich mit großen Augen an. "Das Gift!", wispere ich völlig benommen und merke dann erst, was ich eigentlich getan habe. Damals hat mir Namjoon befohlen, nur einen einzigen Teelöffel zu verwenden.

Und ich Kamelhirte habe in meinem Anfall von Rachsucht und Tatendrang die ganze, restliche Tüte in den Energytrink geschüttet!

Schweißperlen bilden sich auf meiner Stirn und ich taumle ziellos durch das geräumige Zimmer, mir wird heiß und kalt, so wie mir mein Mitschüler den Zustand von Yoongi ausführlicher beschreibt.

Namjoon ist derweil aufgesprungen und zappelt wie ein Wahnsinniger vor mir herum, bis ich Michel unterbrechen muss und mir den Hörer wütend gegen die Brust presse. "Was?!", gifte ich ihn an.

"Es gibt kein Gift, Jungkook. Das kann nicht sein!" Wie vom Schlag getroffen zucke ich zusammen.

Es dauert einen kurzen Augenblick, bevor ich mich wieder regen kann. "Wie meinst du das... es gibt kein Gift...?", flüstere ich mahnisch, wobei flüstern das falsche Wort ist, eher spucke ich ihm die Worte panisch entgegen.

Dann zuckt draußen ein tatsächlicher Blitz über den stargrauen Himmel, an dem sich gerade Ragnarök wahrhaftig abspielt, als ich Michel am anderen Ende der Leitung weiterquasseln höre.

Sofort habe ich mein Smartphone wieder am Ohr, halte Namjoon aber mit festem Griff bei mir, so als könnte ich befürchten, er würde sich gleich mit der anscheinend verheimlichten Wahrheit über das weiße Pullver aus dem Staub machen.

"Die Rettungskräfte sind auf dem Weg, die Lehrer wissen auch Bescheid! Wir wollten erste Hilfe leisten, aber die Schulkrankenschwester kommt nicht an ihn ran, als wir ihn entdeckt haben und Hilfe holen wollten, hat einer von uns unbedacht die Tür zugeschlagen. Das Schloss war wohl nicht ganz entriegelt und hat sich wieder eingehakt, Yoongi denkt, du hast den Schlüssel, aber wir konnten dich nirgends finden, wo zur Hölle bist du?", wirft er mir eine Information nach der anderen an den Kopf, bis er zum Ende hin fast brüllt.

"Ich- ähh..", stottere ich überfordert und schüttle Namjoon durch, wobei mir der auch keine vernünftige Erklärung parat hat.

"Egal. Egal!", winkt Michel laut ab. "Sieh nur zu, dass du dich beeilst, er braucht wirklich dringend Hilfe, wer weiß wie lange die Rettungskräfte hierher brauchen, aber es wird wohl eine Weile dauern, bis es die durch den Sturm schaffen." "Ist gut, ich komme, so schnell ich kann!", lege ich auf und starre Namjoon mit rotem Kopf an.

"Fuck!", stößt der ungläubig aus.

"Ich weiß nicht, wie das passieren konnte, das Pulver... das Pulver..." "Herrgott, was ist mit dem beschissenen Pulver?!"

"Jungkook, verstehst du nicht, das ist lediglich weißes, geschmacks- und geruchsneutrales Pullver zum Andicken von Farbe! Und alles andere als giftig! Das kratzt vielleicht lediglich ein wenig im Hals."

"Wie?", hauche ich kurz vor einem Nervenzusammenbruch.

"Ja", stöhnt er, "ich hab es dir gegeben, um dir den Eindruck zu machen, du könntest Yoongi irgendwie kontrollieren, erziehen, keine Ahnung! Mit der Absicht, dich ihn besser behandeln zu lassen. Du warst ihm doch schon von Tag eins gegenüber eingestellt wie sein persönlicher Scharfrichter! Und es hat doch auch funktioniert, ihr seid richtig gute Freunde geworden...", kommt er in die Erklärungsnot.

"Aber beim letzten Mal hat es doch auch funktioniert!", widerspreche ich ihm, weil ich mir nicht zusammenreimen kann, was meinem Yoongi dann widerfahren sein soll.

"Deshalb habe ich beim letzten Mal auch so komisch reagiert, als du mir von seiner Erkältung erzählt hast. Dabei wollte ich mir nichts anmerken lassen. Menschen werden nunmal auch einfach so krank, vielleicht war er zu lange in der Kälte oder hat sich bei jemandem angesteckt."

Reumütig sieht er mir mit seinem alarmierten Blick ins Gesicht. Ich schüttle den Kopf und nicke daraufhin wie bei einem Kurzschluss.

Draußen jault der Wind laut auf und streicht zischend um das Eck des Schaufensters, an das der Platzregen nur so geschleudert wird und der ohrenbetäubende Donner steht wie ein schlechtes Ohmen über mir.

"Wir klären das ein anderes Mal, hilf mir lieber, so schnell wie möglich zum Internat zu gelangen!"

Zum wiederholten Male an diesem Tag reißt Namjoon die Augen weit auf: "Bist du wahnsinnig. Bis dahin ist es eine gute halbe Stunde zu Fuß, dazu noch das Unwetter!"

Flehend sehe ich ihn an und umgreife fest den Schlüssel in der Bauchtasche meines Hoodies, als würde der mein schlechtes Gewissen lindern können. Wäre ich doch nur in der Schule geblieben!

"Irgendeinen Weg muss es doch geben..." Da schreckt mein bester Freund auf, als hätte er eine plötzliche Eingebung. "Johnny ist mit einem von diesen Minimotorrädern hier, die packen wenigstens 100kmh!"

"Johnny", brüllt er in der selben Sekunde, wie er seinen letzten Satz beendet hat, "können wir dein Motorad leihen?"

Er wartet das schwache "Hmmm?" aus der Badewanne kaum ab, sondern packt seine Wetterjacke, mich am Arm, schleift mich hinter sich aus dem Laden, während er genervt knurrt: "Der braucht das Ding heute sowieso nicht mehr!"

poı§on, vənom, toxıc  ~yoonkook ~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt